Die Prophetin vom Rhein
Ketzer müssen zu Fall gebracht werden, damit ihre giftige Saat nicht weiterhin aufgehen kann.«
Eine ganze Weile blieb es still.
»Die Angelegenheit liegt Euch wohl persönlich sehr am Herzen«, sagte Gertrud. »Das kann ich aus Euren Worten heraushören.«
»Das tut sie«, lautete die knappe Erwiderung.
»Aber Ihr wollt mir nicht verraten, weshalb, richtig?«
Hildegard schüttelte den Kopf.
»Dann würde ich an Eurer Stelle einen Eurer berühmten Briefe verfassen«, sagte Gertrud. »Beispielsweise an das Domkapitel zu Mainz, was meint Ihr? Sollten die frommen Männer um Arnold nicht als Erste erfahren, was in ihrer Stadt vor sich geht?«
Sie senkte ihre Stimme.
»Schlag sie mit deinen Waffen, geliebte Schwester!«, flüsterte sie. »Dem Feuer der Taube kann sich auf Dauer niemand entziehen.«
MAINZ - SOMMER 1159
Angefangen hatte alles damit, dass er sie beim Essen erwischt hatte. Der Heißhunger nach Fleisch hatte Magota wieder einmal überfallen, so heftig und fordernd, dass sie gar nicht anders konnte, als ihm nachzugeben und das streng Verbotene ausnahmsweise sogar mit ins Haus am Brand zu schleppen. Sie hatte sich vorgenommen, gründlich
zu kauen, um möglichst lange etwas davon zu haben, doch die Gier zwang sie, wie ein Hund zu schlingen. Während sie hingebungsvoll einen gebratenen Kapaun verspeiste, so saftig und kross, dass sie sich schon halb im Himmel wähnte, betrat auf einmal Adrian ihre Kammer.
Sein eisiger Blick ließ ihr den Bissen im Hals stecken bleiben.
»Es ist nicht so, wie du denkst«, rief sie mit vollem Mund und versuchte krampfhaft, alles auf einmal zu schlucken, was aber misslang und in einen wüsten Hustenanfall mündete. Plötzlich schienen ihre farblosen Augen aus den Höhlen treten zu wollen. Sie presste sich die Hand vor den Mund und sprang auf. Die Reste des gebratenen Vogels rutschten von ihrem Schoß und fielen auf den Boden.
Adrian stand stocksteif da und starrte sie an.
Inzwischen hatte ihr Gesicht einen ungesunden Rotton angenommen. Die Augen quollen noch stärker hervor. Verzweifelt deutete Magota auf ihren Rücken, und endlich begriff Adrian. Mit seinen schmalen Händen holte er aus und drosch dann so kräftig auf sie ein, dass sie Angst bekam, ihre Rippen würden brechen.
Sie begann zu würgen. Ein kleiner, blasser Knochen schoss aus ihrem Mund.
Erschöpft sank sie zu Boden. Adrian beugte sich über sie.
»Ich dachte eben, ich muss sterben«, flüsterte sie. »Danke, dass du mich erlöst hast!«
»So schnell stirbt man nicht«, sagte er. »Schon gar nicht jemand wie du, eine von der ganz zähen Sorte. Das hab ich sofort erkannt.«
Magota schloss die Lider. Am liebsten wäre sie vor Scham und Angst in den Erdboden versunken.
Aber was tat er da?
Es war alles andere als eine zärtliche Geste, mit der Adrian plötzlich ihr grobes Gewand hochzerrte. Dann fiel er über ihre Brüste her, quetschte und knetete sie. Sie wollte schreien, aber er hatte ihren Mund gefunden und erstickte sie fast mit seiner Zunge. Adrian trieb ihr die Kiefer auseinander, dass sie schon fürchtete, er könnte sie ausrenken. Als ihre Beine in verzweifelter Abwehr zu zappeln begannen, bekamen sie harte Tritte ab.
»Mit deiner sündhaften Wollust hast du mich dazu getrieben, Weib«, keuchte er. »Wer Fleisch frisst, der kann auch huren. Jetzt stell dich gefälligst nicht so an!«
In wütender Hast drang er in sie ein.
Magota hatte nicht mit diesem Schmerz gerechnet, diesem reißenden, spitzen Schmerz, der durch ihr Innerstes fuhr. Sie zuckte zusammen und schrie.
Kurz danach schrie auch Adrian auf, dann sank er auf sie, als wäre er bewusstlos.
Erst nachdem er sie verlassen hatte, merkte Magota, dass sie stark blutete. Sie säuberte sich steifbeinig, danach wusch sie das besudelte Kleid aus, bis ihre Hände vom kalten Wasser fast taub waren. Ein blasser, bräunlicher Fleck blieb dennoch auf dem hellen Leinen zurück.
In den Folgezeiten war Adrian immer wieder zu ihr gekommen, in unregelmäßigen Abständen, stets ohne Ankündigung oder gar Frage. Offenbar genoss er ihr Erschrecken, gefolgt von der Hoffnung, die sich gleich anschließend in ihre fahlen Züge stahl. Sie sprachen nicht, während er ihr beiwohnte, und wenn doch, so waren es lediglich seine knappen Befehle, damit sie wusste, was zu tun war, um ihn zu erregen.
»Beweg dich nicht!«, raunzte er. Oder: »Auf die Knie mit dir!« - was ihn offenbar am meisten erregte.
Sobald der seelenlose Akt vorüber war, ordnete er
Weitere Kostenlose Bücher