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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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beglückwünschen.
    Der Himmel hat den Ehebund der Coverley’s nicht so reich gesegnet wie den der Tankerdon’s. Drei Töchter sind die einzigen Erbinnen eines ungeheuern Vermögens, womit Mr. Coverley nicht so prahlt, wie sein Rival. Sie sind sehr hübsch und an Freiern wird es ihnen aus den besten Kreisen der Alten wie der Neuen Welt gewiß nicht fehlen, wenn sie sich einmal verheiraten wollten. In Amerika ist eine so große Mitgift übrigens gar nicht so selten. Vor wenigen Jahren erst war mehrfach von der kleinen Miß Terny die Rede, um die sich wegen ihrer siebenhundertfünfzig Millionen junge Männer schon bewarben, als sie nur – zwei Jahre zählte. Hoffentlich hat sich das Kind nach seinem Geschmack verheiratet, so daß es nicht nur die reichste, sondern auch die glücklichste aller Ehefrauen in den Vereinigten Staaten geworden ist.
    Die älteste Tochter der Familie Coverley, Diana oder vertraulich nur Dy genannt, zählt kaum zwanzig Jahre. Sie ist eine sehr schöne Erscheinung, in der sich die körperlichen und seelischen Eigenschaften ihres Vaters und ihrer Mutter vereinigt wiederfinden. Mit reizenden blauen Augen, einem reichen Haar von einer zwischen braun und blond liegenden Färbung, rosigem Teint, eleganter und graziöser Haltung, erscheint es erklärlich, daß sie den jungen Herren in Milliard-City in die Augen sticht, und daß diese die Eroberung des »unzählbaren Schatzes« – hier ein mathematisch richtiger Ausdruck – gewiß Fremden nicht überlassen werden. Es ist sogar anzunehmen, daß Mr. Coverley in einer Verschiedenheit der Religion kein Hinderniß einer Verbindung sehen würde, wenn er dadurch das Glück seiner Tochter gesichert wüßte.
     

    Frascolin auf der Rammspornbatterie. (S. 138.)
     
    In der That ist es bedauerlich, daß gesellschaftliche Eifersüchteleien die beiden sonst am besten für einander geschaffenen Familien von Standard-Island trennen. Walter Tankerdon erschien ja mehr als jeder andre geeignet, der Gatte Dy Coverley’s zu werden.
    Hieran ist aber leider gar nicht zu denken. Eher würde Standard-Island in zwei Theile zerschmettert und führen die Backbordbewohner mit einer Hälfte, die Steuerbordbewohner mit der andern Hälfte ab, ehe ein solcher Ehecontract zu Stande käme.
    »Wenn nicht die Liebe in der Geschichte dennoch den Ausschlag giebt!« sagte zuweilen der Oberintendant, der unter seinem goldnen Klemmer mit den Augen zwinkerte.
    Es scheint aber nicht so, als ob Walter Tankerdon eine besondre Zuneigung für Dy Coverley – oder umgekehrt – empfände. Wenn es doch der Fall wäre, so legten sich wenigstens Beide eine ungeheure Zurückhaltung auf, die selbst die Neugierde der vornehmen Welt von Milliard-City täuschte.
    Ungefähr dem hundertsechzigsten Meridian folgend, segelt die Propeller-Insel weiter nach dem Aequator hinunter. Vor ihr liegt jetzt der Theil des Stillen Oceans, der die wenigsten Inseln und Eilande aufweist und dessen Tiefe bis auf zwei Lieues – eine Tiefe von sechstausend Metern – reicht, aus der mit der Sonde jene merkwürdigen Muscheln oder Zoophyten herausgebracht werden, die so beschaffen sind, daß sie den ungeheuern, auf sechshundert Atmosphären geschätzten Wasserdruck auszuhalten vermögen.
    Fünf Tage später gelangt Standard-Island nach einer Gruppe, die englisches Besitzthum ist, obwohl sie die der Amerikanischen Inseln genannt wird. Nachdem es Palmyra und Suncarung zur Rechten gelassen, nähert es sich bis auf fünf Meilen Fanning, einer der zahlreichen und hier der wichtigsten Guanolagerstätten des Archipels. Im übrigen haben die mehr kahlen Berge dem Vereinigten Königreich bisher noch keinen besondern Nutzen gebracht. Es hat aber seinen Fuß auf diese Stelle gesetzt, und jedermann weiß, daß der große Fuß Englands gewöhnlich unverwischbare Eindrücke hinterläßt.
    Jeden Tag, wenn seine Kameraden den Park oder das benachbarte Feld durchstreifen, begiebt sich Frascolin, den alle Einzelheiten dieser merkwürdigen Fahrt lebhaft interessieren, nach der Rammspornbatterie. Hier trifft er häufig mit dem Commodore zusammen, und Ethel Simcoë belehrt ihn gern über alle eigenthümlichen Meereserscheinungen. Sind diese von einigem weitern Interesse, so unterläßt es die zweite Geige nie, auch den Andern davon Mittheilung zu machen.
    Ein solches Ereigniß trat z. B. in der Nacht vom 30. zum 31. Juli ein.
    Am Nachmittage schon wurde eine große, mehrere Quadratmeilen bedeckende Akalephenbank gemeldet. Die Bevölkerung hatte

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