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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bewundert zu haben. Diese ist überraschend, wenn auch ohne reiche Flora. Das Küstengebiet zeitigt Cocospalmen und andre Arten, Brodbäume, Aleuriten, die zur Oelgewinnung dienen, ferner Ricinus-, Stechapfel-und Indigopflanzen. In den von den Bergwässern durchzognen und von einem üppigen, Menervia genannten Strauche erfüllten Thälern bilden sich viele Gesträche zu richtigen Bäumen aus, wie Chenopodien, Halapepen und riesige Asparagineen.
     

    Wie ein Gewirr von Schlangen ziehen die Lianen durch das Astwerk hin. (S. 127.)
     
    Die bis auf zweitausend Meter hinausreichende Waldzone wird von verschiednen Holzarten, von hohen Myrtaceen, kolossalen Rumexarten und von Lianen gebildet, die sich wie ein Gewirr von Schlangen durch das Astwerk hinziehen. Was die Bodenerzeugnisse angeht, die die Hauptausfuhr bilden, so bestehen diese aus Reis, Cocosnüssen und Zuckerrohr.
     

    Ein verdächtiges Fahrzeug. (S. 130.)
     
    Zwischen den Inseln herrscht ein lebhafter Schiffsverkehr, da alle Producte nach Honolulu geschafft werden, um von hier aus, meist nach Amerika, zur Ausfuhr zu gelangen. Auch die Fauna zeigt wenig Verschiedenheit. Wenn die Kanaken in intelligenteren Rassen unterzugehen drohen, so erleiden doch die Thierarten keine Veränderung. Es finden sich davon nur Schweine, Ziegen und Hühner als Hausthiere, wilde Thiere gar nicht, höchstens einige Paare Wildschweine; Mosquitos, deren man sich nur mit Mühe erwehren kann, zahlreiche Scorpione und viele Arten ungefährlicher Eidechsen; ferner Vögel, die niemals singen, wie der Oo, die Drepanis pacifica mit schwarzem Gefieder und geschmückt mit den gelben Federn, aus denen der berühmte Mantel Kamehameha’s hergestellt war, an welchem neun Generationen von Eingebornen gearbeitet hatten.
    Der Antheil des Menschen an diesem Archipel besteht darin, ihn, und zwar nach amerikanischem Muster, civilisiert zu haben, nämlich durch gelehrte Gesellschaften, obligatorische Lehranstalten, die bei der 1878er Ausstellung einen Preis erhielten, durch reiche Bibliotheken und eine in englischer und kanakischer Sprache erscheinende Journalistik. Unsre Pariser konnten darüber nicht staunen, denn die Notabeln des Archipels sind in der Mehrzahl Amerikaner und ihre Sprache ist hier ebenso eingeführt wie ihre Münzsorten. Diese Notabeln ziehen mit Vorliebe nur Chinesen aus dem Himmlischen Reiche in ihre Dienste, entgegen dem Verfahren in Westamerika, wo man sich dieser Geißel mit dem bezeichnenden Namen der »Gelben Pest« zu erwehren bemüht.
    Natürlich gleiten seit dem Eintreffen Standard-Islands vor der Hauptstadt von Oahu zahlreiche Boote mit Neugierigen um jenes herum. Bei so herrlichem Wetter und stiller See giebt es gar nichts Schöneres als eine Fahrt von etwa zwanzig Kilometern eine Kabellänge von dieser vernieteten und verbolzten »Küste« hin, auf der die Zollbeamten eine so strenge Ueberwachung ausüben.
    Unter jenen Booten hätte man auch ein leichtes Fahrzeug bemerken können, das jeden Tag im Gewässer der Schraubeninsel umhersegelt. Es ist eine Art malayischer Ketsch mit zwei Masten, eckigem Achterschiff und einer Besatzung von zehn Mann unter dem Befehle eines Kapitäns von sehr energischem Aussehen. Der Gouverneur schenkt der Sache aber keine Beachtung, obgleich jene Hartnäckigkeit verdächtig erscheinen konnte. Jene Leute hören nämlich nicht auf, die Insel in ihrem ganzen Umfange zu besichtigen, segeln von dem einen Hafen zum andern und suchen die Anordnung des Ufers auszukundschaften. Doch wenn sie auch Schlimmes im Schilde führten, konnte die Besatzung von zehn Mann gegen eine Bevölkerung von zehntausend Menschen doch nichts ausrichten. Niemand bekümmert sich also um das Verhalten der Ketsch, ob diese nun am Tage hin und her segelt oder die Nacht über auf dem Meere bleibt. Auch das Marineamt von Honolulu wird wegen dieser Sache nicht interpelliert.
    Am Morgen des 10. Juli verläßt Standard-Island die Insel Oahu, macht zuerst eine Schwenkung und gleitet dann nach Südwesten hin, um nach den andern hawaïschen Inseln zu gelangen. Dabei kommt ihm die von Osten nach Westen verlaufende Aequatorialströmung zu statten, deren Richtung der der Meeresströmung im Norden des Archipels gerade entgegengesetzt ist.
    Zur Freude derjenigen seiner Bewohner, die sich nach dem Backborduser begeben haben, steuert Standard-Island zwischen den Inseln Molokaï und Kaouaï hindurch. Ueber der letzteren, einer der kleinsten der Gruppe, erhebt sich ein Vulcan bis

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