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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hornartigen Masse, die einst in concentrischen Schichten von Polypen, den so einfach organisierten Strahlenthieren, denen eine ungeheure Productionskraft innewohnt, abgesondert wurden. Die jüngsten dieser Inseln haben nur auf ihrem Gipfel eine leichte Pflanzendecke; die andern, bei denen die Vegetation von oben bis nach unten reicht, sind die ältern, wenn sie auch korallischen Ursprungs sind. Unter den Fluthen des Großen Oceans verbirgt sich also ein ganzes Gebirgssystem. Standard-Island gleitet über dessen Gipfel hinweg etwa wie ein Ballon zwischen den Spitzen der Alpen oder des Himalaya – nur wird es nicht von der Luft, sondern vom Wasser getragen.
    Doch wie es in der Atmosphäre breite Strömungen giebt, so kennt man auch solche auf der Oberfläche dieses Oceans. Die große Strömung geht von Osten nach Westen, während mehr in der Tiefe zur Zeit, wenn die Sonne nach dem Wendekreise des Krebses geht, zwei Gegenströmungen beobachtet werden. An den Kästen von Tahiti hat man auch vier Arten von Fluth, die nicht überall gleichzeitig eintreten und deshalb die Ebbe fast unmerkbar machen. Das Klima der einzelnen Archipele ist sehr verschieden. Die bergigen Inseln halten die Wolken auf, die ihren Regen auf sie ergießen; die niedrigeren sind mehr trocken, weil alle Dämpfe von den herrschenden Winden aufgelöst und weggetrieben werden.
    Wie zu erwarten, besaß die Bibliothek des Casinos eine reiche, sogar vollständige Sammlung von Karten über den Stillen Ocean, die Frascolin, der Ernsthafteste der Truppe, häufig studiert. Yvernes zieht es vor, auf alle Zwischenfälle der Fahrt zu achten, die künstliche Insel zu bewundern und dergleichen, er hat aber offenbar wenig Neigung, sein Gehirn mit geographischen Kenntnissen zu beschweren. Pinchinat nimmt alles von der heitern oder phantastischen Seite. Sebastian Zorn kümmert sich ganz und gar nicht um die Fahrt, weil er an dieser sehr gegen seinen Willen theilnimmt.
    Frascolin ist also der Einzige, der sich eingehend von Polynesien unterrichtet, die Hauptinselgruppe desselben, die niedrigen Inseln, die Marquisen, die Pomotu-und die Gesellschafts-Inseln, die Inseln Cook’s. die Tonga-und Samoa-, sowie die Austral-Inseln, die Wallis-und Fanning-Inseln studiert, ohne von den einzeln liegenden Nine, Tokolau, Phönix, Manahiki, der Oster-Insel und von Sala y Gomez und andern zu reden. Er erfährt dabei, daß die Herrschaft in den meisten dieser Archipele, selbst in denen, die unter Protectorat stehen, in den Händen mächtiger Häuptlinge liegt, deren Einfluß niemals bestritten worden ist, und daß die armen Classen den reichen vollständig unterworfen sind. Er lernt, daß außer der, allerdings am meisten verbreiteten katholischen Religion, die Eingebornen auch noch dem Brahmanismus, dem Islam und dem Protestantismus huldigen. Er lernt dabei, daß die Sprache der Eingebornen, die ein sehr einfaches Alphabet haben, da es nur aus dreizehn bis siebzehn Lautzeichen besteht, schon jetzt mit dem Englischen stark vermischt ist und später in diesem ganz aufzugehen droht; ebenso, daß die Bevölkerung Polynesiens unleugbar im Abnehmen ist, was gewiß bedauerlich erscheint, da der Typus der Kanaken – das Wort bedeutet »Mann« – wirklich schön zu nennen ist. Polynesien verliert an ethnographischem Interesse sicher ganz ungemein durch das wachsende Uebergewicht der fremden Rassen. Ueber alles das erhält er Aufklärung, vorzüglich durch häufige Gespräche mit dem Commodore Ethel Simcoë, und wenn ihn seine Kameraden über etwas ähnliches fragen, so ist er nie um eine Antwort verlegen.
    Pinchinat nennt ihn darum schon gar nicht mehr anders als den »Larousse der Tropenzonen«.
    Derart sind also die Inselgruppen, zwischen denen Standard-Island seine reiche Einwohnerschaft spazieren führt. Sie verdient wirklich den Namen der glücklichen Insel, denn Alles, was das leibliche und soweit es möglich, das geistige Glück sichern kann, ist hier vorgesehen, und darum erscheint es um so bedauerlicher, daß diese Sachlage durch Rivalitäten, Eifersüchteleien und dergleichen gestört zu werden droht, durch Meinungsverschiedenheiten, die Milliard-City in zwei Feldlager ebenso trennt, wie es in zwei Stadthälften getheilt ist. Für unsre Künstler, die hieran ja unbetheiligt sind, verspricht der Streit wenigstens recht interessant zu werden.
    Jem Tankerdon ist durch und durch Yankee. Er hat ein großes Gesicht mit röthlichem Barte, kurzes Haar und trotz seiner sechzig Jahre noch

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