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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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bleiben? Was war ihr in jenem Meer des Chaos widerfahren, das sie durchquert hatte, nachdem sie dort, in einem alten Tempel, abgereist und bevor sie hier, in einem Altarraum, angekommen war? Physisch war sie am selben Ort geblieben, doch irgendwie war sie durch die Zeit zurückgesogen worden.
    Für diesen idiotischen Einfall hätte sich Chloe beinahe geohr-feigt. Auf gar keinen Fall.
    So etwas geschah eher in Cammys Raumschiff Enterprise als alleinreisenden Touristinnen an ihrem Geburtstag. Sie konnte die Sprache verstehen - auch wenn es sich eindeutig nicht um Englisch, Französisch, Arabisch oder Italienisch handelte. Doch sie schaffte es nicht, ihren Verstand lang genug von sich selbst abzusondern, um die Worte zu analysieren. Auch das war höchst eigenartig; es mußte eine andere Erklärung geben. War sie vielleicht verrückt geworden?
    Für die Wahnsinns-Theorie sprach immer mehr.
    Chloe sah zur Tür hin, wenn man denn ein weißes Laken als Tür bezeichnen konnte. Dort war niemand zu sehen. Sie packte die Haut auf ihrem Handrücken, kniff und zwirbelte sie. Tränen traten ihr in die Augen, und auf ihren Händen blieben zornige halbmondförmige Male zurück. Sie war wach.
    Hastig zerrte sie die Decke zur Seite und betrachtete eingehend ihren Körper. Auf dem Knie konnte sie die Narbe von Cammys Motorradunfall sehen und auf ihren Füßen die zahllosen schwachen Verfärbungen nach Blasen, Moskitostichen und kleinen Verletzungen. Sie streckte die Hand aus. Sie war genau wie früher - lange, elegante Finger, die auf keiner Tastatur außer der eines Computers spielen konnten, kurze ovale Nägel, und eine blasse Narbe in der Handfläche, die nach einem Hundebiß vor vielen Jahren zurückgeblieben war.
    Doch die Haut war weder blaß, noch sommersprossig. Vorsichtig faßte sie nach oben und zupfte ein paar Haare aus dem Band in ihrem Genick. Ihr Haar fühlte sich an wie immer: fest, rauh und völlig glatt. Es hatte auch die gewohnte Länge, nur war es nicht mehr kupferfarben, sondern schwarz, so schwarz, daß es bläulich glänzte. Chloe ließ ihre zitternde Hand sinken.
    O mein Gott.
    Bevor sie Zeit hatte, sich zu fassen, kam Basha wieder herein, gefolgt von zwei dunkeläugigen Männern.
    Chloe durchsuchte die Erinnerungen, die ihr Gehirn überschwemmten, und bemühte sich, den Dingen wenigstens den Anschein einer Ordnung zu verleihen, indem sie den »anderen« Geist durchsuchte, der sich ebenfalls in ihrem Kopf befand.
    Ohne Erfolg.
    Der eine Mann trat zu ihr.
    »RaEm«, sagte er und ließ seinen Blick über ihren Leib wandern, »was ist das für eine Krankheit, die dich befallen hat?« Er ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder und nahm ihre Hand. Seine Frage klang höflich, aber distanziert. Er war jung und sah mit dem um die Taille geschlungenen Schurz und den eindrucksvollen Muskeln am Oberkörper eindeutig gut aus. Eine Hälfte ihres Geistes erkannte ihn wieder und fand seine Anwesenheit tröstlich, wenn auch überraschend.
    Die andere Hälfte ihres Geistes ekelte sich vor der schweren Augenschminke und den prunkvollen Juwelen, die er angelegt hatte, von seiner gekünstelten Frisur ganz zu schweigen. Trug er etwa eine Perücke? Der zweite Mann war älter, aber in einen ähnlichen Rock gekleidet, und auf seinen breiten Schultern lag ein Kragen aus Gold und Leder. Er sah sie nur an, ohne daß seine fleischigen, bronzefarbenen Gesichtszüge irgendeine Regung verraten hätten.
    Sanft legte Basha eine Hand auf die Schulter des Sitzenden. »Makab, Herr, deine Schwester wird wieder gesund werden. Sie wird wieder vor der Göttin singen und tanzen. Sorge dich nicht. Sie wird sich erholen.«
    Ein Bolzen fügte sich in die Nut. Dies war ihr älterer Bruder Makab, ein junger Adliger, der auf dem Lande lebte. Entsprechend ägyptischem Brauch hatte sie, als ihre Eltern vor Jahren gestorben waren, den gesamten Besitz geerbt. Zögernd erwiderte sie seinen Händedruck. Er wandte sich von Basha ab und senkte den Blick auf Chloes Hand. »Du erkennst mich also wieder?« Als sie bestätigend nickte, wanderte sein Blick zu ihrem Gesicht hoch. Dann zuckte er erschrocken zurück und ließ ihre Hand fallen wie einen giftigen Skorpion, während er gleichzeitig Ankhs in der Luft zeichnete.
    »Heilige Osiris! Deine Augen!«
    Aus dem Gang waren viele Schritte zu hören. Dann trat ein untersetzter Mann ein, auf dessen Glatze sich der Fackelschein spiegelte. »Macht Platz für den edlen Hapuseneb! Den Hohepriester des Großen Gottes Amun, der

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