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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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wurden, bis ihre Füße sich dem Rhythmus der Pferdehufe angepaßt hatten. Eine Brise pfiff über den sandigen Boden, während Chloe Schritt zu halten versuchte. Sie waren auf dem Weg nach Westen, in das Felsengebirge des Sinai hinein.
    Die Soldaten waren müde und wollten heim zu ihren Familien Chloe war klar, daß man sie und Cheftu für unbedeutende Gefangene hielt und daß in jeden Streitwagen nur zwei Menschen paßten. Als die Sonne unterging und sie Henti um Henti zurücklegten, verwandelte sich die Reise zu einem Klumpen Schmerz in ihrer Brust und ihrem Bauch, und Chloe verfluchte ihre Peiniger. Einmal drehte sie den Kopf und sah den anderen Streitwagen neben ihrem dahinfahren und Cheftu mit ausgestreckten Armen hinterhertaumeln.
    Glücklicherweise mußten nach Anbruch der Nacht die Pferde vorsichtiger gehen, um in dem pockennarbigen Boden nicht auf Schlangen, Skorpione, Wadis oder Steine zu treten, und so konnte Chloe langsamer durch die kalte Nachtluft laufen, die ihr in der Brust brannte. Der abnehmende Mond warf ein kränklich wirkendes Licht über die nächtliche Wüste, in dem Steine und Spalten nur schwer zu erkennen waren. Aus den Hügeln in der Nähe hörte Chloe das blutgefrierende Jaulen der Schakale. Die Soldaten hörten es ebenfalls und beschlossen, ein Nachtlager aufzuschlagen. Der andere Streitwagen rückte auf, und Chloe konnte erkennen, daß Cheftu genauso erschöpft war wie sie.
    Es gab eine kleine Auseinandersetzung darüber, wie die Wachen eingeteilt werden sollten. Der Anführer entschied, daß
    Cheftu keinen Fluchtversuch unternehmen würde, solange sie Chloe gefangenhielten. Also kam sie in die übereifrige Umarmung eines jungen Soldaten, der ihr eine Hand auf die Brust legte und mit der anderen ein Messer gegen ihre Kehle drückte. Er war bestimmt nicht älter als siebzehn, aber im zwanzigsten Jahrhundert hätte er sich gut als angehender Fullback eines Football-Teams gemacht. Cheftu wurde an die Speiche eines Streitwagens gekettet, Chloe genau gegenüber.
    Mit ausdrucksloser Miene beobachtete er, wie sie den widerwärtigen Avancen des jungen Soldaten auswich, der auf diese Weise Eindruck zu schinden versuchte. Er umarmte Chloe wie eine Schlange, die Messerklinge spiegelte sich im Mondlicht, und Cheftu mußte sich zwingen, die Augen zu schließen. Es wäre bestimmt keine große Hilfe, wenn er im Morgengrauen vollkommen übermüdet zu Boden sank. Mitanzusehen, wie dieser Soldat Chloe zusetzte, zerriß ihm schier das Herz. Er wußte, wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie gekämpft, genau wie er, doch gemeinsam waren sie zu verletzlich. Er spannte seinen Armmuskel an, den er so gern gestreckt hätte, als er etwas in seinem Rücken spürte. Er warf einen Blick über die Schulter und schluckte ängstlich, als er in zwei goldene Augen blickte. Dann verhinderte er hastig einen Freudenschrei, denn er kannte das tiefe Schnurren aus der Raubtierkehle nur zu gut.
    Thief schmiegte seinen Kopf an Cheftus Schulter. Er war zwar noch jung, doch er wuchs mit jedem Tag. »Va t’en«, flüsterte Cheftu aus Angst, das dröhnende Schnurren könnte die Soldaten wecken. Thief ließ seinen Kopf auf Cheftus Schenkel sinken und breitete die großen Pfoten aus, die er wie ein überentwickeltes Kätzchen leckte. »Geh weg«, wiederholte Cheftu und drückte die große Katze mit seinen gefesselten Händen beiseite.
    Thief streckte sich aus und wälzte sich auf den Rücken, damit sein Adoptivvater ihm den Bauch kraulen konnte. Seufzend kam Cheftu der Aufforderung nach. »Das mach ich noch, dann mußt du verschwinden. Einverstanden, Thief?« Er blickte auf und erkannte, daß in Chloes offenen Augen Tränen standen. Gedankenverloren streichelte Cheftu Thief und versuchte zugleich, über die Entfernung hinweg mit seiner Frau zu sprechen, die in der tödlichen Umarmung eines anderen Mannes gefangen war.
    Sie war wunderschön, wie aus Mondlicht geschnitzt. Neben ihren Augen verblaßte die ganze Welt, fand Cheftu. Aus ihnen loderte ein grünes Feuer, sie wirkten quicklebendig, so als wollten sie ihrer momentanen Lage trotzen. Sie vertrauten ihm, auch wenn er am Nachmittag keinen Ausweg gefunden hatte. Obwohl er sie so in Gefahr gebracht hatte. In seinen Augen brannten Tränen, für die seinem Körper die Feuchtigkeit fehlte, und er spürte, wie Thief einschlief.
    Chloe schloß ebenfalls die Augen, darum rollte sich Cheftu auf die Seite, ängstlich darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, dann legte er seinen Kopf auf

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