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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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über Stierhörner, um ihre Götter zu verehren. Die Frauen tragen Gewänder aus mehreren Schichten, doch ihre Brüste bleiben frei. Der Sage nach gab es dort früher ein riesiges Reich, dessen Macht sich über das ganze Meer erstreckte. Doch die Menschen wurden gierig, darum haben ihre Götter sie zweimal um ein Haar vernichtet, indem sie Feuer auf sie herabregnen ließen.« Er seufzte. »Doch wohin man auch reist, der Himmel ist überall derselbe, und Re wird jeden Morgen neu geboren und stirbt jeden Abend wieder. Die Sterne tanzen in jedem Land auf Nuts Haut.« Schweigend saß er da, und sein Blick war dunkel wie die Nacht über ihnen. »Da ist Hathor«, verkündete er mit ausgestrecktem Finger. »Es ist fast ihre Jahreszeit.«
    Chloe spürte seinen Blick.
    »Hoffentlich kannst du ihr wieder dienen, RaEm.« Seine Stimme klang jetzt vertraulich, freundschaftlich und leise, ohne jeden Sarkasmus und jede Bitterkeit. Sie wandte den Kopf und sah den warmen Blick seiner goldenen Augen, in denen sich die Sterne spiegelten. Zögernd legte er einen Finger an ihr Kinn und strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Atemlos drängte Chloe näher an ihn heran. Cheftu kam ihr entgegen, mit weichen, sanften Lippen, deren Fragen und deren Hitze sich durch ihren Leib brannten. In jeder Zelle ihres Körpers spürte sie den Widerhall seines Kusses, der alle Wärme aus ihren Extremitäten in ihren Unterleib zog. Sein Daumen strich über ihr Kinn, dann war sein Gesicht über ihrem. Chloe begann dahinzuschmelzen, doch mit einemmal ließ er von ihr ab und blickte in die Ferne.
    »Dort hinten im Osten steht Ptah«, erklärte er unbeteiligt. Chloe gab in diesem Moment keinen Pfifferling auf Ptah, sah aber dennoch hin, während sie versuchte, ihr rasendes Herz wieder zur Ruhe zu bringen. »Er hat das Haus Hathors verlassen und geht jetzt auf Isis und Nephtys zu.« In ihrem Kopf klingelte etwas. Wieso klang das, was er gesagt hatte, so vertraut? Sie legte die Hand an die Stirn, beugte sich vor und wandte sich ab. »Ptah im Osten?« Wo hatte sie das schon gehört?
    Cheftu setzte sich neben ihr auf und legte seinen warmen Arm um ihre Schultern. »Ist alles in Ordnung, RaEm?« Sie zuckte mit den Achseln, denn sie hatte seine Frage kaum gehört. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu seinem hin. Ptah und Hathor verschwanden aus ihrem Geist, denn wieder schoß das Blut durch ihren Leib. Cheftu saß reglos da und blickte wie gebannt auf ihren Mund.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, atmete seinen nach Wein duftenden Atem ein und war ihm plötzlich so nahe, daß sie die Poren in seiner Haut sehen konnte. Als er den Kopf senkte, sie küßte und mit seinen Fingern zaghaft und doch voller Feuer ihr Kinn und ihren Kiefer streichelte, schien sich der Augenblick in alle Ewigkeit zu dehnen. Er fuhr ihre Lippen nach, so daß sie die rauhe Oberfläche seiner provozierenden Zunge schmeckte, und sie konnte nur mit Mühe ein kehliges Stöhnen hinunterschlucken, als seine Hand in ihrem Nacken zu liegen kam und sie näher an ihn heranzog. Sein Kuß fühlte sich genüßlich und warm an, und sie drückte ihre Hand in seinen Nacken, wo sie das Blut unter der satinweichen Bronzehaut pulsieren spürte.
    Als er sich schließlich zurückzog, war sein Blick düster und undurchdringlich. Er schluckte schwer, und sie versuchte, sich zu sammeln. Beide saßen schwer atmend in der kühlen Nachtluft. Was war geschehen? Wieso war er mit einemmal so abweisend? Er zuckte zurück, als hätte sie ihn gebissen, und sie gab sofort seine Hand frei. Ein paar Sekunden lang sahen sie einander nur an.
    Cheftu wirkte verblüfft, dann zornig, und dann war er wieder ganz Cheftu, der Edelmann - durch und durch höflich und distanziert. Mit einer kraftvollen Bewegung kam er auf die Füße und meinte rauh: »Ich bin bereit, wann immer die edle Dame zurückzukehren wünscht.« Sie beobachtete, wie Cheftu unter den funkelnden Sternen an die Südseite der Pyramide trat, wo der Wind den Umhang gegen seinen Körper preßte.
    Sie blieb sitzen und wartete ab, bis ihr Puls wieder normal ging und ihr Zorn richtig hochgekocht war. Diese Witzfigur! Eines stand fest: Jetzt wußte sie, wer der Fremde in den Binsen gewesen war; jedes Molekül in ihrem Körper hatte zu schwingen begonnen, als sie seine Berührung wiedererkannt hatte. Wieder hatte er sie hoffnungsvoll und zugleich voller Zurückhaltung geküßt, als würde er sich davor fürchten, sie wirklich zu

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