Die Propeller-Insel
diese tahitischen Landschaften, deren Vegetation bei dem herrlichen Klima die jedes andern Landes übertrifft.
Bei ihren Ausflügen in die nächste Umgebung von Papeete fanden die Pariser auch kein Ende, diese Wunder der Vegetation anzustaunen. Sie vermeiden dabei die Küstenstrecken, die mehr für den Landbau geeignet sind und wo an Stelle der Wälder Anpflanzungen von Citronen-und Orangenbäumen treten, wo der Arrowroot, das Zuckerrohr, Kaffeebäume, Baumwollstanden, Ignamen, Manioc, Indigo, Sorgho und Tabak gezogen werden, und dringen dafür in die dichten Waldungen des Innern ein bis zum Fuße der Berge, deren Gipfel weit über den Blätterdom hinausragen.
Ueberall zeigen sich hier schlanke Cocospalmen, Miros-oder Rosenholzbäume, eisenfeste Casuarinen, Tiairis, Puraus, Tamanas, Ahis-oder Santelholzbäume, Goyaven (indische Birnenbäume), Mangos, Taccas mit eßbaren Wurzeln, und auch der stolze Taro, der werthvolle Brodbaum mit hohem, glattem, weißem Stamme und den tiefgrünen Blättern, zwischen denen die großen Früchte wie mit ciseliert erscheinender Schale hängen, deren weißes Mark die Hauptnahrung der Eingebornen bildet.
Der neben der Cocospalme am meisten vorkommende Baum ist die Goyave, die bis zum Gipfel der Berge hinauf gedeiht und die in tahitischer Sprache »Tuava« heißt. Sie bildet dichte Wälder, während die Puraus in undurchdringlichem Gewirre zusammenstehen, aus dem man kaum einen Ausgang findet, wenn man sich unkluger Weise hineingewagt hatte.
Gefährliche Thiere giebt es gar nicht. Der einzige einheimische Vierfüßler ist eine Art Schwein, das in der Größe zwischen unserm Hausschweine und dem wilden Eber steht. Pferde und Rinder sind nach der Insel nur eingeführt worden, wo auch Ziegen und Schafe gezüchtet werden. Die Fauna ist hier also weniger reich als die Flora, selbst bezüglich der Vogelwelt. Tauben und Seeschwalben kommen ebenso wie auf den Sandwichinseln vor, Reptilien dagegen, außer dem Tausendfuß und dem Skorpion, gar nicht, und von Insecten findet man nur Wespen und Mosquitos.
Die Bodenerzeugnisse Tahitis beschränken sich auf Baumwolle, Zuckerrohr, dessen Anbau sich auf Kosten des Tabaks und des Kaffees ungemein verbreitet hat, sowie auf Cocosöl, Arrowroot, Orangen, Perlmutter und Perlen.
Das genügt aber zu einem lebhaften Handelsverkehr mit Amerika, Australien, Neuseeland, China und mit Europa, und der Einfuhr im Werthe von drei Millionen zweimalhunderttausend Francs steht eine Ausfuhr von vierundeinhalb Millionen an Werth gegenüber.
Die Ausflüge des Quartetts dehnen sich auch bis zur Halbinsel Tabaratu aus. Ein Besuch des Forts Phaëton macht sie mit der dortigen Abtheilung Marinesoldaten bekannt, die hocherfreut sind, unerwartet Landsleute begrüßen zu können.
In einem von einem Colonisten bewirthschafteten Gasthause des Hafens weiß Frascolin sich sehr angenehm zu machen. Den Eingebornen und dem Mutoï des Bezirkes werden da französische Weine vorgesetzt, die der würdige Gasthalter sich zu sehr anständigem Preise herauszugeben herabläßt. Als Gegengabe bieten die Eingebornen ihren Gästen Erzeugnisse des Landes an, Fruchtkolben einer »Feï, genannten Bananenart von schön gelber Farbe, Ignamen in schmackhafter Zubereitung, Maïore, die zwischen heißen Steinen gedämpfte Frucht des Brodbaums, und endlich ein säuerliches Eingemachtes, das aus zerriebner Cocosnuß besteht und unter dem Namen »Taïero« in hohlen Bambusstengeln aufbewahrt wird.
Die kleine Schmauserei verläuft sehr befriedigend. Die Theilnehmer rauchten mehrere hundert jener Cigaretten, die aus einem am Feuer getrockneten und mit einem Pandanusblatte umhüllten Tabaksblatte bestehen. Statt aber die Sitte der Tahitier und Tahitierinnen nachzuahmen, die nach einigen Zügen den Glimmstengel von Mund zu Mund wandern lassen, begnügten sich die Franzosen, ihn auf europäische Weise zu rauchen. Und als der Mutoï seine Cigarette Pinchinat anbot, dankte ihm dieser mit einem »
Mea maitaï«,
d. h. Schon gut! Schon gut!, und die ganze Gesellschaft lachte über seine, ihr gewiß drollig erscheinende Aussprache.
Natürlich konnten die Ausflügler nicht daran denken, jeden Abend nach Papeete oder gar nach Standard-Island zurückzukehren. Uebrigens fanden sie auch in den Dörfern oder den verstreuten Einzelwohnungen bei Colonisten wie bei Eingebornen gastliche Aufnahme und bequeme Unterkunft.
Für den 7. November hatten sie den Besuch der Venusspitze in Aussicht genommen, einen Ausflug, den
Weitere Kostenlose Bücher