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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sehr lebhafte Augen. Von hohem Wuchse, hat er einen mächtigen Torso und kräftige Gliedmaßen. Er ähnelt ein wenig den Trappern in den Prairien, obwohl er, was die Fallen angeht, niemals andre aufgestellt hat als die, durch die er die Millionen von Schweinen in seine Speicher von Chicago eintrieb. Er ist ferner etwas heftig von Charakter, obschon man erwarten sollte, daß die Stellung, die er hier einnahm, ihn hätte etwas abschleifen sollen; leider fehlte es ihm aber an der ersten Erziehung. Darum liebt er es auch, mit seinem Reichthum zu glänzen, und hat, wie man zu sagen pflegt, »eine klingende Tasche«. Dennoch scheint sie ihm immer noch nicht voll genug zu sein, denn er denkt mit einer Anzahl andrer Bewohner seiner Bordseite daran, die frühern Geschäfte wieder aufzunehmen.
    Mrs. Tankerdon ist eine Amerikanerin wie alle, eine gute, ihrem Manne sehr ergebne Frau, eine vortreffliche Mutter, voll Liebe zu ihren Kindern und wie es scheint, bestimmt, eine zahlreiche Nachkommenschaft zu haben. Hat man zwei Milliarden unter seinen directen Nachkommen zu vertheilen, so kann man deren schon ein Dutzend haben, sie werden ja trotzdem noch anständig versorgt sein.
    Von dieser ganzen Gesellschaft zog nur der älteste Sohn die Aufmerksamkeit unsrer Künstler auf sich, und gerade dieser sollte in unsrer Geschichte noch eine gewisse Rolle spielen. Walter Tankerdon, eine elegante Erscheinung mit mäßigen Anlagen, doch mit gewinnendem Auftreten und hübschen Gesichtszügen, hatte mehr von Mrs. Tankerdon als von dem Familienoberhaupt an sich. Ausreichend unterrichtet, denn er hat Europa und Amerika durchstreift, reist er noch jetzt zuweilen, fühlt sich aber immer wieder nach Standard-Island zurückgezogen. Mit allen sportlichen Uebungen vertraut, steht er, wenn es sich um Polo, Golf oder Crocket handelt, an der Spitze der Milliardeser Jugend. Auf sein ihm einmal zufallendes Vermögen bildet er sich gar nichts ein und ist von Herzen wirklich ein guter Mensch. Wegen Mangels an bedürftigen Leuten auf der Insel, hat ihm freilich jede Gelegenheit gefehlt, sich als Wohlthäter zu erweisen. Immerhin ist es zu wünschen, daß seine Brüder und Schwestern ihm gleichen. Letztere sind noch zu jung, um an eine Heirat zu denken, er aber zählt nahe an die Dreißig, und hat alle Ursache dazu. Ob er wohl daran denkt? Das wird sich im weitern zeigen. Ein greller Contrast besteht zwischen der Familie Tankerdon, der ersten auf der Backbordhälfte, und der Familie Coverley, der hervorragendsten auf der Steuerbordhälfte. Nat Coverley ist von feinerem Schlage als sein Rival, er verräth die französische Abstammung seiner Vorfahren. Sein Vermögen entstammt weder den Eingeweiden des Erdbodens in Gestalt von Petroleumansammlungen, noch den dampfenden Eingeweiden der Schweinerasse. Ihn haben industrielle Unternehmungen, Eisenbahnen und Bankgeschäfte zu dem gemacht, was er ist. Er denkt nur daran, seine Reichthümer in Frieden zu genießen – und macht auch kein Hehl daraus – und er würde sich jedem Versuche, das Juwel des Oceans in eine riesige Fabrik oder ein ungeheures Handelshaus umzuwandeln, mit allen Kräften widersetzen. Groß und gut gewachsen, mit hübschem Kopf, vollem, ins Graue schillerndem Haare, trägt er einen Vollbart, dessen Braun sich schon einzelne Silberfäden beigemischt haben. Von kühlem Charakter und vornehmen Manieren, nimmt er den ersten Rang unter den Notabeln ein, die in Milliard-City die Ueberlieferungen der höchsten Gesellschaftskreise Südamerikas bewahren. Er liebt die Künste, versteht sich auf Malerei und Musik, bedient sich gern der unter den Steuerbordbewohnern viel angewendeten französischen Sprache, hält sich auf dem Laufenden bezüglich der amerikanischen und europäischen Literatur und ruft seine Bravos und Bravas, wenn die roheren Typen aus dem Far-West und aus Neu-England ihre Hurrahs und Hips ertönen lassen.
    Mrs. Coverley, die zehn Jahre jünger ist als ihr Mann, hat eben – und ohne sich groß darüber zu beklagen – die Schwelle der Vierzig überschritten. Eine elegante vornehme Dame, rührt sie aus einer der halbcreolischen Familien des alten Luisiana her, und ist eine ausgezeichnete Pianistin – denn man darf nicht glauben, daß ein Reyer des 20. Jahrhunderts das Piano aus Milliard-City verbannt hätte. In ihrem prächtigen Hause in der Fünfzehnten Avenue hat das Quartett ja häufig Gelegenheit, mit ihr zu musicieren, und kann nicht umhin, sie wegen ihrer musikalischen Talente zu

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