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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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leise und gehässig. »Deinen blutsaugerischen Unterhalt? Oder dieses impotente Etwas, das zwischen deinen Beinen baumelt?« Cheftu stand auf und schnüffelte an Nesbeks Blut auf seinem Messer. »Selbst der Schleim, der durch deine Adern fließt, stinkt nach Feigheit. Scher dich fort und wage dich nie wieder in RaEms Nähe. Falls doch, dann frage ich mich, wie deine Schwester auf den Brief reagieren wird, den ich ihr dann schreibe.«
    Nesbek setzte sich auf. »Bitte, Herr. RaEm ist die einzige, die versteht, was Schmerz mir bedeutet ... das ist die einzige Möglichkeit -«
    Cheftu trat ihm leicht gegen die Brust und preßte ihn mit einem Fuß auf den mit Fliegen bedeckten Boden. »Du kannst nur Erfüllung finden, wenn du anderen weh tust. Das habe ich bereits gehört. RaEm ist daran nicht mehr interessiert. Such dir ein anderes Opfer.«
    Er trat jetzt fest auf Nesbek, und eine Sekunde lang lastete sein volles Gewicht auf Nesbeks Brust, ein beklemmendes Gefühl, das gefährlich nach Tod schmeckte. »Noch bevor Re den Horizont erklimmt, wirst du hierher zurückgekehrt sein. Du wirst all deine elendigen Besitztümer bei dir haben und mir einen Grund für deine Abreise nennen, mit dem ich vor den Prinzen treten kann. Oder es wird der letzte Sonnenaufgang sein, den du je zu Gesicht bekommst.«
    Nesbek krabbelte davon, verängstigt und wütend, aber auch erleichtert, noch am Leben zu sein.
    Cheftu wischte sich die Fliegen von Gesicht und Augen und schlug den Weg zu RaEms Unterkunft ein. Er sah Licht brennen und wünschte, sie würde ihn willkommen heißen, und sei es nur auf einen Becher Wein und eine Runde Senet.
    Er würde die ganze Nacht wach bleiben und nach Nesbek Ausschau halten. Er glaubte nicht, daß Nesbek RaEm etwas antun würde. Auf seine schwächliche, selbstverliebte Art, die Cheftus Magen zum Brennen brachte, schien er sie zu mögen. Doch nur für den Fall, daß er sich irrte ... Cheftu schlang den Leinenumhang fester um sich und wedelte dabei vergeblich die Fliegen fort, dann ließ er sich auf dem Boden nieder und machte sich auf eine lange Nacht gefaßt. Fett und voll stieg der Mond auf und ergoß sein beinahe taghelles Licht über den Garten. Cheftu machte es sich unter einer der vielen Sykomoren bequem, wo er beobachtete, wie die weißen Rankengewächse ihre weißen Blüten öffneten und die Luft mit ihrem betörend süßen Duft erfüllten. Ein Nachtvogel begann zu singen und zwitscherte die Tonleiter hinauf und hinunter. Nach einer Weile machten Cheftu die Fliegen kaum mehr zu schaffen.
    Cheftu leerte sorgfältig seinen Geist, lockerte dabei die verschiedenen Muskeln in seinem Körper und besiegte so die Anspannung, unter der er wie eine Bogensehne gestanden hatte; er wünschte nur, auch das Feuer in seinem Magen würde erlöschen. Als er sah, wie bei RaEm das Licht gelöscht wurde, kämpfte er bereits gegen den Schlaf an. Es waren weniger Fliegen geworden.
    Mühsam erhob er sich, als er sah, wie RaEms Gartentor geöffnet wurde und eine weißgekleidete Gestalt hinausschlüpfte. Es war RaEm, deren federleichter Gang plötzlich zielstrebig geworden war. Sie ging direkt auf den Fluß zu, und er folgte ihr dichtauf. In regelmäßigen Abständen blieb sie stehen und lauschte, dann setzte sie ihren Weg fort. Sobald sie das verlassene Ufer erreicht hatte, nahm sie auf einer Lehmziegelmauer
    Platz. Aus ihrem Umhang zog sie drei zu einem Dreieck gebundene Stöcke mit einem weiteren Stock dahinter, der die gesamte Konstruktion abstützte. Sie legte ein Stück Papyrus darüber und begann, Tinte zu mischen.
    Sie zeichnet wieder, dachte er. Er war mit ihrer nächtlichen Gewohnheit vertraut geworden, während sie den Nil heruntergefahren waren. Damals hatte er diese Beschäftigung eigenartig gefunden, doch andererseits war es ihr tagsüber so elend gegangen, daß dies ihre einzige Form der Unterhaltung gewesen war. Er hatte sich eindeutig wie ein Esel benommen. Doch hier malte sie wieder, mitten in einer Fliegenplage, mitten in der Nacht, nachdem sie dem Mörder ihres Kindes ein Messer an die Kehle gesetzt hatte. Er beobachtete, wie sie mit ein paar schnellen Strichen die Szenerie einfing, fast als wäre dieser Augenblick in der Zeit erstarrt. Offenbar war dies nicht einfach nur ein Zeitvertreib, dem sie gelegentlich nachging. Würde er jemals schlau aus ihr werden?
    Ihn verwirrten die Widersprüche, die RaEmhetepet in sich vereinte, und seine Verwirrung steigerte sich exponentiell, als er sie jetzt beobachtete. Er

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