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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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doch seine Miene wirkte zerknirscht.
    Der Priester fuhr fort. »Ich bin ein alter Mann und habe viele Überschwemmungen miterlebt, deshalb kann ich frei sagen, was ich denke. Was ist, wenn die anderen Stämme unter den Apiru versuchen, sich ihre Freiheit auf dieselbe Weise zu erpressen? Dann könnte Ägypten fast menschenleer zurückbleiben! Meine Majestät Hatschepsut, ewig möge sie leben!, wird gar nicht erfreut darüber sein, daß du mit Sklaven verhandelt hast.«
    Thuts Lippen gefroren zu einem dunklen Strich. »Meine hochgeschätzte Tante wünscht sich vor allem Frieden. Sie würde eher mit Sklaven vorliebnehmen, als daß alle zehn Tage ein neuer Fluch über das Land kommt. Ich habe hier die Macht. Und mein Entschluß steht fest.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
    Der alte Priester folgte ihm, den dünnen, gebrechlichen Leib in ellenlanges Leinen gehüllt, über das er das Leopardenfell seines Amtes ausgebreitet hatte. Die Versammlung löste sich allmählich auf, und die Priester kehrten wieder in die verschiedenen Tempel Unterägyptens zurück.
    Chloe schlüpfte neben einer Säule an der Seite aus dem Saal und stellte überrascht fest, daß Re beinahe verschwunden war. In der Luft lag ein fettes Surren, und sie floh im Laufschritt zurück zu ihren Gemächern, gepeinigt von den Fliegen, die wütend durch ihre Leinenlagen stachen. Fluchend unter dem ärgerlichen Juckreiz, bog sie um die Ecke, hinter der ihre Räume lagen. Die Wachen, die üblicherweise jeden Durchgang bewachten, waren verschwunden, und sie handelte sich ein paar weitere Stiche ein, weil sie den Blick senkte und feststellte, daß ihre Sandale aufgegangen war. Ich bin gleich drinnen, dachte sie hastig.
    Und stolperte prompt. Wegen der eng gewundenen Leinengewänder konnte sie sich nicht abfangen und stürzte auf das Gesicht. Augenblicklich rollte sich Chloe beiseite, um den unzähligen Fliegen am Boden zu entgehen und keines der Insekten ins Auge zu bekommen. Herzhaft fluchend rappelte sie sich wieder hoch und probierte Gelenke und Arme aus, um sicherzugehen, daß ihr nichts passiert war. Dann drehte sie sich mit zusammengezogenen Brauen und zusammengebissenen Zähnen um.
    Nesbek stand vor ihr, den rundlichen Körper in das leuchtende Rot gewickelt, das er so liebte. Chloe zischte ihn an. Sie war zu wütend, um Angst zu haben.
    »Herrin.«
    Sie brüllte ihn nicht an, doch ihr Tonfall schnitt tief ins Fleisch. »Ich bin nicht deine Herrin. Bleib mir vom Leib, du Sohn eines Khefts! Ich weiß nicht, welche Geheimnisse du über mich hast, doch ich bin fertig mit dir! Deine Gegenwart ist übler Gestank in meiner Nase! Ich finde deine Lebensweise genauso abstoßend wie deinen Anblick.« Sie lächelte, denn sie genoß den Ausbruch, nachdem sie monatelang die einfältige hilflose Priesterin gespielt hatte. »Wenn du mich jemals wieder berühren oder mit mir Verbindung aufnehmen solltest, werde ich dafür sorgen, daß du gepfählt wirst!«
    Sein Gesicht lief lila an, und er hatte die Hand zum Schlag erhoben. »Ach, RaEm! Du bist zu mir zurückgekehrt!«
    Plötzlich war es ihr vollkommen egal, wer sie beobachtete oder was er von ihr halten würde. Sie schleuderte ihr Gewand von sich.
    Chloe bog ihm das Handgelenk nach hinten und trat um ihn herum, ohne auf die Fliegen oder die zunehmende Dunkelheit zu achten. Ihre Hände schnellten in Verteidigungshaltung vor, als er sie ansprang. Sie wich ihm geschickt aus, und Nesbek landete hart auf dem fliegenbedeckten Boden. Leicht irritiert erhob er sich. »Dein neues Spiel gefällt mir, RaEm. Ist auch hier der Verlierer der Gewinner?«
    »Was?« Seine Worte ergaben keinen Sinn.
    Er drehte sich wieder zu ihr um, und sie stellte mit leiser Beunruhigung fest, daß er jetzt einen Dolch mit juwelenbesetztem Heft in der Hand hielt. »Du setzt sehr viel aufs Spiel, Lotos.«
    Sie kniff die Augen zusammen. Er stürzte mit erhobenem Dolch auf sie zu. Sie duckte sich unter dem Messer weg, packte ihn am Arm und warf ihn über ihre Schulter. Er landete flach auf dem Rücken, vollkommen außer Atem und mit dem Messer außerhalb seiner Reichweite. Während Nesbek keuchend Luft zu holen versuchte, schnappte sie sich die Waffe.
    »Das werde ich behalten«, sagte sie. »Falls du jemals wieder in meine Nähe kommen solltest, stoße ich es dir in dein ...«
    Chloe ließ den Satz unvollendet, blickte aber vielsagend auf Nesbeks Schurz. »Und ganz egal, was du gegen mich in der Hand zu halten glaubst, du wirst es vergessen.

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