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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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noch stärkeren Plage straft?«
    Die Gruppe saß schweigend da, geteilt in jene, die weiteren Plagen vorbeugen wollten, indem man die Sklaven behielt und die Anführer tötete, und jene, die sie im Tausch gegen Frieden ziehen lassen wollten.
    Eine vertraute Stimme durchbrach das Schweigen. Chloe drehte sich um und sah Cheftu an der Wand hinter ihr lehnen. »Majestät«, sagte er, »wenn wir diese Plagen weiterhin über uns kommen lassen, werden sie unser Untergang sein. Bislang hat der zu Blut gewordene Nil die Fische vergiftet und getötet. Deren tödliche Überreste haben die Frösche ans trockene Land getrieben. Dort sind sie gestorben und verrottet, und aus ihren Kadavern sind diese Fliegen geschlüpft.« Er kam nach vorne, mit dunklem Gesicht unter den vielen Schichten seines Leinenüberwurfs. »Diese Fliegen werden unser Vieh vergiften und damit eine Hauptquelle für unser Fleisch sowie ein wichtiges Arbeitsmittel töten. Selbst wenn Ägypten daran nicht zugrunde geht, wird es doch Generationen brauchen, bis es sich erholt hat.« Er wandte sich der Versammlung zu. »Jeder dieser Flüche war schlimmer als der vorangegangene. Wie lange können wir noch warten, ehe dieses Land völlig zerstört ist?«
    Totenstille war die Antwort. Djer, ein Priester aus Aiyut, ergriff das Wort, das alte, verwitterte Gesicht zu einer listigen Miene verzogen. »Majestät, vielleicht können wir uns mit diesen Israeliten einigen. Wir könnten ihnen in ganz Ägypten drei Tage lang unsere Tempel öffnen.«
    Thut schnaubte.
    »Drei Tage lang können sie darin opfern, tanzen und ihrem Gott huldigen, wie es ihnen gefällt«, fuhr Djer fort. »Auf diese
    Weise wird ihrer Bitte entsprochen, und zugleich behalten wir unsere Arbeiter. Wenn es nötig sein sollte, können wir sie sogar mit steinernem Zubehör oder ähnlichem beschenken.«
    Thut kaute auf seiner Unterlippe. »Ich bin einverstanden.« Er sah auf die ganze Gruppe. »Ägypten dankt euch für eure Mühen. Bis auf die Priester unter euch könnt ihr gehen.«
    Chloe verbarg sich vor Nesbeks lauerndem Blick, indem sie sich auf einen Stuhl hinter einem großen Topf mit einem Zi-trusbaum sinken ließ. Cheftu war bereits verschwunden. Sie seufzte. Man bekam ihn so schlecht zu fassen wie eine Fliegenpatsche in diesem verfluchten Land. Noch während sie das Leinen um ihr Gesicht fester zog, spürte sie, wie die Bisse auf ihrer Stirn und Nase zu schwellen und zu jucken begannen.
    Der Prinz sah sie an. »Die Israeliten warten nebenan auf mich. Seid darauf vorbereitet, Boten zu euren Tempeln zu schicken, damit man alles für die Nutzung ihrer heiligen Räume vorbereitet.« Er ging ab, eskortiert von zwei Soldaten zu beiden Seiten.
    Der zweite Unterpriester Amuns aus Noph kochte vor Grimm, als er sich neben Chloe niederließ. »Herrin!« brach es aus ihm heraus. »Wird die Schwesternschaft ein solches Sakrileg zulassen? Es ist undenkbar, daß ein niedriggeborener Fremder sich in Amuns Gegenwart aufhalten darf! Das wird die Ma’at vollkommen aus dem Gleichgewicht bringen! So etwas hat man noch nie gehört! Kein Wunder, daß Pharao ihren Neffen nicht auf den Thron läßt«, flüsterte er. »Er kennt keinen Anstand, keinen Respekt. Das hier ist ungeheuerlich.«
    Chloe fuhr sich mit müder Hand über das Gesicht und handelte sich für ihre Mühen zwei zusätzliche Bisse auf dem Handrücken ein. »Es kommt überraschend«, sagte sie.
    »Willst du etwa zulassen, daß in Hathors geheiligten Hallen so etwas vonstatten geht?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Falls wir es nicht zulassen, wird es bald niemanden mehr geben, der dort huldigen könnte.
    Die Menschen werden sterben, vergiftet, krank oder verhungert. Wir müssen entscheiden, welches von beiden Übeln das schlimmere ist. Wir sitzen zwischen dem hungrigen Sobek und Seth selbst.«
    Widerwillig den Kopf schüttelnd, mußte er ihr recht geben.
    »Wir -«
    Thut, der wieder hereinstolziert kam, brachte ihn zum Verstummen. »Die Fliegen werden verschwinden«, verkündete er. »Doch sie haben sich geweigert, in unseren Tempeln zu beten. Sie haben behauptet, man würde sie dafür steinigen, und damit haben sie nicht unrecht.« Er seufzte schwer. »Ich habe ihnen erlaubt, in die Wüste zu gehen, aber nur eine gewisse Entfernung.«
    Einer der Priester meldete sich zu Wort. »Horus-im-Nest hat also vor ein paar Sklaven gekuscht?«
    Entsetzt sah Chloe den Sprecher an. War er verrückt? Wie konnte er es wagen, so zu sprechen? Thuts Gesicht war rot angelaufen,

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