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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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arbeiten können.
    Sein ägyptischer Magus Menekrenes trat vor. »Ich kenne den Zauberspruch, Majestät.« Thut deutete auf die Amphoren. Me-nekrenes wandte sich den immer noch mit Wasser gefüllten Krügen zu und begann mit halb geschlossenen Augen zu singen. Die Sklaven brachten einen weiteren Wasserkrug herbei. Immer noch singend, beugte sich der Magier vor und schöpfte mit einer schnellen Bewegung eine Handvoll Wasser.
    Es verwandelte sich noch in seiner Hand zu Blut. Mit einem Wutschrei machte Thut kehrt und wandte sich zum Palast. Ein verängstigter Priester kam angelaufen. »Prinz! Ihr müßt die Gebete zu Ende sprechen! Heute ist es wichtiger denn je, daß sie vollendet werden.« Menekrenes stand wie versteinert da und starrte auf das trocknende Blut in seinen Händen. Die anderen Magi wichen vor ihm zurück.
    Thut trat ans Wasser und blickte auf den roten, wallenden Fluß, dessen Gestank ihm den Atem raubte. Die blutbespritzten Arme hoch erhoben, rezitierte er vor der eingeschüchterten Priesterschar und den sterbenden Fischen: »Herr über alle Lebewesen mit Flossen ...« Thut hörte sich selbst und übersprang einen Teil der Liturgie. »Wenn der Nil schwach ist, leidet die ganze Welt und liegt darnieder.« Thut hoffte, daß sich das nicht als Prophezeiung erweisen würde. »Der Opfer sind wenige, und die Rekkit müssen darben. Wenn er-sie steigt, springt Freude von den Lippen der Menschen, die des Lebens frohlok-ken. Unser Schöpfer und Erhalter, er-sie, der dem Land Reichtum bringt, frohlockt. Herr des grünenden Lebens, der das Böse ertränkt und das Gute nährt. Der dem Vieh das Leben gibt und jedem Neter Opfergaben. Der dem Leben neuen Reichtum schenkt und neue Kraft - der die Armen nährt. Der die Bäume zum Wachsen bringt in Erfüllung der allergrößten Wünsche, so daß den Menschen ihrer nicht mangelt.«
    Thut beendete das vorgeschriebene Gebet, doch dann fügte er, was es noch nie gegeben hatte, seine eigenen Worten hinzu: »Er, der den Gott der Sklaven besiegt und Ägypten reich an Land, Nahrung und Bäumen macht. Er, der den Fluch des Fremden abweist und den treuen Gläubigen belohnt. VaterMutter Nil, wir rufen dich an!« Ohne sich um das aufgeregte Wispern zu kümmern, das sein Nachtrag hervorrief, trat Thut mit zusammengekniffener Nase vom Nil zurück.
    Dann entließ er seine Entourage und kehrte zu seinen Gemächern zurück. Gewiß erstreckte sich der Fluch dieses unerträglichen Apiru, Israeliten oder was immer er sein mochte, nicht auf seine privaten Bäder und Becken. Die Priester hatten sich verstreut, und nur drei tapfere Höflinge, höchstwahrscheinlich Spione von Hat, folgten ihm in einigem Abstand.
    Die Gruppe kam an den untersten in einer Treppe von Lotosteichen, und Thut blieb unvermittelt stehen. »Diese hier sind noch sauber und klar.« Er trat an einen Teich, winkte einem der Höflinge, ihm die Sandalen auszuziehen, und stieg in den Tümpel. Doch kaum war er ins Wasser getreten, als sich von seinen Füßen aus rote Schlieren durch das klare Wasser zu schlängeln begannen. Mit einem Fluch riß er die Füße aus dem Wasser, glitschiges, warmes Blut an seinen Zehen.
    »Gib mir deinen Schurz, Nakht«, knurrte er denjenigen unter Hats Spionen an, den er am wenigsten leiden konnte. Der unglückliche Adlige errötete, gürtete jedoch das fein gewobene
    Leinen auf und reichte es Thut, den Kopf trotz seiner Nacktheit hoch erhoben. Thut wischte sich die Füße sauber und trocken und warf Nakht das Leinen wieder zu. Dann verkündete Thut kühl: »Meine Majestät wird sich in meine Gemächer zurückziehen.« Er wies auf den Teich. »Ich will diesen Schlick nicht sehen.«
    Sein Gefolgsmann fragte: »Sollten wir das Große Haus warnen?«
    Thut fing seinen Blick auf. »Glaubst du wirklich, dieser Zauber hat den ganzen Nil erfaßt? Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit! Ich weiß nicht, wie der Israelit das fertiggebracht hat, aber ich glaube, daß es möglicherweise ein Fehler war, seine Zauberkünste zu unterschätzen. Ich bin überzeugt, daß das nur zu unserem Nutzen war. Der Zauber wird schnell vorübergehen. »Die Große«, erklärte er mit zunehmender Sorglosigkeit, »hat Wichtigeres zu tun, als ihre wertvolle Zeit und Kraft auf einen Streit mit den Sklaven hier am Ort zu verschwenden. Wir wollen sie nicht behelligen.«
    Mit diesen Worten wandte er sich um und beschritt den Privatweg zu seinen Gemächern. Er hatte fest vor, feiernd, fechtend und fickend abzuwarten, bis dieses Blutbad

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