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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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von eurem Zwist«, sagte er. »Der König hat mir davon berichtet.«
    Hildegards Zuversicht sank. Warum hatte sie nicht besser
zugehört, als sie Friedrich von Schwaben in Ingelheim besucht hatte? Offenbar hatte er jedes Wort so gemeint, wie er es gesagt hatte.
    »Zum Jahreswechsel wird er sich in Rom zum Kaiser krönen lassen«, fuhr Arnold von Selenhofen fort. »Doch bevor es dazu kommen kann, muss auch das Reich diesseits der Alpen wohlbestellt sein. Der König verabscheut alles aus tiefstem Herzen, was auch nur entfernt nach Aufruhr riecht. Darunter fällt natürlich auch das Delikt der Erpressung.«
    »Ich lasse mir keine Angst machen«, rief Hildegard, die allmählich genug von den vieldeutigen Belehrungen hatte. »Von nichts und niemandem!«
    »Da geht es dir wie mir, geliebte Tochter.« Aus seinem Mund klang es eher wie eine Zurechtweisung. »Deshalb werden wir die Dinge auch so belassen, wie sie sind.« Er erhob sich, als sei für ihn damit alles gesagt.
    Hildegard brauchte ein paar Augenblicke, um zu verstehen, was er damit gemeint hatte. Dann jedoch drang die Abfuhr mit spitzen Nadeln in ihr Bewusstsein.
    »Kuno bleibt uns also als Abt übergeordnet? Und kann weiterhin ganz nach Belieben über die Mitgift aller Schwestern vom Rupertsberg verfügen?«
    Anmutig wie eine Eidechse in der warmen Sonne bewegte der Erzbischof seinen schmalen Kopf.
    »Die Menschen verehren dich, weit über die Grenzen der Diözese hinaus, Hildegard«, erwiderte er. »Sie schätzen deine Briefe, dein Wissen, deine tiefe Frömmigkeit. Eine Heilige nennen dich viele, und ich denke, sie haben damit recht. Trotzdem haben sich Begebenheiten im Konvent zugetragen, die dort niemals hätten geschehen dürfen. Unerhörte Begebenheiten, die mir zeigen, dass du in bestimmten Situationen den Überblick verlierst und zu große Unsicherheit
zeigst, was die Führung anbelangt. So erscheint es mir sinnvoll, nach wie vor eine ordnende männliche Hand über dem Kloster Rupertsberg zu wissen. Zumindest bis wir heil und gesund aus Italien zurück sind. Danach werden wir weitersehen.«
    Die letzten Male waren ihre Tränen stets um Richardis’ willen geflossen, Tränen des Schmerzes und der tiefen Trauer. Es gelang der Magistra, sie wenigstens zurückzuhalten, bis sie wieder im Karren hockte.
    Dann jedoch weinte sie die bitteren Tränen der Enttäuschung und der Wut, ohne sich darum zu scheren, ob Josch sich zu ihr umdrehte und alles mitbekam.

    »Wo bin ich?«, flüsterte Gero.
    »Er spricht! Endlich ist er wieder bei uns!«
    »Wo bin ich?«, wiederholte Gero. Unter sich spürte er raschelndes Stroh, aber es war weder hart noch stachelig. Man musste weiche Decken darüber gebreitet haben.
    »Auf Burg Stahleck«, hörte er eine tiefe Männerstimme sagen. »Wir hatten schon Angst, du würdest niemals wieder wach werden.«
    Gero versuchte sich zu bewegen, was ihm nur mühsam gelang. Sein Körper fühlte sich hart und fremd an, als sei er lange irgendwo festgebunden gewesen. Im linken Arm stach ein scharfer Schmerz, der seine Augen feucht werden ließ.
    »Nicht der Schwertarm«, murmelte er. »Gott sei Dank!«
    »Was murmelt der kleine Strauchdieb da?« Die andere Männerstimme war heller und klang belustigt. »Liegt nackt im Graben, wie Gott ihn schuf, blutet aus tausend Wunden und träumt vom Kämpfen!«

    »Ein Ritter … eines Tages …« Die Lider wurden Gero erneut schwer. »Kein Sarwürker mehr … niemals …«
    »He, Junge, bleib gefälligst wach! Du musst anfangen zu essen, damit du etwas Fleisch auf deine Rippen bekommst!«, rief die tiefe Männerstimme. »Wie sonst sollst du gesund werden und künftig als mein Pferdejunge arbeiten, wenn wir mit dem König gen Rom ziehen, damit er dort zum Kaiser gekrönt wird?«
    »Der Kleine - dein Pferdejunge?«, spottete der andere. »Jemand, den du halb tot aus dem Straßengraben gefischt hast? Du bist und bleibst ein unverbesserlicher Träumer, Freimut!«
    »Offenbar hat er versucht, sich gegen eine Überzahl zu wehren. Die Fußspuren hab ich gesehen. Feige ist er also schon mal nicht. Und ordentlich hinlangen kann er auch. Sind dir seine Hände nicht aufgefallen? Um ein Jüngelchen handelt es sich also nicht. Solche Hände kriegt man nicht von der höfischen Beiz mit dem Falken.«
    »Aber du weißt doch gar nicht, wer er ist und woher er stammt. An deiner Stelle hätte ich mir das Silber für den Medicus gespart, der ihm den Arm wieder eingerichtet hat.«
    Freimut von Lenzburg beugte sich tiefer über

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