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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Tempel zu eskortieren, da es unziemlich wäre, wenn Thutmosis das persönlich täte. Ich weiß nicht, warum er nicht einfach nur mit dir ins Bett will, so wie fast ganz Ägypten.« Sein Blick war düster vor Ekel. »Es ist ein Trauerspiel, mitanzusehen, daß ein Mann mit solchem Potential sich von seinen Gelüsten auf eine solche Metze leiten läßt. Aber er ist auch nur ein Mann. Ich, das ist gewiß, bin ebenfalls nicht die Feder der Wahrheit, was dich betrifft!«
    In seiner Stimme lag eine Bitterkeit, die der Priesterin tief unter die Haut drang. Der scharfe, verletzte Ton traf Chloe sogar durch ihren Drogenrausch hindurch. Innerlich krümmte sie sich zusammen. Was für RaEm selbstverständlich war, blieb ihr unvorstellbar. Leider hatte sie es trotzdem getan - sie hatte dem Impuls nachgegeben, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Und das mit Erfolg, verdammt noch mal.
    Die Ägypterin in ihr war fassungslos. Was der edle Herr Cheftu da gesagt hatte, war Blasphemie! Jeder Pharao war viel eher ein fleischgewordener Gott als ein Mensch. Cheftus Worte konnten ihm den Tod bringen.
    Chloe merkte, wie tiefe Schamesröte sich über ihr Gesicht und ihre nur notdürftig bedeckte Brust legte. Sie zuckte vor dem Ekel in Cheftus Gesicht zurück; sie konnte spüren, wie sein Fleisch sich vor ihr zurückzog. In seinen Augen war sie ein Monstrum; er wäre bestimmt froh, wenn er sie endlich los war.
    Mit einem Mal wurde Chloe schmerzhaft klar, daß er ihr fehlen würde. Jeder Tag, an dem sie ihn nicht sah, war düster, bei jedem Wiedersehen bröckelte ein wenig mehr von der einschüchternden Maske ab, die er ihr gegenüber aufsetzte, und darunter kam ein Mann zum Vorschein, den sie sehr bewunderte ... und sehr gern hatte.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt; sie mußte es versuchen. »Es tut mir so leid, Cheftu! Ich weiß nicht, was ich dir für Qualen bereitet habe. Ich wünsche - ach, ich wünsche, die Dinge könnten anders liegen! Hai-Hai! Bei Isis’ Liebe, hilf mir!« Beschämt und entsetzt über ihren Ausbruch stakste Chloe steif davon, insgeheim betend, der Boden möge sich unter ihr auftun und sie verschlingen.
    Cheftu starrte RaEms beinahe nackten Rücken an. Im Fackelschein glühte ihre Haut wie warmer Bernstein. Das schlichte weiße Gewand schmiegte sich um ihre runden Hüften und wurde an ihrer wieder schlank gewordenen Taille von einem silbernen Tuch gehalten. Sie trug eine zeremonielle, geflochtene Perücke, deren Zopfspitzen in Silber getaucht waren. Die silbernen Hörner, Insignien ihres Amtes, erhoben sich eine Elle über ihr und bewirkten, daß ihre gesamte Erscheinung noch größer und schlanker wirkte, als sie ohnehin schon war.
    Er schloß die Augen und holte tief Luft. Sie trug kein schweres Parfüm mehr; jetzt war es leicht und frisch und erinnerte ihn an grüne Gärten voller Lachen und Freude . einen Garten, den sie nur ein einziges Mal gemeinsam betreten hatten. Er biß die Zähne zusammen. Bei den Göttern, das war wahrhaftig keine Hilfe. Unter seinem blau-weiß-gestreiften Kopftuch machte sich Kopfweh breit. In seinem Magen blubberte die Säure wie Rekkit-Suppe. Diese Höllennacht hatte noch nicht einmal begonnen; Kopfschmerzen waren da kein gutes Omen.
    Noch einmal richtete er seine Gedanken auf die silberne Statue am anderen Ende des Raumes.
    Das ergab alles keinen Sinn. RaEm trieb ihn noch zum Wahnsinn! Nie konnte er voraussehen, wie sie sich verhalten würde. Einerseits war sie draufgängerisch, derb und für jeden Mann zu haben, was sie in Cheftus Augen nicht eben auszeichnete. Aber andererseits ...? RaEm drehte sich zu ihm um, sah ihn ausdruckslos an, und Cheftu sah sie zum erstem Mal an, wirklich an.
    Jahre waren vergangen, seitdem er RaEm gesehen hatte, seitdem ... nun, einfach seitdem. Viele Überschwemmungen, Reisen und neuer Erfahrungen. In jener Zeit war er gereift und erwachsen geworden, er war nicht länger der unsichere, schlaksige Junge von damals. Bestimmt hatte RaEm sich in all den Jahren ebenfalls verändert? Und inwieweit war diese Veränderung mit Reife gleichzusetzen? Er hätte beim heiligen Bullen Apis schwören können, daß sich ihr Gesicht verändert hatte -es war nicht nur fülliger geworden, nein, die Knochenstruktur selbst war anders. Zu schade, daß die alten Ägypter keine Porträts anfertigen ließen, dachte Cheftu. Hapuseneb hatte ihm erklärt, daß sie anders aussähe, doch damals war Cheftu zu beschäftigt mit Alemeleks Enthüllungen und seinem Tod gewesen und hatte

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