Die Propeller-Insel
kein seines Namens würdiger Tourist unterlassen kann.
Der Mutoï bot Pinchinat seine Cigarette an. (S. 199.)
Mit Tagesanbruch geht es in mäßig schnellem Schritte fort und bald auf einer Brücke über den schönen Fluß Fantahua. Von hier führt ein Thalweg nach einem rauschenden Wasserfalle, der zwar noch einmal so hoch wie der Niagara, doch vielmals schmäler ist und der aus hundertsechzig Meter Höhe mit betäubendem Getöse herabstürzt. Weiter kommen die Freunde längs eines am Abhange des Taharahihügels sich hinziehenden Weges nach der Küste und der kleinen Erhöhung, der Cook den Namen »Cap des Baumes« gab – eine Bezeichnung, die jener Zeit gerechtfertigt war, weil hier einst ein jetzt schon längst verschwundener einzelner Baum in die Augen fallend emporragte. Eine mit prächtigen Baumarten bestandne Allee führt von dem Dorfe Taharahi aus nach dem Leuchtthurme auf der äußersten Landspitze.
Hier, in halber Höhe eines grünenden Hügels, hat die Familie Coverley ihren Aufenthalt gewählt. Es liegt also gewiß kein Grund vor, daß Walter Tankerdon, der weit, weit weg jenseit Papeetes wohnt, seine Spaziergänge grade nach der Venusspitze richtet. Den Franzosen kommt er aber doch zu Gesicht. Der junge Mann ist zu Pferde nach der Umgebung der Cottage Coverley gekommen. Er wechselt einen Gruß mit den französischen Touristen und fragt, ob sie am nämlichen Abend nach Papeete zurückzukehren gedächten.
»Auf Wiedersehen, meine Herren!« (S. 202.)
»Nein, Herr Tankerdon, antwortet Frascolin. Wir haben von der Miß Coverley eine Einladung erhalten und werden uns wahrscheinlich den ganzen Abend über in der Villa aufhalten.
– Dann sag’ ich Ihnen also auf Wiedersehen, meine Herren!« erwidert Walter Tankerdon.
Das Gesicht des jungen Mannes scheint dabei etwas düstrer zu werden, obgleich kein Wölkchen am Himmel hinzog.
Dann giebt er dem Pferde die Sporen und entfernt sich in kurzem Trab, nachdem er einen letzten Blick auf die weiße Villa zwischen den Bäumen geworfen hat. Warum ist nur der alte Handelsmann in dem steinreichen Tankerdon wieder durchgebrochen und erregt vielleicht Streitigkeiten auf Standard-Island, das doch nicht begründet worden ist, um Geschäftssorgen dahin mitzunehmen!
»Ah, sagt Pinchinat, vielleicht hat er uns begleiten wollen, der liebenswürdige Cavalier…
– Gewiß, bestätigt Frascolin, und es liegt auf der Hand, daß unser Freund Munbar Recht hat. Er wird ganz unglücklich sein, Miß Coverley nicht gesehen zu haben…
– Ein Beweis, daß auch eine Milliarde das Glück noch nicht sichert,« erwidert der große Philosoph Yvernes.
Im Laufe des Nachmittags und des Abends verbringt das Quartett höchst angenehme Stunden in der Villa der Coverley’s, denn es findet hier denselben Empfang, wie in deren Hause in der Fünfzehnten Avenue. Es war eine sich verstehende Gesellschaft, der die Kunst noch eine höhere Weihe verlieh. Vor allem wurde ausgezeichnet Piano gespielt. Mrs. Coverley trägt einige neue Compositionen vor, Miß Dy singt wie eine richtige Künstlerin, und Yvernes, der eine hübsche Stimme hat, mischt seinen Tenor mit dem Sopran der jungen Dame.
Man weiß nicht recht, warum – doch vielleicht that er es mit Absicht – Pinchinat gelegentlich die Bemerkung fallen läßt, daß er und seine Kameraden Walter Tankerdon gesehen haben, der in der Nähe der Villa spazieren ritt. Wahrscheinlich wäre es von ihm klüger gewesen, davon zu schweigen? – Nein, wäre der Oberintendant hier gewesen, so würde er jene Erwähnung Seiner Hoheit gewiß gebilligt haben. Ein leichtes, fast unmerkliches Lächeln spielt um die Lippen der Miß Dy, ihre Augen glänzen heller, und als sie wieder zu singen anfängt, erscheint ihre Stimme noch klangvoller.
Mrs. Coverley sieht sie einen Augenblick an, begnügt sich aber, während Mr. Coverley die Brauen runzelt, zu sagen:
»Du fühlst Dich doch nicht angestrengt, mein Kind?
– O nein, liebe Mutter.
– Und Sie, Herr Yvernes?
– Nicht im geringsten, Madame. Ich gehörte schon vor meiner Geburt zu den Chorsängern einer Kirche des Paradieses!«
Der Abend verstreicht, und es ist fast Mitternacht, als Mr. Coverley die Stunde gekommen glaubt, etwas der Ruhe zu pflegen.
Entzückt von der gefundnen einfachen und doch herzlichen Aufnahme, begiebt sich das Quartett am nächsten Tage wieder auf den Weg nach Papeete.
Der Aufenthalt bei Tahiti soll nur noch eine Woche dauern, und nach der vorher festgestellten
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