Die Propeller-Insel
Uebrigens stehen sie durch fahrbare, gut erhaltne Straßen mit Papeete in bequemer Verbindung.
Frascolin bemerkt gegen Calistus Munbar, daß die beiden Familien in Folge ihrer Abwesenheit beim Besuche des Civilgouverneurs nicht gegenwärtig sein können.
»Desto besser, antwortet der Oberintendant, dessen Augen in geheimer Freude aufleuchten, da gehen wir allen Unannehmlichkeiten aus dem Wege. Käme der Vertreter Frankreichs zuerst zu den Coverley’s, was würden dann die Tankerdon’s, und wenn zu diesen, was würden dann die Coverley’s dazu sagen?«
Cyrus Bikerstaff kann sich wegen der Abwesenheit der beiden Familien nur Glück wünschen.
– Ist denn gar keine Hoffnung vorhanden, daß die Rivalität dieser Familien endlich einmal aufhört? sagte Frascolin.
– Wer kann das wissen, erwiderte Calistus Munbar. Das hängt vielleicht nur von dem liebenswürdigen Walter und der reizenden Diana ab…
– Bisher scheint es freilich, daß dieser Erbe und diese Erbin… fällt Yvernes ein.
– Keine Angst! unterbricht ihn der Oberintendant, dazu genügt eine Gelegenheit, und wenn der Zufall eine solche nicht herbeiführt, so werden wir, zum Besten unsrer geliebten Insel, einmal selbst den Zufall spielen!«
Calistus Munbar führt dabei auf den Fersen eine Pirouette aus, die gewiß des Athanase Dorémus Beifall gefunden und einem Marquis des vorigen Jahrhunderts keine Schande gemacht hätte.
Der Empfang des Civilgouverneurs. (S. 192.)
Am Nachmittage des 20. October landen der Civilgouverneur, der Commandant, der Generalsecretär und die ersten Beamten des Protectorats am Quai des Steuerbordhafens, wo sie von dem Gouverneur mit den ihnen zukommenden Ehren empfangen werden. Von beiden Batterien donnern Kanonenschüsse. Bereitstehende Wagen mit französischen und Milliardeser Fahnen bringen sie nach der Stadt, wo der Empfangssaal des Stadthauses für diese Zusammenkunft hergerichtet ist. Während der Fahrt jubelt ihnen die Bevölkerung zu und vor der Auffahrt zum Stadthause werden einige officielle Begrüßungen ausgetauscht, die sich nur erträglich lange hinziehen.
Später folgt ein Besuch des Tempels, der Saint-Mary Church, des Observatoriums, der beiden Elektricitätswerke, der Häfen, des Parks und in Tramwagen eine Fahrt um die ganze Insel. Nach der Rückkehr wird im großen Saale des Casinos ein kleines, aber seines Mahl eingenommen , und die sechste Stunde kommt heran, ehe der Civilgouverneur mit seinem Gefolge und unter dem Donner der Geschütze von Standard-Island nach Papeete zurückkehrt, wohin er eine vortreffliche Erinnerung mitnimmt.
Am Morgen des 21. October lassen sich die vier Pariser wieder nach Papeete übersetzen. Sie haben niemand eingeladen, sie zu begleiten, nicht einmal den Tanz-und Anstandslehrer, dessen Beine so langen Wanderungen nicht einmal mehr gewachsen gewesen wären. Sie sind frei wie die Luft, wie Schüler in den Ferien, und glücklich, einen ordentlichen Fels-und Erdboden unter den Füßen zu haben.
In erster Linie handelt es sich um eine Besichtigung Papeetes. Die Hauptstadt des Archipels ist unbestreitbar hübsch zu nennen. Dem Quartett gewährt es ein wahres Vergnügen, unter den hohen Bäumen zu flanieren, die alle Häuser am Strande, die Magazine der Marine und die größten Handelsniederlassungen am Hafen überschatten. Dann begeben sie sich unter Benützung eines Railway amerikanischen Systems eine auf den Quai mündende Straße hinauf nach der innern Stadt.
Hier finden sie breite, ebenso wie in Milliard-City nach Winkel und Richtscheit angelegte Straßen zwischen Gärten in üppigem Grün. Sogar zu dieser frühen Morgenstunde herrscht schon ein reger Verkehr von Eingebornen wie von Europäern, und dieser Verkehr, der nach acht Uhr abends noch größer wird, dauert dann die ganze Nacht fort. Die Nächte in den Tropen und vorzüglich in Tahiti sind nicht dazu geschaffen, daß man sie im Bett zubringt, obgleich die Betten in Papeete nur aus einem Gitter von Stricken, die mit Cocosfasern verbunden sind, und einer Matratze aus Bananenblättern oder Baumwollsamen bestehn, von den Mosquitonetzen nicht zu reden, die den Schläfer gegen die schmerzhaften Stiche dieser blutgierigen Insecten schützen.
Was die Häuser angeht, ist es leicht, die europäischen von den tahitischen zu unterscheiden. Die ersteren, meist aus Holz gebaut und auf einer, einige Fuß hohen Mauerwerksunterläge ruhend, lassen an Comfort nichts zu wünschen übrig. Die in der Stadt nur selten
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