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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gemurmelt hatte. Und weiter betete sie: Vergib mir meine Sünden und rette mich! Ich bitte dich um ein Wunder, heilige Muttergottes: Mach, dass ich nicht schwanger bin - ich bitte dich, erhöre mich!
    Lange Zeit verharrte Magota so, bis sie spürte, dass sie wieder ein wenig leichter atmen konnte. Dann machte sie sich langsam wie ein altes Weib zurück auf den Weg zum Haus am Brand.
    Drei Tage später verspürte sie ein starkes Ziehen im Unterleib, das gegen Abend zunahm. Als sie sich mit einem Becher Kamillentee in ihre Kammer flüchtete, um Linderung zu finden, hatte die Blutung bereits eingesetzt.
    Sie war noch einmal davongekommen.
    Und niemals wieder sollte die Sünde der Wollust von ihr
Besitz ergreifen, das schwor Magota sich in diesem Augenblick. Sie warf sich auf das schmale Bett, an dessen Fußende die Graue schon schnurrend auf sie wartete, strich über das seidige Fell und begann haltlos zu schluchzen.

MAINZ - HERBST 1159
    »Sie kommen, sie kommen!« Mit wehenden Gewändern stürzte Domkantor Hugo von Bermersheim in das Arbeitszimmer des Erzbischofs, wo er zu seiner Verblüffung Kanonikus Dudo vor einem Haufen eng beschriebener Pergamente vorfand. »Im Dom wüten sie bereits, die Häuser vieler unserer Kanoniker werden gerade gestürmt. Bald werden sie hier sein!«
    Dudos Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. »Seine Exzellenz ist gestern nach Würzburg zur Bischofskrönung abgereist«, sagte er. »Viel Zeit haben sie wahrlich nicht vergeudet.«
    »Ist das alles, was Ihr dazu zu sagen habt?«, rief Hugo. »Die halbe Stadt brennt, auf den Straßen schlagen die Menschen sich gegenseitig die Köpfe ein, unsere Brüder vom Domkapitel bangen um ihr Leben - und Ihr sitzt ruhig und kalt da!«
    »Ich bin nicht sonderlich überrascht.« Dudo erhob sich, ging mit energischen Schritten zum offenen Fenster und spähte hinunter, doch im Innenhof war alles ruhig wie gewohnt. »Hab ich den Erzbischof nicht oft davor gewarnt, zu hohe Steuern zu erheben und es sich vor allem nicht mit den mächtigen Geschlechtern der Stadt zu verderben? Und hat er je auf mich gehört? Ihr kennt ihn ja!« Er zuckte die Schultern und kehrte langsam zum Tisch zurück.

    Eine Silberplatte mit Schinken und Trauben, weißes Brot, ein Weinkrug, ein voll geschenkter Pokal, in dem der Rote schimmerte - es war nicht zu übersehen, wie gut der Kanonikus es sich ergehen ließ.
    Hugos schweißnasses Gesicht lief noch dunkler an.
    »Was habt Ihr überhaupt hier zu suchen?«, rief er. »Wo der Stellvertreter des Erzbischofs doch …«
    »Seine Exzellenz war so freundlich, seine Meinung kurz vor der Abreise noch einmal zu ändern, und hat nun eben mich zum Stellvertreter bestellt«, unterbrach ihn Dudo. »An mir ist es, während seiner Abwesenheit für Recht und Ordnung zu sorgen.«
    »Dann handelt!« Hugo stampfte zornig auf. »Worauf wartet Ihr? Ruft die Wachen, lasst Waffen austeilen, tut irgendetwas!«
    Dudo schüttelte den Kopf. »Dieses cholerische Temperament scheint bei Euch in der Familie zu liegen«, sagte er mit süffisantem Lächeln. »Ich würde dringend einen Aderlass empfehlen, damit die Säfte in Euch nicht noch weiter hochkochen und womöglich zum Schlagfluss führen.«
    Mit der Hand wischte der Kantor sich über das erhitzte Gesicht. »Ich hätte klüger sein sollen«, murmelte er, »und eher auf meine Schwester hören. Ihr Schreiben an die Domkanoniker hat uns alle vor Monaten vor Euch gewarnt - schon vor Monaten!«
    »Meint Ihr das hier?« Dudo wedelte mit einem abgegriffenen Pergament. »Ein Schriftstück, das mir schon viel Freude geschenkt hat.«
    Die Magister und Prälaten haben die Gerechtigteit Gottes verlassen und schlafen …
    Sein Finger fuhr ein paar Zeilen weiter.
    Ich habe euch eingesetzt wie die Sonne und die übrigen Lichter, so der himmlische Vater, damit ihr den Menschen
leuchtet durch das Feuer der Liebe, damit ihr glänzt durch euren guten Ruf und die herzen brennen macht …
    »Woher habt Ihr das?«, rief der Kantor. »Das war nicht für Eure Augen bestimmt.«
    »Ich komme an alle Nachrichten, die wichtig für mich sein könnten«, erwiderte Dudo, und seiner Miene war anzusehen, welche Genugtuung diese Worte ihm bereiteten. »Das solltet Ihr Euch merken. Etwas auf Dauer vor mir verheimlichen zu wollen, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.«
    Er blickte Hugo herausfordernd am.
    »Schreiben kann sie, unsere Prophetin vom Rhein«, sagte er. »Ihre Worte treffen wie Pfeile. Ein paar Zeilen weiter erwähnt

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