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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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... wer weiß wie verbringen. Ich habe Götzen angebetet, ich wurde in fünf der sieben Stufen der Priesterschaft in Waset eingeführt. Ich habe Dämonen gehört, ich habe Menschen vor Angst sterben sehen. Ich habe Sünden vergeben, als hätte ich das Recht dazu gehabt.« Er sah ihr ins Gesicht. »Ein einziges Mal habe ich mich bei Gott beschwert. Dann habe ich entdeckt, daß sein Plan besser war. Ich hatte das damals nicht verstanden, doch die Zeit hat es an den Tag gebracht. Nicht weil ich ein so guter oder selbstgerechter Mensch bin, sondern weil le Dieu c ’est bon. Er hat mir ein Leben, Freunde, Familie in zwei Jahrhunderten, Gesundheit, meinen Verstand geschenkt. Zugegeben, es war nicht immer leicht, aber er hat mich behütet. Doch jederzeit lag es allein an mir, wie ich darauf reagiert habe.
    Wir erschaffen uns durch unsere Entscheidungen, Chloe.
    Ich hätte mich zurück in die Zeit flüchten und erneut reisen können. In so wenigen Tagen haben wir die meisten der nötigen Schlüssel gefunden - das hätte ich auch schon früher tun können! Ich hätte mich für den Wahnsinn entscheiden können, dafür, mich umzubringen oder zu vergewaltigen, zu plündern und zu morden. All diese Möglichkeiten standen und stehen mir zur Wahl. Aus irgendeinem Grund hat Gott genau mich ausgewählt, Jean .« Er hielt inne und fuhr dann fort:
    »Wer ich war, spielt keine Rolle. Er hat mir ins Herz geblickt und mich hierher gesandt. Wieso? Damit ich, wie in jeder anderen Zeit, ihm als Werkzeug dienen kann. Ich bin Gottes Mittel, die Menschen durch meine Hände zu lieben, ihnen durch meine Fähigkeiten zu helfen, durch mein Herz mit ihnen zu sprechen. Es tut kaum etwas zur Sache, wo ich lebe -«
    Er räusperte sich.
    »Ich wünschte, es könnte mit dir Zusammensein, doch das soll nicht sein, jedenfalls nicht soweit wir das erkennen können.« Er seufzte. »Dennoch ist das keine Entschuldung dafür, Gott anzuklagen.«
    Er drehte sich mit leuchtenden Augen um. »Uns wurde soviel gegeben, Chloe! Wir haben die Pyramiden erstiegen, mit Pharaonen gesprochen, Gottes Wunder gesehen! Immer wieder hat er unser Leben verschont! Erinnere dich: Der tödliche Hagel hat uns nicht getroffen, wir haben die Wüste überlebt, die Soldaten, Hunger, Durst. Wenn dies der Preis ist, den wir zahlen müssen, dann sei es!«
    »Ich - ich verstehe nicht, wie du so fest glauben kannst«, stotterte sie. »Ich habe Gott nie so verstanden.« Sie schluckte. »Ich weiß, was wir gesehen haben, aber ich kann nicht wirklich an die lenkende Hand glauben, die du hinter all dem siehst.«
    Cheftu nahm ihre geballte Faust. »Glaubst du an die Sonne?«
    »Amun-Re?«
    Er lachte. »Wie ägyptisch du doch geworden bist, ma chérie. Non. Die Kraft der Sonne. An ihre Strahlen, was sie bewirken.«
    »Natürlich. Ich kann die Ergebnisse sehen.«
    »Haii! Aber wenn du sie nicht sehen könntest ...?«
    »Dann würde das nichts daran ändern.« Ein paar Sekunden lang standen sie schweigend beisammen. »Ich hasse es, wenn du das tust«, erklärte Chloe gepreßt. »Was hast du damals mit sechzehn eigentlich unterrichtet?«
    »Nichts Besonderes. Ich habe alles gelehrt. Vor allem Sprachen.«
    »Warst du damals schon so besserwisserisch wie heute?«
    »Die Wahrheit läßt sich nicht abstreiten. Nur sie gibt uns die Freiheit zu träumen und zu wissen. Allerdings hast du recht, ich war ein arroganter Flegel!« Er umarmte sie. »Ich liebe dich. Du wirst zulassen, daß Er Sein Werk durch dich erfüllt, das weiß ich ganz genau.« Er gab ihr einen Kuß auf die Schulter.
    »Ist das nicht emotionale Erpressung?« fragte Chloe trocken.
    Er drehte ihr Gesicht ihm zu. Sein Blick war todernst. »Non. Ich weiß es, weil ich weiß, wie schön deine Seele ist. Weil ich nur das Beste von dir glaube. Weil ich deinen Gott kenne.«
    Sie schmiegte sich an seinen Körper und bat mit tränenerstickter Stimme: »Dann geh mit mir ins Bett, Cheftu.«
    »Hast du noch Samen?«
    Sie öffnete den Beutel und schniefte. »Genug für fünfmal täglich von heute an bis Weihnachten.«
    »Uneprovocation, ma chère?«
    Sie küßte ihn und ließ ihn mit ausgestreckten Armen zurück, während sie zu ihrer Pritsche im Bug voranging. »Genau. Eine Herausforderung, der du doch wohl gewachsen bist?«
    Cheftu grinste spröde und bekam sie zu fassen. »Soll ich es dir beweisen?«
    In Noph legte das Schiff längsseits an den anderen sieben Booten entlang dem Kai an. Chloe und Cheftu nahmen ihre geflochtenen Weidenkoffer und

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