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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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mit all seinen Titeln angekündigt von einem jungen Soldaten, der ihm zugleich als Zeremonienmeister diente. Cheftu fand es bezeichnend, daß Thut im Nachtgewand war - eine weitere Demonstration seiner Geringschätzung gegenüber den Apiru -, auch wenn er um ihre Gnade bitten mußte.
    »Prinz Thutmosis«, sagte Belhazar, »was soll geschehen?«
    Thutmosis setzte sich und ließ sich Wein bringen. »Ich habe das Wort der Apiru, daß vom morgigen Tag an nur noch im Nil Frösche sein werden.«
    Die Gesichter der Magier erhellten sich zu einem Grinsen. Einer von Thuts Vertrauten meinte: »Sie waren nicht erfreut, daß du sie nicht ziehen läßt, ihrem Gott zu opfern. Wie willst du weitere Flüche abwenden?«
    Thut nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Ich werde mich weigern, sie zu sehen.«
    Diese Ankündigung wurde mit zustimmendem Gemurmel aufgenommen.
    »Immer wenn dieser Gott uns beschämt hat, hat er es in der Gestalt von Ramoses und Aharon getan. Also werde ich mich schlicht weigern, sie zu empfangen.« Es wurde still. »Das eigentliche Problem«, fuhr Thut fort, »werden die sterbenden Frösche sein. Wir müssen ein Mittel finden, sie zu beseitigen.«
    Er winkte einem Schreiber mit einer Karte der Umgebung herbei. Die restliche Nacht wurden Pläne gemacht und Anweisungen an alle Adligen in dem umliegenden Gauen verschickt, wie sie vom morgigen Tag an Millionen toter Frösche zu beseitigen hätten.
    WASET
    Hatschepsut drehte sich in Senmuts Armen herum. Res Strahlen reisten bereits über den goldenen Boden, und vor den Türen konnte sie Hapuseneb und seine Priester beten hören, so wie jeden Morgen, seit sie sich zum Pharao gekrönt hatte.
    »Erwache in Frieden, Gereinigter, in Frieden! Erwache in Frieden, du Wiedergeborener Horus, in Frieden! Erwache in Frieden, du Östliche Seele, in Frieden! Erwache in Frieden, Harachte, in Frieden!
    Du schläfst in der Barke des Abends,
    Du erwachst in der Barke des Morgens,
    Denn du bist der, der sich über die Götter erbebt.
    Kein anderer Gott erhebt sich über dich!«
    Senmut schlug die dunklen Augen auf.
    »Gottes Gruß entbiete ich dir, mein teurer Bruder«, sagte sie
    leise. Seine Lippen verzogen sich zu einem verschlafenen Lächeln, dann zog er ihr Gesicht an seines und erforschte genüßlich ihre Lippen. Einen Moment lang erwiderte sie halbherzig seinen Kuß. Dann setzte sie sich abrupt auf.
    »Bruder! Was hörst du?«
    Er konzentrierte sich einen Augenblick und sagte: »Nichts außer der Leidenschaft, die in meinen Adern braust. Komm auf die Liege.«
    Sie sprang vom Bett und trat an die Tür zum Garten. Vorsichtig schob sie sie auf. Stille. »Die Frösche schweigen!« Nachdem sie die Dienerinnen gerufen hatte, klopfte sie an die Tür und teilte den wachhabenden Soldaten mit, daß sie und Senmut an diesem Morgen eine Fahrt im Streitwagen unternehmen würden.
    Als sie wieder zurückkam, war er nicht mehr da.
    Senmut traf Hatschepsut bei den Ställen, wo ihre Pferde schon ungeduldig stampften. Er bemerkte ihren kurzen Schurz und den roten Lederkragen, der gerade eben die Spitzen ihrer goldbemalten Brüste überschattete. Dazu trug sie passende Sandalen, Handschuhe und eine engsitzende Krone mit der in Gold geprägten ägyptischen Kobra und dem Geier. Er sprang behende neben ihr auf den goldenen Streitwagen, dann fuhren sie los, Hatschepsut an den Zügeln.
    Sie eilten hinaus aus Waset und weiter nilaufwärts. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, Re im Rücken zu spüren und die Freiheit des Augenblicks zu genießen. Weit hinter Waset bog Hatschepsut ab in die Wüste, wo der kleine Streitwagen Sand hochschleuderte und wild auf dem unebenen Grund dahinschaukelte. Senmut beugte sich vor und küßte den angespannten Muskel in ihrem linken Arm, dann lehnte er sich zurück und gab sich der langen Fahrt durch die Hitze hin. Die Wüste zischte an ihnen vorbei, blasser Sand in welligen Dünen, überdacht vom Azurblau des endlosen Himmels. Erst Stunden spä-ter, als sie sich der riesigen Felsklippe näherten, ließ sie die Pferde langsamer laufen.
    Ein Lächeln auf den vollen Lippen, drehte sie sich zu ihm um. »Zeig mir, welche Fortschritte du gemacht hast, Architekt!« Er stieg vom Wagen und ging zu Fuß um den Felsen herum, wo er einen Steinhaufen beiseite räumte, bis Hat-schepsut die dunkle Öffnung dahinter erkennen konnte. Sie folgte Senmut die Leiter hinab, die man in den Fels geschlagen hatte, dann umgab sie

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