Die Prophetin von Luxor
ich mich auf ein Knie niederließ und die linke Hand nach dem Metall ausstreckte. Bei der Bewegung kam mein überladener Rucksack ins Rutschen, und ich faßte mir mit der Rechten über die Brust, um ihn aufzufangen.
In diesem Augenblick passierte es - in einem Sekundenbruchteil und ohne jede Vorwarnung. Meine Sinne schlugen um, und ich war in einem Energiestrudel gefangen, der mit solcher Kraft um mich herum hochwirbelte, daß ich Geräusche schmecken und Gerüche hören konnte. Mit rasender Geschwindigkeit wurde ich abwärts gezogen. Übelkeit stieg in mir auf, und in meinem Kopf herrschte ein Druck, daß mir die Ohren zufielen. Durch körperlich spürbare Blitze in einer unbeschreiblichen Farbe hindurch sah ich eine Frau. Dunkel und elegant kam sie aus der Tiefe herangewirbelt. In panischer Angst streckte ich die Hand aus, um sie aufzuhalten, um einen anderen menschlichen Leib zu spüren, doch gleich darauf schrie ich auf, denn sie schwebte mitten durch mich hindurch, durch mein Fleisch, meine Knochen, und trennte mich in einer blutlosen Operation von meinem Körper ab. Das letzte, was ich sah, bevor mir schwarz vor Augen wurde, war ihr Mund, zu einem entsetzten, lautlosen Schrei aufgerissen.
ZWEITER TEIL
2. KAPITEL
4. KAPITEL
6. KAPITEL
8. KAPITEL
Bar jeder Begierde sah er sie an. »Herrin, du weiß
Die Türen flogen auf, und beide traten ein - größe
13. KAPITEL
15. KAPITEL
Schlafen .
»Ich soll euch bis dahin zusammenbleiben lassen?«
2. KAPITEL
Stille. Alles durchdringende Kälte. Chloe blieb reglos liegen und versuchte, die Übelkeit und die Schmerzen zu überwinden, die ihren Leib in den letzten Sekunden vor der erlösenden Ohnmacht zerrissen hatten. Sobald sie ihre Sinne wieder beisammenhatte, ging sie im Geiste alle größeren Gliedmaßen und Körperteile durch. Sie konnte kaum etwas spüren, und was sie spürte, tat höllisch weh; sie wünschte, auch diese Teile wären taub. Sie versuchte, die Augen aufzuschlagen, und nach einer Anstrengung, bei der ihr Schweißperlen auf die Oberlippe traten, gelang es ihr auch. Langsam wurde ihr Blick klar.
Ägypten. Weiße Wände mit lebensgroßen Figuren in so bunten Farben, daß es in den Augen schmerzte.
Der Boden, auf dem sie lag, war kalt und wurde immer kälter. Chloe versuchte, sich aufzusetzen, fiel aber sofort wieder zurück auf den Stein, so als hätte sie keinen Knochen mehr im Leib. Wieder sah sie sich um, und ein Gefühl des Grauens und Unglaubens keimte in ihr.
Irgend etwas stimmte nicht.
Träumte sie? Aber in einem Traum dürfte es keinen so beißenden Gestank geben. Sie dürfte keinen Singsang von außer-halb des Raumes hören. Sie dürfte das Blut von dem Schnitt in ihrer Lippe nicht schmecken. Sie dürfte sich nicht so zerschlagen und zerschrammt fühlen.
Auf ganz schreckliche, grauenvolle, unerklärliche Weise stimmte etwas nicht.
Vor ihr lag eine sauberere Version jenes Raumes, den sie zuletzt gesehen hatte. Er war in gutem Zustand, wirkte frisch und farbenfroh. Die Parade der Götter und Göttinnen war in strahlenden Farben gemalt und schien sich in der reglosen Luft beinahe zu bewegen. In der Luft lag ein muffiger Geruch, den sie nicht recht einordnen konnte, und die mit Sternen bemalte Decke war nur verschwommen durch den Rauchnebel zu erkennen. Darunter lag zudem ein beißender Geruch, ein furcht-einflößender Geruch ... eindeutig wiederzuerkennen, selbst wenn sie im Moment nicht wußte, woher. Chloe drehte sich um und blickte zu dem Granittisch auf. Ihr Puls flatterte.
Auf dem Tisch stand die silberne Statue einer perfekt gebauten Frau mit einem Kopfschmuck aus Hörnern und einer Sonnenscheibe. Vor der Statue standen silberne Schalen mit Weihrauch bereit sowie eine große Platte mit Brot, Datteln und etwas, das wie ein gebratener Vogel aussah, komplett mit Kopf und Füßen. Daneben waren mehrere silberne Kelche aufgereiht. Chloe sah die Statue prüfend an und spürte, wie sich etwas in ihrem Geist emporreckte, um zuzupacken, aber danebengriff. Sie wußte, daß sie wußte, wer das war und was das zu bedeuten hatte; doch im Moment kam sie einfach nicht darauf.
Sie drehte sich zum Fenster um. Die anbrechende Dämmerung schoß rosa- und rosenfarbene Dolche in die Silberschleier am Himmel und durchstach damit das schwarze Tuch der Nacht.
Während sie innerlich ihre Apathie abzuschütteln versuchte, ging sie im Geist Erklärungsmöglichkeiten für ihre augenblickliche Situation durch und verwarf eine nach der anderen. Ein weiterer
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