Die Propeller-Insel
empfangen.«
Cyrus Bikerstaff stellt die Personen seines Gefolges vor, seine Adjuncten, den Commodore Ethel Simcoë, den Befehlshaber der Miliz, die verschiednen Beamten, den Oberintendanten der schönen Künste und die Künstler des Concert-Quartetts, die hier einen Empfang finden, wie er Landsleuten zukommt.
Zu einiger Verlegenheit kommt es wegen der Vertreter der beiden Hälften von Milliard-City. Wie soll man der Eigenliebe Jem Tankerdon’s und Nat Coverley’s gleichzeitig genug thun, die beide das Recht haben… »Gleichzeitig zu marschiren«, bemerkt Pinchinat, einen berühmten Vers Scribe’s parodierend.
Diese Schwierigkeit wird von dem Civilgouverneur selbst überwunden. Von der Rivalität der beiden berühmten Milliardeser unterrichtet, entwickelt er solchen Takt, solche diplomatische Gewandtheit, daß die Sache so glatt verläuft, als wenn sie schon im voraus geregelt gewesen wäre. Ohne Zweifel hätte der Chef eines englischen Protectorats bei gleicher Gelegenheit noch Feuer ins Pulver geworfen, um der Politik des Vereinigten Königreichs einen Dienst zu erweisen. Zu einem ähnlichen Fehlgriff kommt es hier im Palaste des Civilgouverneurs nicht, und hochbefriedigt von dem Empfange zieht sich Cyrus Bikerstaff mit seinem Gefolge zurück.
Es versteht sich von selbst, daß Sebastian Zorn und seine Kameraden die Absicht hatten, den schon ganz außer Athem gerathenen Athanase Dorémus seine Wohnung in der Fünfundzwanzigsten Avenue wieder aufsuchen zu lassen.
Sie selbst wollten so viel wie möglich in Papeete verweilen, dessen Umgebungen besuchen, Ausflüge nach den wichtigsten Bezirken unternehmen und auch die Halbinsel Tatarapu durchwandern, kurz, sie wollten die »Kürbisflasche des Stillen Oceans« bis zum letzten Tropfen leeren.
Von dem von ihnen gefaßten Beschlusse machen sie auch Calistus Munbar Mittheilung und der Oberintendant billigt ihn in allen Stücken.
»Ich empfehle Ihnen nur, sagt er, achtundvierzig Stunden zu warten, bevor Sie sich aufmachen.
– Ja, warum denn nicht heute? fragt Yvernes, der schon vor Ungeduld brennt, den Wanderstab zu ergreifen.
– Weil die Behörden von Standard-Island erst noch der Königin ihre Aufwartung machen wollen und es angezeigt erscheint, daß auch Sie Ihrer Majestät und deren Hofe vorgestellt werden.
– Und morgen?… fragt Frascolin weiter.
– Morgen wird der Civilgouverneur des Archipels den Behörden von Standard-Island den erhaltnen Besuch erwidern, und es gehört sich doch…
– Daß auch wir dabei sind, antwortet Pinchinat. Nun gut, wir werden zur Stelle sein, Herr Oberintendant.
Vom Palast des Gouverneurs aus begiebt sich Cyrus Bikerstaff mit seinem Gefolge nach dem Ihrer Majestät – eine einfache Promenade unter Bäumen hin, die kaum eine Viertelstunde in Anspruch nimmt.
Die königliche Wohnung liegt sehr schön in dichter grüner Umgebung.
Sie bildet ein Viereck mit zwei Stockwerken, dessen Dach nach Art der Schweizerhäuser noch zwei übereinanderliegende Reihen von Veranden überdeckt. Von den obern Fenstern aus umfaßt der Blick ausgedehnte Anpflanzungen, die bis zur Stadt heranreichen, und darüber hinaus schimmert ein Theil des Meeres. Es ist im Ganzen eine reizende, zwar nicht luxuriöse aber anheimelnde Wohnstätte.
Die Königin hat durch die Annahme der französischen Schutzherrschaft von ihrem Ansehen nichts verloren. Weht auch die Fahne Frankreichs von den Masten der im Hafen von Papeete liegenden oder auf der Rhede verankerten Schiffe ebenso wie von den öffentlichen Gebäuden, so leuchten über dem königlichen Palaste doch noch immer die alten Farben des Archipels, die Flagge mit rothweißen Querstreifen und dem dreifarbigen Jack in der obern innern Ecke.
Im Jahre 1706 entdeckte Quiros die Insel Tahiti, der er den Namen »Sagittaria« beilegte. Nach ihm vervollständigten Wallis 1767 und Bougainville 1768 die Erforschung der Gruppe. Zur Zeit der Entdeckung herrschte hier die Königin Oberea, und nach ihrem Ableben tauchte in der Geschichte Oceaniens die Dynastie der Pomares auf.
Pomare I. (1762 bis 1780), der zuerst unter dem Namen Otoo (d. i. der schwarze Reiher) regiert hatte, vertauschte diesen später gegen den Namen Pomare.
Sein Sohn, Pomare II. (1780 bis 1819), empfing 1797 die ersten englischen Missionäre mit großem Wohlwollen und bekehrte sich zehn Jahre darauf selbst zur christlichen Kirche. Das war eine Zeit der Uneinigkeit und harter Kämpfe, unter denen die Bevölkerung des Archipels von
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