Die Prophetin von Luxor
nicht nachgegeben. Er ist entschlossen, Ägypten zu vernichten.«
Chloe begann, eine Orange zu schälen. »Was kommt als nächstes?«
»Heuschrecken, morgen.« Cheftu nahm die Hälfte entgegen, die sie ihm hinstreckte, und sah Meneptah an. »Mein Freund«, sagte er auf ägyptisch, »hör mir genau zu. Euer Prophet Moshe hat geweissagt, daß morgen Heuschreckenschwärme einfallen und das Land verwüsten werden. Ihr müßt alles für eure Reise in die Wüste vorbereiten.«
»Die Plagen haben uns bis jetzt immer verschont«, protestierte Meneptah.
»Diesmal hat Gott nicht gesagt, daß die Plage euch nicht treffen wird«, belehrte ihn Cheftu. »Ihr müßt euch schützen. Ruf alle zusammen, die du finden kannst, und gehe mit ihnen über die Felder und an den Fluß. Knoblauch und Zwiebeln sind beinahe reif, und die Bäume sind voller Obst; pflückt alles ab. Bevor ihr euch heute abend ins Bett legt, schließt euer Essen gut ein. Laßt nur Brot und Bier draußen liegen. Dann werdet ihr immer noch Obst und Gemüse haben, nachdem die Heuschrecken wieder verschwunden sind. Geh jetzt, mein Freund.«
Meneptah stand auf. »Wirst du und die Herrin RaEm mit uns reisen?« Er sah sie beide an.
Gleichmütig antwortete Cheftu: »Das haben wir noch nicht entschieden, aber wir haben auch noch Zeit.«
Der Israelit trat an die Tür zum Garten. Cheftus Ruf hielt ihn noch einmal auf. »Komm nicht in den Palast zurück, solange ich nicht nach dir schicke. Ägypten ist aufgebracht, und du trägst die Kleidung deines Stammes. Du bist in Gefahr.«
Den Nachmittag verbrachten sie so, wie Cheftu es auch den Sklaven empfohlen hatte: Sie ernteten Zwiebeln, Salat, Obst und Kräuter am Flußufer. Bis Re am Abend den Feuertod starb und der Himmel sich zinnoberrot und golden überzogen hatte, paddelte Cheftu ihr kleines Beiboot durch den moskitoschweren Abend.
Als sie in den Palast zurückkehrten, bestellte Cheftu etwas zu essen und ein Bad, dann schickte er Ehuru in den Speisesaal für die Bediensteten. Er schenkte Chloes Weinkelch voll und hielt ihn ihr an die Lippen. Sie nahm einen Schluck der zu schwerer Süße vergorenen Datteln und spürte ein Kribbeln, als sie den Blick in Cheftus Augen bemerkte. »Die nächsten Tage werden wie von Seth sein«, sagte er. »Wir sollten uns amüsieren, so-lange es noch geht.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl«, erwiderte sie schelmisch. Ein bandagierter Sklave brachte ein Tablett mit Brot und honiggeröstetem Geflügel herein, und Cheftu schickte ihn mit einem Lächeln wieder fort. Er zog Chloe zu sich her und an seine Brust, bis sie zwischen seinen Schenkeln saß.
Einen Arm um sie gelegt, riß er Fleischstücke aus dem toten Vogel und fütterte sie damit, ohne sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie versuchte, es ihm gleichzutun, doch er drückte sanft ihre Hände in ihren Schoß zurück. »Du gestattest, mein Leben?« Schweigend aßen sie weiter, und Chloe schwelgte in dem Gefühl ihrer sich berührenden Körper, das ihre Spannung ins Unerträgliche steigerte.
Sie schnappte ein weiteres honigtriefendes Stück aus Cheftus Fingern, doch diesmal leckte sie dabei den Honig von seinen Fingerspitzen und spürte einen wohligen Schauder, als sie ihn scharf Luft holen hörte. Er fütterte sie weiter, doch nicht mehr so behende wie zuvor; seine Hände zitterten.
Noch einmal leckte Chloe den Honig von seinen Fingern und erfreute sich insgeheim an Cheftus ersticktem Stöhnen. Er beugte sich vor und tunkte die Finger in die klebrige Masse, dann schob er seine Hand unter ihre Leinenrobe und verstrich den warmen Honig auf ihrer Haut. Sie schnappte nach Luft und legte den Kopf in den Nacken. »Was für ein Geschmack ist das?« fragte sie außer Atem. Er hatte inzwischen beide Hände mit der klebrigen Soße überzogen und streichelte sie, von der Schulter beginnend abwärts über den Bauch, überzog ihre Schenkel mit Honig und ließ seine Hände schließlich wieder aufwärts wandern, bis sie sich über ihrer pochenden Mitte trafen. »Bitte«, hauchte sie.
»Geduld, Geliebte.« Vorsichtig löste er sich von ihr und trat an den Tisch, um sich ein Glas Wasser zu nehmen.
»Dies hier soll alles überdauern, Chloe. Morgen bricht die Hölle los, und ich weiß nicht, wann wir wieder gesund und satt zusammenkommen. Wir werden diese Erinnerung brauchen, sie wird uns erhalten.« Er stellte den Kelch ab. »Die Schrecken fangen erst richtig an.«
Er drehte sich um. Chloe saß schwer atmend vor ihm, und auf ihrer
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