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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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nach Kallistae schaffen? Nein, das war in einem Vulkanausbruch untergegangen. Retenu? Haiti? Wo waren sie sicher? Was hatte diese Katastrophe überstanden? Wo wären die bevorstehenden Hungersnöte am wenigsten zu spüren?
    Er fuhr sich mit der Hand über die blinden, geröteten Augen und den Schorf auf seinem Gesicht Sie mußten packen.
    Mit langen Fingern auf seine Hüften trommelnd, durchmaß er wieder und wieder und wieder das dunkle Zimmer.
    Chloe schreckte aus dem Schlaf hoch und spürte einen schrecklichen Zug in ihrem Nacken. Sie lehnte an einer Wand und hatte die Arme um die Knie geschlungen, so daß ihr Kopf auf einer Art Kissen ruhte. Sie hätte sich für ihr Leben gern ausgestreckt, doch vor ihren Füßen spürte sie Ankhem-Nesrts Leib wie den eines Kätzchens, das sich an seine Mutter schmiegt. Schließlich bekam Chloe einen Krampf in den Beinen, und sie stand mühsam auf, sich an der Wand abstützend, damit sie nicht umfiel. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe der Krampf nachließ. Ankhem-Nesrt setzte sich auf und begann, im Dunkeln zu wimmern.
    Alle Beschwörungsformeln und Gebete und Gesänge hatten nichts gefruchtet. Es war immer noch dunkler als in der tiefsten Nacht, und Chloe mußte sich beherrschen, um nicht laut loszubrüllen vor Frustration. Statt dessen zog sie Ankhem-Nesrt hoch und führte sie, einen Arm um das nackte Mädchen gelegt, zum Hauptraum. Der nächste Aerobic-Einsatz, dachte Chloe. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatten, doch sie hörte, wie sich die anderen regten.
    Sie suchte nach dem Sistrum und brauchte ein paar Minuten, bis sie es gefunden und aus ihren Kleidern gefummelt hatte. Das Klingeln weckte die übrigen, und bald tanzten sie wieder im Kreis, doch diesmal blieben ihre Gebete unausgesprochen, wenn auch nicht weniger flehentlich, herzzerreißend und hoffnungslos.
    Das Klirren von Rüstungen, Schwertern und Sandalen ließ sie unvermittelt innehalten. Schritte näherten sich.
    Eine dröhnende Stimme, die Chloe als die von Ameni erkannte, tönte durch die Kammer.
    »Der mächtige Pharao, vollkommen in der Ma’at, Kind des Sonnenaufgangs, Tochter Hathors, Hatschepsut Makepre Re, ewig möge sie leben!, befiehlt alle Herrinnen des Silbers noch heute morgen in ihren Audienzsaal.« Er wartete ein paar Sekunden. »Wir sind gekommen, um euch dorthin zu führen.« Chloe spürte, daß die übrigen Frauen in ihre Richtung blickten. Wo war ReShera? »Wir kommen sofort, Kommandant«, sagte sie. »Gestatte uns, unsere Waschungen durchzuführen und uns anzukleiden.«
    »Wie du wünschst, Herrin RaEmhetepet.«
    Die Schritte kehrten in den Gang zurück.
    »Ist es schon Morgen, RaEm?«
    »Was will Pharao, ewig möge sie leben!, von uns, Herrin?«
    »Wie sollen wir uns anziehen, Herrin?«
    Die Fragen prasselten auf sie herab, und Chloe nahm ihren besten Befehlston an, um die Ängste zu beschwichtigen und dafür zu sorgen, daß die Priesterinnen die Asche abwuschen und sich anzogen, so gut das eben ohne Spiegel, Dienerinnen oder auch nur den Blick eines Fremden ging. Dann rief Chloe die Priesterinnen der Reihe nach auf. ReShera war nicht aufgetaucht. Niemand hatte Lust, den stockfinsteren Tempel nach ihr ab zusuchen, und RaEm fehlte jede Erinnerung an diesen Ort. Auch recht, dachte Chloe. Sie kann genausogut hierbleiben. Die Frauen reichten einander die Hände und spazierten in einer langen Kette hinaus zu ihrer Eskorte.
    In der Dunkelheit des Saales lag die drückende Atmosphäre mehrerer hundert Anwesender. Cheftu konnte niemanden sehen, doch er hörte das ängstliche Gewisper, das Rascheln von Leinen und roch vor allem den scharfen Angstschweiß. Er bewegte sich auf die Stelle zu, an der seit jeher sein Platz gewesen war, und entschuldigte sich dabei bei allen, mit denen er zusammenrumpelte oder denen er auf die Füße trat.
    Weder Hatschepsut noch Thutmosis hatten den Raum bis dahin betreten, und er gab sich alle Mühe, nicht darüber nachzudenken, wo Chloe sein mochte und warum sie nicht im Palast war. Woher wußte er, daß sie nicht hier war? Wäre er in der Lage, in dieser absoluten Dunkelheit ihre Anwesenheit zu spüren? Ware bereits drei Tage vergangen? Würde es jemals wieder Licht werden?
    Der Zeremonienmeister schlug mit seinem schweren Stab auf den Boden. Seine Stimme war wieder so kräftig wie früher, auch wenn Cheftu ein ängstliches Beben darin zu hören meinte.
    »Heil Horus-im-Nest«, rief er aus. »Erbe des Thrones! Prinz von Ober- und Unterägypten,

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