Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
Geliebter Thots, Sucher der Ma’at, Heerführer der Truppen Pharaos, ewig möge sie leben!«
    Cheftu hörte, wie ein Paar Füße sich einen Weg durch die Menge suchten und dann die Stufen erklommen, bevor sich Thut auf dem leise knarzenden Thron niederließ.
    Noch einmal schlug der Zeremonienmeister seinen Stab auf den Boden. »Heil! Heil! Pharao Hatschepsut, ewig möge sie leben! Königin des Roten und Schwarzen Landes! Verteidigerin der Ma’at! Geliebte der Göttin! Tochter der Sonne! ...« Der Rest der Litanei ging in lautem Rascheln unter, weil alle sich zu Boden warfen. Selbst der Zeremonienmeister schwieg, während Hat mit leise klickenden Sandalen den Raum durchschritt. Sobald sie das Podest erstiegen und sich gesetzt hatte, hörte Cheftu den gleichmäßigen Tritt ihrer kushitischen Leibwächter, die ihre Positionen rund um den Thron einnahmen.
    »Man möge sich erheben!« bellte der Zeremonienmeister, und Cheftu stand gemeinsam mit allen anderen wieder auf.
    »Adlige Ägyptens!« Sinnlich und gebieterisch hallte Pharaos Stimme durch den Raum. »Die ihr euer Blut gegeben habt, um die Unversehrtheit unserer Götter und unseres Landes zu gewährleisten! Meine Majestät spricht euch ihren Dank aus. Meine Majestät gewährt euch Ehren, und Meine Majestät fordert eure Treue ein!« Was eigentlich Applaus hätte ernten müssen, wurde mit eisigem Schweigen aufgenommen. Hat fuhr fort: »Die Plagen, mit denen man uns die Seele stehlen wollte, wurden uns von keinem anderen Gott gesandt!« Ihre Erklärung ging in aufgeregtem Gemurmel unter. »Meine Majestät hat aus dem Tempel Amun-Res in Waset den größten Magus Ägyptens mitgebracht!«
    Cheftu spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog. Also war es tatsächlich so: In den Augen des Thrones war er kein Ägypter. Zu seiner Verblüffung spürte er nach dem ersten Schock keine Trauer darüber.
    »Ich stelle euch Iri, meinen Magus, vor!«
    Vereinzelt wurde applaudiert. Cheftu hörte Gemurmel im Hintergrund, dann das Schaben eines Stuhles weiter vorne.
    »Meine Majestät, meine Adligen«, setzte Iri an.
    Cheftu zermarterte sich das Gehirn in dem Versuch, der Stimme ein Gesicht zu geben, jedoch ohne Erfolg.
    Das Gemurmel der Zuhörer hatte sich zu einem tiefen Raunen gesteigert, und Hat verlangte kühl zu erfahren, was vorgefallen war.
    »Die Priesterinnen, die du sehen wolltest«, antwortete der Zeremonienmeister.
    »Die Israeliten sind ebenfalls eingetroffen.«
    »Schick sie alle herein, Zeremonienmeister«, befahl Hat mit tragender Stimme. Cheftu hörte Metalltüren quietschen, dann das leise Tapsen von Schritten, die an ihm vorbeigingen. Ein leichter Hauch nach Asche zog durch die Luft.
    »Apiru!« Hats Stimme war laut geworden.
    »Sehr wohl, Hatschepsut.« Wie vor den Kopf geschlagen verstummte der gesamte Hofstaat angesichts dieser vertraulichen Anrede: Hatschepsut hatte Pharao geheißen, als sie lediglich die zweite Tochter des Pharaos und ohne jede Hoffnung auf den Thron gewesen war. Hat schwieg, und Cheftu meinte beinahe, die Herzen um ihn herum pochen zu hören.
    »Ramoses?« Sie klang verdutzt.
    »Ganz recht, Schwester. Obwohl man mich jetzt Moshe nennt.« Das Entsetzen war greifbar wie eine über dem Raum zusammen schlagende Welle. Man hörte, wie Hat die Stufen herunterkam.
    »Schwester?« Ihre Stimme bebte. »Erst hintergehst du meinen Vater, der dich mehr geliebt hat als all seine Söhne, obwohl du nicht einmal der Sproß seiner Lenden warst! Dann verbündest du dich mit einem Sklaven gegen das wachsende Ägypten, indem du unseren Cousin, meinen Verlobten, ermorden läßt! Jetzt verwüstest du unser Land mit Plagen, und du wagst es, mich Schwester zu nennen!« Ihre Stimme hatte sich zu blankem Zorn gesteigert. »Geht und opfert eurem Gott! Nehmt eure Familien und Kinder mit! Aber eure Schafe und Rinder bleiben hier!«
    Hats Zorn war wie ein eigenständiges Wesen, und Cheftu spürte, wie die Menschen in seiner Nähe unter ihrer Wut die Köpfe einzogen. So paßt also alles zusammen, dachte er. Moses hatte nicht nur einen Ägypter ermordet, um einen Israeliten zu verteidigen, er hatte nicht nur jemanden getötet, in dem königliches Blut floß. Einen Cousin. Er hatte Hatschepsuts Verlobten umgebracht!
    Moshe hatte sich schweigend ihre Forderungen angehört. »Nein das können wir nicht. Du mußt uns erlauben, Opfertiere und Brandopfer mitzunehmen, die wir Elohim darbringen können. Unser Vieh muß mit uns ziehen; kein Huf soll zurückbleiben. Einige davon

Weitere Kostenlose Bücher