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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Ober- und Unterägypten regiert! Des Vaters von Pharao Hatschepsut, ewig möge sie leben!« Mit diesen Worten rammte er seinen Stab auf den Boden und trat zur Seite. Ein großer, älterer Mann in einem Leopardenfell und knöchellangem Schurz kam ins Zimmer.
    Alle wichen zurück und verbeugten sich: Chloe blieb wie vom Blitz getroffen sitzen. Sie hatte schon immer gewußt, daß sie eine blühende Phantasie besaß, aber dieser Traumflug hier war einfach unglaublich detailtreu.
    »Herrin«, sagte er mit leiser, angenehmer Stimme, »die Khefts haben dich verlassen. Das ist gut.« Er trat näher an sie heran, und Chloe senkte den Blick, denn ein Instinkt warnte sie, daß dieser Amun-Priester unter Umständen noch entsetzter über ihre Augen wäre, nachdem sie damit schon ihrem »Bruder« Angst eingejagt hatte. Vorausgesetzt, der Mann existierte überhaupt außerhalb ihres Geistes, schränkte ihre linke Gehirnhälfte energisch ein.
    »Das Große Haus macht sich Sorgen um ihre Schutzpriesterin. Bitte erzähle uns, was vorgefallen ist.«
    Basha trat vor und deutete auf sie. »Eure Eminenz, meine Herrin hat ihre Stimme noch nicht wiedergefunden.«
    Hapuseneb blickte Basha nachdenklich an, dann sah er wieder auf Chloe. »Dann werden wir dich empfangen, sobald du dich wieder erholt hast.« Er kam näher, und Chloe blickte angestrengt auf seine Brust, in der Hoffnung, den Blick damit weit genug gesenkt zu haben. Offensichtlich war es so. Er nickte ihr kurz zu und ging aus dem Zimmer. Betretenes Schweigen erfüllte den Raum, dann wünschten die so üppig geschmückten und geschminkten Krankenbesucher Chloe der Reihe nach gute Besserung und verschwanden.
    WASET
    Henti um Henti raste der goldene Streitwagen unter der wohltätigen Wintersonne durch die Östliche Wüste. Pharao hielt die Zügel fest in ihren roten Handschuhen und hatte die Enden um den goldenen Gurt an ihrer Taille geschlungen. Senmut, ihr Großwesir, hielt sich am Wagenkorb fest und hatte den Blick nicht auf den Sand vor ihnen gerichtet, sondern auf den schlanken Leib jener Frau, die ihm die Welt zu Füßen gelegt hatte. Er warf einen Blick zurück; zwei Streitwagen folgten ihnen, langsam genug, um Pharao die Illusion von Ungestörtheit zu lassen, so wie die Soldaten auch vergangene Nacht in der Wüste ihr Lager knapp außer Sichtweite aufgeschlagen hatten. Er schaute über Pharaos Kopf, als sie vom Weg abbogen und über eine Reihe aufsteigender Dünen jagten. Ein Wüstengebirge rahmte den Horizont ein. Hatschepsut ließ die Pferde langsamer laufen; sonst würde ihr neuestes Spielzeug womöglich in den Tiefen des warmen Sandes ein Rad verlieren.
    Vor ihnen erhob sich steil ein Felsen, der einen bläulichen Schatten über den Sand legte. Hat ließ die Pferde anhalten, sprang vom Wagen und wischte sich mit dem Handschuhrük-ken den Staub vom Gesicht. Senmut trat neben ihr in den Sand und tastete mit dem Blick eines Architekten den Sandsteinblock ab, der aus dem Boden aufstieg und sich zur Sonne emporschwang. Ein von den Göttern gemachter Obelisk. Hat beobachtete ihn, während er im Geist Maß nahm.
    »Geliebter Architekt«, sagte sie, nachdem sie zweimal den breiten Fuß umrundet hatten, »du hast für mich den prächtigsten aller Totentempel im westlichen Halbkreis erbaut.«
    »Ein winzig kleiner Tribut an deine Schönheit, Pharao«, erwiderte er, als sie im Schatten stehenblieben. Sie ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen.
    »Dennoch fürchte ich, daß es nicht klug wäre, dort für alle Ewigkeit meine Ruhestätte zu nehmen.« Senmut machte den
    Mund auf, um zu protestieren, doch sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Mein Neffe Thutmosis haßt mich. Ich werde nicht schlecht über ihn sprechen, denn er ist ein Sohn der Götter und des königlichen Ehebetts, und in seinen Adern fließt das heilige Blut meines Vaters. Doch würde ich mich sicherer fühlen, wenn ich wüßte, daß mein Grab unberührt bleibt, einfach weil es unentdeckt bleibt.«
    Senmut betrachtete die Felsen um ihn herum. »Du wünschst dir tatsächlich, am Ostufer des Nils begraben zu sein?« Aus seiner Stimme sprach Zweifel. Der Tod war gleichbedeutend mit dem Westufer, so wie das Leben mit dem Ostufer gleichgesetzt war. »Was ist, wenn in zukünftigen Dynastien hier draußen Städte gebaut werden? Ägypten wächst, und wer kann sagen, ob dieses Land mit verbesserten Bewässerungssystemen nicht urbar gemacht werden kann?«
    »Ich kann es sagen!« befahl sie. »Ich bin Ägypten!«
    Sie

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