Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
und starrte hinaus in die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Fensteröffnung suchten. Der jetzt vom Sonnenlicht erhellte Raum war seit jenem düsteren Tag nicht mehr geöffnet worden. In den Ecken sammelte sich als Zeugnis der wütenden Plagen der Müll. Immer noch leuchtete der Blutfleck wie ein tiefes Schandmal in diesem Raum, der aus jungfräulichem, seit Dynastien nicht mehr verwendetem Stein aus dem Alten Königreich errichtet worden war.
    Wütend und ohne zu wissen warum trat er gegen den Müllhaufen. Ein metallisches Klirren weckte seine Aufmerksamkeit. Auf dem Boden kniend und ohne auf den toten, verwesenden Abfall an seinen nackten Händen zu achten, fegte er das faulende Laub auseinander und tastete nach dem Gegenstand, von dem das Geräusch ausgegangen war. Lange wühlte er herum, doch dann hatten seine Finger ihn erspürt . eine Kette.
    Die Inschrift auf dem winzigen Goldskarabäus war selbst im schwachen Morgenlicht gut zu lesen. Die Konsequenzen, die sich daraus ergaben, waren atemberaubend. Er blickte sich noch einmal im Raum um, einem Raum, den nur er und eine Priesterin je betreten hatten. Er selbst hatte ihren blutleeren Leichnam an die Tür getragen. Thutmosis schluckte. In seiner Hand lag ein goldener Skarabäus.
    Gold, wie es eine Hathor-Priesterin nie tragen durfte. Und auf dem Gold stand ein ganz anderer Name als jener, den die Priesterin angegeben hatte.
    »Basha.«
    Thut stürzte aus dem Raum und wäre fast den Hügel hochgerannt, so eilig hatte er es, zum Tempel zu kommen. Er wollte Antworten hören.
    Cheftu erwachte in Ägypten. Wenigstens sah es so aus wie Ägypten. Er roch die bei den Tempelritualen verwendete Myrrhe, sein Leib ruhte auf den straff gespannten Bändern eines ägyptischen Bettes, und er spürte einen ausgeklügelten Leinenverband um sein Bein - nach ägyptischem Muster. Eigenartig, doch seine letzten Erinnerungen handelten von Hitze, Kälte, Felsen, Sand und tobendem Schmerz, während sie ständig weiterflohen und nicht einmal eine Sekunde lang innezuhalten wagten, um sich umzudrehen und nach ihren Verfolgern Ausschau zu halten.
    Wo war Chloe? Er murmelte ihren Namen und spürte eine kühle Hand auf seiner Stirn, jedoch nicht ihre. Eine Stimme, geschlechtslos und herrisch, sprach zu ihm: »Eure Zeit zusammen ist bemessen, Herr.« Was hatte das zu bedeuten? Die Angst, die diese Auskunft in ihm auslöste, kam nicht gegen die Entkräftung seines halbtoten Körpers an. Er schlief ein.
    Chloe saß neben dem schlafenden Cheftu; er schlief nun schon eine Woche, seit sie von ihrem Lager aufgestanden war, und wachte nur kurz auf, um zu essen. Wie lange waren sie schon hier? Zwischen den Mahlzeiten und Nickerchen und Brettspielen schien die Zeit stillzustehen.
    Khaku trat ein, winkte ihr, und Chloe folgte ihm durch ihr
    Zimmer und das Bad in den Raum weiter hinten, der ihr schon früher aufgefallen war.
    Dort sah es aus wie in Merlins Höhle, dachte Chloe. Überall lagen offene Sternenkarten herum, und an einer Wand lehnten Körbe in allen Formen und Größen mit beschrifteten, versiegelten Behältern. Dann entdeckte sie Imhotep und stieß einen Schrei aus.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten. Khaku bückte sich, wiegte den Alten in den Armen und schnalzte traurig mit der Zunge. Chloe fühlte seinen Puls; er war kräftig. Khaku trug seinen Herrn zu seiner Liege und legte eine Feder auf die Fackel. Der brandige Gestank weckte Imhoteps Lebensgeister. Er war schwach, aber es ging ihm gut. Mit zitternden Armen stemmte er sich hoch und sah sich suchend um, als hätte er irgend etwas verlegt.
    Er blickte Chloe scharf und mit einer Mischung aus Angst und Bewunderung an. Dann machte er Khaku eine Reihe von Zeichen und erklärte Chloe zugleich: »Ich sage ihm, daß er den jungen Mann bringen soll; wir müssen uns unterhalten.«
    Khaku überzeugte sich noch kurz, daß es seinem Herrn wirklich gutging, dann verschwand er, um seinen Befehl auszuführen.
    »Mein Kind.« Imhotep machte eine Geste. »Hol die Schale von dem Tisch da; sieh nicht hinein, bring sie mir nur.«
    Chloe entdeckte die Schale. Den Blick fest auf einen Punkt oberhalb von Imhoteps Kopf gerichtet, ging sie damit auf ihn zu und stellte sie behutsam auf einem kleinen Tischchen ab. Cheftu kam, von Khaku gestützt, herein. Sein Gesicht hatte wieder Farbe, und er zwinkerte Chloe sogar zu. Khaku setzte Cheftu auf das Bett, dann schob er einen Sessel für Chloe heran, so daß sie alle auf das Tischchen blicken

Weitere Kostenlose Bücher