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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Cabinet auf dem Observatorium, wo er auf die Mittheilung der ersten Höhenbeobachtung wartet. Seiner Schätzung nach kann Standard-Island nicht mehr weit von dem Theile des Meeres entfernt sein, wo es mit den Proviantschiffen zusammentreffen soll. Von der Höhe des Thurmes aus beobachten mehrere Wachposten schon den ganzen Horizont, um das erste Auftauchen jener Dampfer zu melden.
    Bei dem Commodore befinden sich der König von Malecarlien, der Colonel Stewart, Sebastian Zorn, Pinchinat, Yvernes, Frascolin und eine Anzahl Officiere und Beamte – aus den Reihen derer, die man neutral nennen könnte, da sie an den innern Streitigkeiten nicht theilgenommen hatten. Für sie ist es die Hauptsache, bald in der Madeleinebay einzutreffen, wo die jetzige beklagenswerthe Sachlage ein Ende nehmen muß.
    In diesem Augenblick ertönen zwei Glocken und dem Commodore werden telegraphisch zwei Befehle übermittelt. Sie kommen aus dem Stadthause, wo sich Jem Tankerdon im rechten und Nat Coverley im linken Flügel mit ihren Parteigängern aufhalten. Von da aus regieren sie Standard-Island, und so kann es nicht auffallen, daß gelegentlich einander völlig widersprechende Verordnungen ergehen.
    Am nämlichen Morgen nun war bezüglich der vom Commodore Simcoë verfolgten Reiseroute – und hierüber hätten sich die beiden Gouverneure doch mindestens verständigen sollen – kein übereinstimmender Beschluß zu Stande gekommen. Der eine, Nat Coverley, verlangte, daß Standard-Island nach Nordosten weitergehen und den Gilbert-Archipel anlaufen sollte; der andre, Jem Tankerdon, der sich’s nun einmal in den Kopf gesetzt hatte, neue Handelsbeziehungen anzuknüpfen, bestand auf einer Route nach Südwesten und nach der Gegend Australiens zu.
    Soweit ist es nun mit den beiden Rivalen gekommen, und ihre Freunde haben geschworen, sie zu unterstützen.

    »Das hab’ ich schon immer gefürchtet, sagt der Commodore beim Empfang der gleichzeitig nach dem Observatorium abgegangnen Befehle.
    – Und das darf im Interesse der Allgemeinheit nicht so weitergehen, fügt der König von Malecarlien hinzu.
    – Wofür entscheiden Sie sich nun? fragt Frascolin.
    – Alle Wetter, ich bin doch begierig, wie sie manövrieren werden. Herr Simcoë! ruft Pinchinat.
    – Natürlich schlecht! bemerkt Sebastian Zorn.
    – Zunächst, nimmt der Commodore wieder das Wort, wollen wir Jem Tankerdon und Nat Coverley wissen lassen, daß ihre Befehle ganz unausführbar sind, da sie sich widersprechen. Uebrigens ist es vielleicht besser, daß Standard-Island hier liegen bleibt, um die erwarteten Schiffe zu treffen.«
    Diese sehr richtige Antwort wird sofort nach dem Stadthause telegraphiert.
    Eine Stunde verstreicht ohne eine weitere Mittheilung an das Observatorium. Wahrscheinlich haben die beiden Gouverneure darauf verzichtet, die Fahrtrichtung jeder in entgegengesetztem Sinne zu ändern.
    Plötzlich macht sich am Rumpfe von Standard-Island eine eigenthümliche Bewegung fühlbar. Was bedeutet das?… Es beweist, daß Jem Tankerdon und Nat Coverley ihren Starrsinn bis zur äußersten Grenze ausgedehnt haben.
    Alle anwesenden Personen sehen sich an und bilden ebensoviele Fragezeichen.
    »Was ist das?… Was bedeutet das?
    – Was es bedeutet? erwidert der Commodore Simcoë die Achseln zuckend. Es bedeutet, daß Jem Tankerdon directe Befehle dem M. Watson im Backbordhafen, und Nat Coverley ebenso die seinigen dem M. Somwah im Steuerbordhafen ertheilt hat. Der Eine hat angeordnet, vorwärts nach Nordosten, und der Andre, die Maschinen rückwärts arbeiten zu lassen und nach Südwesten zu fahren. Die Folge davon ist, daß Standard-Island sich auf der nämlichen Stelle nur dreht, und diese Drehung wird ebenso lange dauern, wie die Hartköpfigkeit der beiden Persönlichkeiten!
    – Ei, ruft Pinchinat, da wird ja zuletzt ein Walzer daraus. Der Walzer der Dickköpfe!… Nun kann sich Athanase Dorémus zur Ruhe setzen, die Milliardeser brauchen seinen Unterricht nicht mehr!«
    Diese sinnlose und, von gewissem Gesichtspunkte betrachtet, komische Lage hätte wirklich zum Lachen reizen können. Leider ist das zweifache Manöver entschieden nicht ohne Gefahr, wie der Commodore erklärt.
    Unter dem Drucke seiner zehn Millionen Pferdekräfte in entgegengesetztem Sinne gezogen, riskiert Standard-Island… auseinander zu gehen.
    In der That arbeiten die Maschinen und die Schrauben jetzt mit allergrößter Kraft, was man an dem Erzittern des stählernen Untergrundes erkennt.
    Man denke

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