Die Propeller-Insel
hunderttausend Seelen auf sechzehntausend zurückging.
Pomare III., der Sohn des vorigen, regierte von 1819 bis 1827, und seine Schwester Aimata, die berühmte Pomare, der Schützling des elenden Pritchard, sie selbst geboren 1812, wurde Königin von Tahiti und der benachbarten Inseln. Da sie mit ihrem ersten Gatten Tapoa kinderlos blieb, verstieß sie diesen, um sich mit Ariifaaite zu vermählen. Aus dieser Verbindung ging 1840 Arione, der muthmaßliche Thronerbe, hervor, der aber mit fünfunddreißig Jahren verstarb. Vom nächsten Jahre an schenkte die Königin ihrem Gatten, einem der schönsten Männer der Insel, noch vier Kinder: eine Tochter, Teriimaevarna, seit 1860 Fürstin von Bora-Bora; den 1842 gebornen Prinzen Tamatoa, König der Insel Raiatea, den seine Unterthanen, empört über seine rohe Grausamkeit, vom Throne stürzten; den Prinzen Teriitapunui, geboren 1846, der leider schwer hinkte, und endlich 1848 den Prinzen Tuavira, der seine Erziehung in Frankreich erhielt.
Die Regierung der Königin Pomare verlief nicht immer ganz ruhig. Seit 1835 kamen die katholischen Missionäre mit den ältern protestantischen in Streit. Erst vertrieben, wurden jene durch eine französische Expedition wieder zurückgeführt. Vier Jahre später nahmen fünf Häuptlinge die französische Schutzherrschaft an. Pomare protestierte, die Engländer protestierten. Der Admiral Dupetit-Thouars verkündete die Absetzung der Königin und jagte Pritchard aus dem Lande, Ereignisse, die zu den mörderischen Kämpfen von Rapepa und Mahaena führten. Das Vorgehen des Admirals wurde jedoch nicht völlig gebilligt, Pritchard erhielt fünfundzwanzigtausend Francs Schadenersatz und dem Admiral Bruat wurde der Auftrag ertheilt, die Sache zum guten Ende zu führen.
Tahiti unterwarf sich 1846 und Pomare bequemte sich 1847 am 19. Juni zur Annahme des Schutzvertrages unter Anerkennung ihrer Souveränität über die Inseln Raiatea, Huahine und Bora-Bora. Auch dann kam es noch zu Unruhen. 1852 wurde die Königin gestürzt und die Republik proclamiert. Schließlich setzte das französische Gouvernement die Königin wieder auf den Thron und diese verzichtete auf drei ihrer Kronen: zu Gunsten ihres ältesten Sohnes auf die von Raiatea und Tahaa, zu Gunsten des zweiten auf die von Huahine, und zu Gunsten ihrer Tochter auf die Krone von Bora-Bora.
Gegenwärtig sitzt eine ihrer weiblichen Nachkommen, Pomare VI, auf dem Throne des Archipels.
Der mittheilsame Frascolin rechtfertigt bei jeder Gelegenheit den ihm verliehnen Namen eines Larousse des Stillen Oceans. Er berichtet seinen Kameraden diese biographischen und historischen Einzelheiten mit der Behauptung, daß es sich immer empfehle, die Leute, zu denen man geht und mit denen man spricht, genauer zu kennen. Yvernes und Pinchinat antworten, daß er recht daran gethan habe, sie in die Genealogie der Pomares einzuweihen, unbekmmmert um Sebastian Zorn’s Erklärung, »daß ihm so etwas ganz gleichgiltig sei«.
Der leicht erregbare Yvernes fühlt sich von dem Reize der poetischen Natur Tahitis ganz ergriffen. Er erinnert sich der begeisterten Reiseberichte Bougainville’s und Dumont d’Urville’s und verhehlt gar nicht seine Erregung bei dem Gedanken, der Souveränin dieses neuen Kythera, einer wirklichen, echten Königin Pomare, gegenübertreten zu sollen, deren Namen allein schon…
»Die ,Hustennuß’ bedeutet, fällt ihm Frascolin ins Wort.
– Sehr schön! ruft Pinchinat. Das klingt, als wenn einer von einer Göttin des Schnupfens, einer Kaiserin der Koryza spräche. Da gilt es, das Taschentuch nicht zu vergessen!«
Yvernes ist wüthend über die Spottreden des kühnen Witzbolds, die Andern lachen aber so aus vollem Herzen, daß die erste Geige schließlich in die allgemeine Heiterkeit mit einstimmt.
Der Empfang des Gouverneurs von Standard-Island, der Behörden und der Abordnung der Notabeln geht mit großer Feierlichkeit vor sich. Der Mutoï der Chef der Gendarmerie, macht dabei die Honneurs, wobei ihm auch Eingeborne zur Seite treten.
Die Königin Pomare VI. ist jetzt zweiundvierzig Jahre alt. Wie ihre Familie, trägt sie ein Staatskleid von rosenrother Farbe, die die tahitische Bevölkerung vor allem liebt. Sie nimmt die Ehrenbezeugungen Cyrus Bikerstaff’s mit leutseliger Würde – wenn dieser Ausdruck erlaubt ist – und mit einem Anstand entgegen, dessen sich keine Majestät Europas zu schämen gehabt hätte. Sie antwortet huldvoll und im reinsten Französisch, denn diese
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