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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Tochter war eben unter mysteriösen Umständen gestorben, sein jüngerer Sohn hatte nicht einmal die Wiege überlebt, und sein mittlerer Sohn war ein Schwächling, der von einer gewöhnlichen Sklavin abstammte. Hatschepset war die einzig mögliche Nachfolgerin.
    Er rief seine Soldaten aus der Wüste zurück und befahl, im ganzen Land Ramoses’ Kartusche von allen Schriften und Bauten zu entfernen und sie durch die Hatschepsets zu ersetzen, deren Name er in Hatschepsut, ewig möge sie leben!, geändert hatte.«
    Natürlich, dachte Chloe. Auf diese Weise war es nicht mehr der Name einer Adligen, sondern der Name der Ranghöchsten unter allen Adligen. »Ewig möge sie (oder er) leben!« war ein Namenszusatz, den jeder Pharao erbte und den Moshe bei seinen Unterredungen mit ihr jedesmal unterschlagen hatte.
    »Möglicherweise, weil sie der Kronprinz sein sollte, trug sie weiterhin Männerkleidung, obwohl das einen Skandal gab, als sie erst einmal sechzehn Überschwemmungen alt war.« Er hielt inne und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich glaubte damals, ich sei in Sicherheit und Thut hätte mich vergessen. Leider hatte ich mich da geirrt. Eines Tages kamen, während ich gerade in den Heiligen Schriften Ptahs las, Soldaten in den Tempel und schleppten mich fort. Pharao erklärte mir, aufgrund der Dienste, die meine Familie Ägypten früher erwiesen hätte, ließe er mir die Wahl. Ich könne entweder sieben Überschwemmungen lang im Tempel von Noph dienen, um dann als Verräter hingerichtet zu werden, oder ich würde auf der Stelle verbannt und müßte den Rest meines Lebens außerhalb von Ägyptens Glanz verbringen.« »Also hast du dich für die Verbannung entschieden«, sagte Chloe.
    »Nein. Ich habe den Tempel gewählt.«
    Chloe runzelte verwundert die Stirn.
    »Noch bevor meine Zeit zu Ende ging, war Pharao zu Osiris aufgestiegen. Hatschepsut mußte Thutmosis den Zweiten heiraten, ewig möge er leben!, und ich stand vorübergehend nicht im Fackellicht«, erklärte er.
    »Wann hast du dann dein Leben als Anu aufgenommen?«
    Imhotep schauderte und erbleichte. »Als ich etwas so Grauenhaftes im Tempel-des-Kas-Ptahs in Noph gesehen habe, daß ich wußte, dies ist kein Anblick für menschliche Augen.«
    Chloes Herz setzte einen Schlag aus. »Was denn? Was hast du gesehen?«
    Seine schwarzen Augen bohrten sich in ihre. »Ist dir klar, daß ich diese Kraft von neuem freisetze, wenn ich dir davon erzähle?«
    »Erzähl es mir«, flehte sie ihn an.
    »Also gut, aber möge die Angst fortan auf deiner Seele liegen. Ich habe einen Kheft gesehen.«
    Überrascht setzte sich Chloe auf.
    »Ein Sem-Priester trat in einen der kleinen Räume und kniete nieder, seine Brust gehorsam bekreuzend. Im nächsten Moment schien ihn ein Feuer zu verschlingen, das seine Haare und Augen veränderte, ehe er völlig verschwand.«
    Chloe konnte ihn kaum mehr verstehen, so laut rauschte ihr das Blut in den Ohren. »Dann«, fuhr Imhotep fort, »tauchte er wieder auf. Aber nicht so wie zuvor. Jetzt hatte er sich in einen Mann verwandelt, doch er schien unter großen Schmerzen zu leiden. Ich lief zu ihm hin und kniete neben ihm nieder. Blut strömte ihm aus Nase, Mund und Ohren; ich begriff, daß er sterben würde. Er versuchte, keuchend etwas zu sagen, und ich beugte mich über ihn, um seine letzten Worte zu verstehen.«
    Chloes ganzer Leib war mit kaltem Schweiß überzogen, als sie sich vorbeugte. »Was hat er gesagt?« krächzte sie.
    »Es war eine fremde Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Er ist gestorben. Dann hat er sich zurück in einen Kheft mit hellem Haar und heller Haut verwandelt.« Imhotep senkte den Blick, als würde er sich schämen. »Ich wußte, wenn jemand fragen würde, wer das war, hätte das eine genaue Untersuchung zur Folge, deshalb nahm ich seinen Leichnam und brachte ihn an den Nil, wo ich ihn als Opfer für Sobek zurückließ.« Er wehrte mit einer Geste das Böse Auge ab.
    »Noch in derselben Nacht habe ich all meine Sachen und alles Gold genommen, das ich behalten hatte, nachdem ich nach meinem Sturz in die Schande alles verkaufen mußte, und schlich mich aus Ägypten hinaus.« Er starrte an Chloe vorbei auf die gemalten Hieroglyphen an der Zeltwand, und Chloe starrte auf ihre Cafe-au-lait-braunen Hände.
    GOSHEN
    Thut III. blickte über die Stadt. Schon waren neue Bewohner in die von den Israeliten verlassenen Häuser gezogen. Nach letzter Zählung hatten sich auch einige andere Stämme dem Exodus

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