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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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konnten. Schließlich zog er sich mit einer Verbeugung ans andere Ende des Raumes zurück.
    Imhotep schien es schon wieder besserzugehen. »Heute mor-gen wollte ich eure Horoskope legen«, erklärte er ein wenig kurzatmig. »Ich habe etwas heiliges Öl aus Midian und etwas von dem Heilwasser aus Ptahs Tempel genommen.« Er schluckte, ließ den Blick von Cheftus reglosem Gesicht zu Chloes neugierigen Augen hinüberhuschen und bemerkte dabei den kräftigen Griff, mit dem sich die beiden an den Händen hielten, eine menschliche Kette. »Ich habe beides in die Schicksals schale gegossen, aber, hau, ich kann einfach nicht beschreiben, was dann geschah. Es war, als würde ein Kamsin hindurchwehen, der aber nichts sonst berührte, nur das Wasser aufwirbelte.« Er beugte sich vor und blickte angestrengt in die Schale. »Als ich schließlich wieder etwas erkennen konnte, sahen meine Augen dies.«
    Chloes Blick traf auf Cheftus, dann ließ er nach einem aufmunternden Druck ihre Hand los. Sie beugte sich über die Schüssel und mußte sich schnell an der Tischkante einhalten. Es war eine Landkarte.
    Cheftu beugte sich vor und identifizierte es ebenfalls. »Ägypten«, murmelte er auf englisch.
    »Das ist eine Karte des Sinai und der beiden Ägypten«, erklärte Imhotep. »Klar wie die Zeichnung eines Schreibers. Aber seht genauer hin, Kinder.« Chloe hielt den Kopf schief, um einen besseren Blickwinkel zu haben. Von einem Punkt am Ostufer des Inländischen Meeres aus führte ein Weg quer über das Wasser mitten in die Wüste zwischen dem Meer und Wa-set. Dort endete er.
    »Was hat das zu bedeuten?« flüsterte sie und sah dabei in Cheftus Augen. Sie war so dicht vor ihm, daß sie die bronzenen Kreise sehen konnte, die seine Pupillen umringten.
    Er wandte sich an Imhotep. »War das alles?«
    Der Alte erbleichte und ließ sich zurücksinken. »Nein, mein Sohn. Da war noch mehr.« Er blickte von einem Gesicht zum anderen und rezitierte dann monoton: »Ihr müßt dort lassen, was ihr bei euch tragt, und dann in euer Leben zurückkehren.«
    Chloe sah Cheftu an. Was trugen sie denn bei sich?
    Cheftu wirkte wie vor den Kopf geschlagen. »Wieso?«
    »Weil ihr beide dieselbe Bestimmung habt. Eine so wichtige Bestimmung, daß sie die Denkweise und das Leben der Menschen verändern wird. Was sie fordert, wird euch das Fleisch von den Knochen reißen.«
    »Was sie fordert?«
    »Ein Opfer.«
    Chloe sah Imhotep mit hochgezogener Braue an. »Wie können wir etwas bei uns tragen, wo ... Moment mal.« Sie sah Cheftu an. »Die Schriftrollen.«
    »Die Schriftrollen! Alemeleks Schriftrollen!« Er wollte aufstehen, doch Imhotep hielt ihn mit einer Hand zurück und gab Khaku ein Zeichen.
    Ein paar angespannte Minuten später zog Cheftu die Schriftrollen aus dem Köcher und breitete sie aus. Es waren an die fünfzehn Stück, alle aus feinstem Papyrus und bedeckt mit Zeichnungen von Früchten, Bäumen und Blumen, in anderen Fällen von Dörfern oder Familien. Und von Meneptah.
    Chloe mußte husten, als sie das Bild des Dorfes sah.
    »Verdammt noch mal«, entfuhr es ihr auf englisch. Sie spürte Cheftus fragenden Blick, doch ihre Augen tasteten einzeln alle abgebildeten Gestalten ab. Sie rollte den Papyrus auf und entdeckte die botanischen Zeichnungen. Mit kalten, flatternden Händen sackte sie vornüber auf dem Stuhl zusammen und starrte auf die Karte.
    »»Ausgrabungen in der östlichen Wüste<«, zitierte sie. Unter Cheftus überraschtem Stirnrunzeln öffnete sie den Korb, den Khaku ebenfalls mitgebracht hatte. Sie entfernte einen falschen Boden und zog darunter mehrere Notizblöcke sowie zwei gut verpackte Schriftrollen heraus. Mit bebenden Händen breitete sie alles aus. Cheftu hatte seine Arztmiene aufgesetzt und ließ Imhotep nicht aus den Augen. Doch der Blick des Alten blieb vollkommen ruhig, während Chloe die lange Schriftrolle glättete.
    Cheftu zuckte zusammen, als er sein eigenes Antlitz aus dem Papyrus blicken sah, inmitten der aus Ägypten ausziehenden Israeliten. Chloe spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich.
    »Was ist denn?« fragte er. »Was siehst du?«
    Sie schlug die Hand vors Gesicht. »Die Zukunft.«
    »Was!?«
    »Im Jahre 1994 wird meine Schwester, die Ägyptologie studiert, bei einer Ausgrabung mitarbeiten, bei der diese Papyri entdeckt werden. Ich habe das vom Exodus nicht wiedererkannt, weil ich nie zuvor Gesichter gezeichnet hatte.« Sie sah Cheftu an. »Bevor ich dich kannte, wußte ich einfach nicht ...« Sie biß

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