Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
sich seine Freundin Hat gerade befand.
    »Ich erwarte deine Erklärung, Hamu neter«, wiederholte sie mit frostiger Stimme. Er hörte, wie sie auf ihn zukam.
    »Jahrelang habe ich mir deine Ratschläge zu Herzen genommen. Mein Leben lang habe ich dir vertraut.«
    Ihre Stimme brach. »Es sieht so aus, als hätte ich eine Kobra an meine Brust gedrückt.« Zornig flüsterte sie: »Entweiche, Magus. Wenn dieser Zauber so düster ist, daß du ihn nicht erklären kannst, dann will ich dich nicht mehr um mich haben. Nimm deine Zaubersprüche und Bilder und kehre in das dunkle Loch zurück, aus dem du geschlüpft bist. Ich gebe dir eine Woche, Ägypten zu verlassen, und solltest du je wieder zurückkehren, werde ich persönlich deinen Leib und deine Bosheit auslöschen.«
    Cheftu war bis ins Mark getroffen. Ägypten verlassen? Wohin? Wozu?
    »Mein Beschluß soll für alle Zeiten gelten. Gleichgültig, wer Pharao ist, dieser Beschluß ist Gesetz. So wie mein Vater den verräterischen Prinzen, der sich gegen seine eigene Familie mit den Sklaven verbündete, in die Verbannung geschickt und beschlossen hat, daß sein Name nie wieder ausgesprochen werden soll, so verbanne ich auch dich!«
    Hat schleuderte die Papyrusrollen und seine Notizbücher in seine Richtung. »Hinweg mit dir!«
    Cheftu krabbelte auf dem Boden herum, um seine jahrelangen Aufzeichnungen aufzulesen. Sie hatte den Raum verlassen; er konnte hören, wie sich ihre Schritte entfernten und sie nach draußen aufs Deck trat. Er sammelte seine Sachen zusammen und bewegte sich unsicher durch den Raum, auf der Suche nach einem helleren schwarzen Fleck, der ihn in die Welt draußen führen würde.
    Verbannt. Aus Ägypten.
    Er schluckte schwer und dachte an seine Weingärten, seine ergebenen Diener ... seine Frau.
    Ohne daß ihn irgend jemand daran gehindert hätte, gelangte Cheftu über das Deck. Die Stimmen, die er hörte, waren schwach wie das Miauen verlorengegangener Kätzchen. Mit der Sandale unter seinem Fuß ertastete er die abschüssige Rampe, die an Land führte, und Zentimeter um Zentimeter arbeitete er sich über das Holz vor, die Papyrusrollen in seinem Gürtel, in einem Arm die kleinen Notizbücher, den anderen ausgestreckt. Dann spürte er nachgiebigen Sand unter seinen Füßen und seufzte erleichtert.
    Soviel Hat auch wußte, von seiner Hochzeit mit RaEm hatte sie offenbar noch nicht erfahren. Würde sie RaEm ebenfalls verbannen oder sie statt dessen hierlassen, um sein Herz noch weiter zu zerfetzen? Wie von selbst schlug Cheftu den Weg durch die Gärten zum Palast ein. Er mußte an Ramoses denken. Er, Cheftu, mußte dabei sein, wenn Hat ihm gegenübertrat, doch gleichzeitig wollte er Chloe nur ungern allein lassen.
    Er kam ans Tor, und eine verängstigte Wache bemerkte sein Kommen.
    »Wer ist da?« Die Stimme des Soldaten bebte vor Furcht.
    Nutz es aus, solange du noch kannst, dachte Cheftu.
    »Der hohe Herr Cheftu! Öffne das Tor, Wache!«
    Cheftus autoritäre Stimme verfehlte ihre Wirkung auf den Soldaten nicht. Cheftu durchschritt das Tor und tastete sich so schnell wie möglich vor in Richtung Audienzsaal. Er mußte dort kurz vorbeisehen, ehe er zu Chloe zurückkehrte.
    Man konnte die Menschen im Raum fast schmecken. Ihre Angst lag in der Luft wie ranziges Parfüm. Jedesmal, wenn irgendwer schnaufte, riefen sie: »Wer ist das?« Die Angst vor der Dunkelheit und den damit verbundenen Übeln war offensichtlich ein wesentlicher Bestandteil des ägyptischen Bewußtseins, dachte der Gelehrte in ihm zerstreut. Er wandte sich an die ganze Gruppe. »Wann sollen die Israeliten eintreffen?«
    Ihm antwortete ein Gewirr von Stimmen, die den Tod der Apiru forderten oder die Götter anflehten und unter denen einige wenige ihm mitteilten, daß man die Sklaven noch nicht gefunden hatte. »Wo ist der Prinz?« fragte er und stieß mit dieser Frage auf vollkommene Ratlosigkeit. Es gab Gerüchte, daß er in seinem Zimmer betete oder daß er eine Armee zusammenstellte, die alle Israeliten töten sollte. Alle schienen zu wissen, daß nur die Israeliten in die Wüste ziehen wollten und daß die Mehrheit der Apiru in Ägypten bleiben würde, selbst wenn die Israeliten abwandern würden.
    Er machte sich auf den Rückweg zu seinen Gemächern. Er mußte mit Chloe sprechen.
    Chloe hatte eben den Gang zu ihren Gemächern erreicht, als sie hörte, wie jemand ihren Namen, ihren ägyptischen Namen, zischte. Sie wirbelte herum und versuchte, die Stimme zu orten.
    »Schwester«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher