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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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in die untergehende Sonne.
    Die Sonne sog alle Farben aus dem Sinai, und das Pferd kam ins Straucheln. Sie hatten nichts zu essen und kaum Wasser, und ihre einzige Möglichkeit, sich einen Vorsprung zu schaffen, bestand darin, das Pferd zu reiten, bis es tot zusammenbrach. Im Westen erhob sich ein Gebirge, das Tausende von
    Metern in den Himmel aufstieg. Bald würden die Berge über Hentis hinweg ihren Schatten werfen. Schatten, dachte Chloe, dann sind wir im Schatten.
    Sie dösten beide ein, während das Pferd keuchend immer langsamer wurde. In der Morgendämmerung des nächsten Tages brach das Tier endgültig zusammen, in den Vorderbeinen einknickend wie ein Kamel. Wenn sie nicht geschnappt werden wollten, mußten sie in aller Eile weiterziehen. Über ihnen kreisten Geier, und hastig schnitt Cheftu, verschwitzt und bleich, ein paar Fleischstücke aus dem Pferdekadaver. Ein verdorrter Busch diente als Feuerholz, und wenig später rissen sie mit den Zähnen das zähe Fleisch ab.
    »Wo sind wir?« fragte Chloe, die dank des Eiweißnachschubs in ihren Adern endlich wieder zusammenhängend denken konnte.
    Cheftu deutete auf den himmelhohen Berg. »Gebel Musa.«
    »Das ist aber nicht Moses’ Berg. Wir sind nicht durch die Wüste gewandert.« Sie überlegte einen Moment. »Wo erhält er die Zehn Gebote?«
    »Auf einem Berg am anderen Ufer des Meeres, würde ich annehmen«, antwortete Cheftu halb lallend.
    »Da ist die Arabische Halbinsel . was für eine Ironie«, sagte sie mit kratzigem Lachen.
    »Wir müssen weiter, solange wir etwas zu essen haben.« Er kam unsicher hoch. »Diese Vögel werden nicht mehr lange warten ... und das willst du dir bestimmt nicht ansehen.«
    Sie schwangen ihre Körbe über die Schulter und banden ihre Umhänge fester, um gegen den Wind geschützt zu sein.
    »Wohin gehen wir?«
    »Oase. Vor uns.« Cheftu stolperte los, und sie taumelten weiter.
    Chloes Lungen fühlten sich an, als stünden sie in Flammen. Sie hatte das Gefühl, ihr ganzes Leben nur gewandert zu sein, und sie wollte keinen Schritt weiter. Die Hitze nahm ihr die Sicht. Sie sah Punkte. Cheftu riß sie, seine verschwitzte Hand in ihrer, hoch, wenn sie strauchelte. Immer tiefer marschierten sie in dieses ungastliche, felsige und öde Land hinein. Chloe fiel wieder, und Cheftu blieb neben ihr stehen, die Hände auf die nackten Knie gestützt, nach Luft röchelnd. Um sie herum lastete absolute Stille. Kein anderes Geräusch durchdrang den glühendheißen Nachmittag. Cheftu hob den Kopf und blickte mit den von Holzkohle geschützten Augen in die Ferne.
    »Brauche eine Höhle. Muß ausruhen.«
    Chloe blickte auf; die dunklen Löcher in den umgebenden Bergen versprachen Kühle und Schutz. Sie leckte ein paar Wassertropfen vom Pfropf ihres Wasserschlauchs. Sie verdampften, fast ehe sie die Lippen erreicht hatten. Mit zitternden Händen stopfte sie den Schlauch zurück in ihre Schärpe. Cheftu sah grau aus unter seiner mahagonibraunen Haut. Die Wunde in seinem Schenkel war schwarz von Fliegen: ein lebendiger Verband.
    »Wir ruhen uns aus. Und gehen dann nach Nordwesten weiter.«
    Wie weit noch? Wie viele Tage? Ihr war klar, daß es ihr Todesurteil sein konnte, wenn sie ihr Ziel nur um ein paar hundert Meter verfehlten. Sie schliefen im Schatten eines Felsüberhangs, und Cheftu grillte ihnen eine Schlange zum Abendessen. Dann zogen sie unter dem Sternenzelt weiter. Schweigend.
    Der nächste Tag dehnte sich für Chloe in Jahrzehnte. Ihre Kehle war so trocken, daß sie bei jedem Schlucken zu springen schien. Ihre Zunge war angeschwollen. Als sie sich die Nase rieb, war ihre Hand blutig von der geplatzten Schleimhaut. Sie zog ihr zerlumptes weißes Gewand fester um sich, um die gierige Sonne wenigstens etwas abzuwehren.
    Cheftus Wunde war infiziert und schwoll immer mehr an. Er humpelte und hinkte, taumelte weiter, mühte sich mit baumelndem Kopf in halb besinnungslosem Schlaf Schritt um Schritt vorwärts. Chloe spürte, wie die Sonne mit ihren Klauen an ihrer Haut zerrte, wie sie ihre Lider versengte, bei jedem
    Schritt von einem glühendheißen, steinigen Sandfleck zum nächsten.
    Ihr Körper verwandelte sich in ein Gefängnis aus Hitze und Schmerz, und sie spürte, wie sie nach oben gezogen wurde als könnte sie himmelwärts fliegen und sich auf diese Weise von dem geschundenen, gemarterten Fleisch befreien, das sie an die Erde kettete. Cheftu sank in die Knie und zog sie nach unten. Chloe geriet in Panik, als sie spürte, wie heiß sein

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