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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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verschwamm.
    Cheftu . vielleicht würde er ihr ja seinen ganzen Namen verraten, damit sie sein Grab besuchen konnte. Sie fröstelte. Sie wollte nicht sein Grab besuchen. Sie wollte ihn an ihrer Seite haben. Sie war nicht für die Rolle einer tragischen Gestalt geschaffen, sie wollte keine unglücklich Liebende sein. Wieso war sie also hier . und bereitete sich darauf vor, für ewig getrennt zu werden?
    Wenigstens etwas würde sie mitnehmen. Sie drückte sich von der Reling weg und kehrte zu ihrer Liege zurück. Sie würde Cammy noch mehr Zeichnungen mitbringen und sich selbst ein paar besonders lebhafte Erinnerungen.
    Die Tage würden schnell vergehen; gebe Gott, daß die Nächte lange dauerten.
    Cheftu betrachtete sie im Mondlicht und labte sich einen Moment nur an dem Gesicht und der Gestalt, die er so gut kannte und so sehr liebte. Chloe warf einen schnellen Blick über ihre Schulter, dann faßte sie in den Beutel an ihrer Taille und streute etwas ins Wasser. Er trat zu ihr, während sie methodisch den Beutel leerte. Nach einem letzten Schritt vorwärts legte er seine Hände auf ihre Schulter, und nach einem überraschten Zusammenzucken lehnte sie sich zurück an seine Brust. Er küßte sie in die Halsbeuge und lächelte über ihre kleinen, katzenhaften Lustseufzer.
    »Was tust du da?«
    »Mir die Welt ansehen.«
    Die Lippen an ihrem Hals, packte er ihre Faust und liebkoste sie mit seinen langen Fingern. »Was wirfst du da Sobek zum Fraß vor?« flüsterte er und zwang mit sanfter Gewalt ihre Finger auf. Als er die winzigen Samen in ihrer Handfläche spürte, war er sofort hellwach. Er drehte sie in seinen Armen um und sah sie entsetzt an. »Was tust du da? Wieso wirfst du sie weg?«
    »Ich will nicht mehr verhüten«, erwiderte sie und funkelte ihm dabei trotzig ins Gesicht. »Verdammt noch mal, was bleibt mir denn außer meinen Erinnerungen? Wieso kann ich nicht dein Kind bekommen? Unser Kind?« Ihr Trotz schlug in Tränen um, und Cheftu blickte auf in den schwarzen Himmel. Einst hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht: diese Frau, die jeden Traum übertraf, und Zeit genug zuzusehen, wie ihre Kinder größer wurden.
    Er drückte sie an seine Brust. »Es soll nicht sein, chérie.«
    »Wieso denn nicht?« schluchzte sie.
    »Wieso müssen wir dieses Opfer bringen? Wieso können wir nicht zusammenbleiben?«
    »Haii-aii! Ich wünschte, ich wüßte die Antwort darauf, Geliebte, aber das tue ich nicht. Doch du kannst kein Kind machen, das ohne Eltern aufwächst. Es wird un bâtard, es hat keine Zukunft ... es wird keine Erziehung bekommen, keinen anständigen Gemahl. Dazu bin ich nicht bereit.« Er zog ihren Kopf zurück. »Es überrascht mich, daß du dazu bereit bist.«
    »Die Welt ändert sich«, widersprach sie murrend. »Als Bastard bezeichnet man in meiner Zeit seinen Vorgesetzten, nicht mehr das Kind einer alleinstehenden Mutter. Trotzdem ... meine Familie würde sich schämen. Sie würden mir niemals diese Räuberpistole von einer längst vergangenen Welt und unserer Liebe glauben.« Sie begann erneut zu weinen. »Wieso ausgerechnet ich? Wieso wurden ausgerechnet wir ausgewählt, all das durchzumachen? Ich habe nie darum gebeten, von Gott nach Gutdünken herumgeschubst zu werden ... ich bin nicht wie du. Ich bin keine Marionette.«
    Cheftu erbleichte im Mondschein.
    »Du wirst nicht nach Gutdünken von Gott herumgeschubst; wir beide sind Werkzeuge, keine Marionetten. Du selbst hast die Entscheidungen getroffen, die dich auf diesen Pfad geführt haben. Vielleicht ist dies deine Bestimmung, doch genau wie jeder andere kannst du dich davon abwenden. Gott hat dich auserwählt, weil er um deine Liebe, deinen Mut, deine Ausdauer weiß.« Er ließ ihre Hände fallen und drehte sich dem vorbeigleitenden Wasser zu, das wie geschmolzenes Silber das Licht einfing und spiegelte, als wollte es das Schiff auf diese Weise weiterschieben.
    »Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt an Gott glaube«, verkündete Chloe wütend. »Ich finde es grausam, so rücksichtslos zu geben und zu nehmen. Vielleicht werde ich diese >Bestim-mung< einfach nicht erfüllen.« Sie sah Cheftu an, als würde sie
    seinen Widerspruch erwarten und fürchten.
    Nach langem Schweigen antwortete er ihr auf englisch, das unter seinem schweren französischen Akzent nur mit Mühe zu verstehen war. »Ich bin jetzt seit fünfzehn Jahren in diesem Land und dieser Zeit. Ich werde zweiunddreißig, wenn du weggehst, und ich werde den Rest meines Lebens ... ähm

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