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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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einem unterwürfigen Buben die Zehen lecken, während eine dick geschminkte Frau schamlos mit seinem Gemächt spielte. Nes-beks Hände lagen währenddessen auf einem Sklavenmädchen, das nicht viel älter als zehn Jahre sein konnte. Als er Chloe sah, schubste er alle drei von sich und rief um Ruhe. Seine Goldzähne glitzerten im Fackelschein.
    Die sich windende, wogende Fleischmasse hielt kurz in ihrer hemmungslosen Suche nach Befriedigung inne.
    »Die Herrin RaEmetepet, meine Verlobte«, rief er aus. »Sie soll uns mit ihren einzigartigen Fähigkeiten beglücken!« Er warf ihr einen schwarzen Blick zu und knurrte: »Ich nehme doch an, du hast diesen abweisenden Geist ausgetrieben? Beschäme mich nicht, RaEm. Tu mir weh.« Dann lächelte er.
    Chloe schluckte schwer. Einen Sekundenbruchteil hörte sie dieselben Worte - »Tu mir weh« - in einer anderen Stimme, und sie sah blutige Hände über einem Männergesicht. Das Bild blitzte eine Tausendstelsekunde lang in ihrem Kopf auf, doch Nesbeks wollüstiger Blick überdeckte die Vision.
    Showtime.
    Sie versuchte, den Blick von jenem Gewirr aus Körperteilen abzuwenden, die größtenteils im Besitz anderer Leiber schienen. Doch es gab nichts, worauf sie ihre Augen hätte richten können. Es war ohnehin schwer genug, klar zu bleiben. Sie mußte an den Rat ihrer Sprachtrainerin in der High School denken und stellte sich die Versammelten in langen Unterhosen vor. Sie selbst hatte die meisten dieser Menschen noch nie gesehen, doch die »andere« erkannte sie alle. Verflucht, die wahre RaEm hätte jeden hier beim Namen nennen können, auch wenn der Prinz persönlich fehlte.
    Chloe hörte einen dünnen, flötenartigen Ton anschwellen und wußte, noch ehe die »andere« sie antrieb, daß dies das Signal für ihren Auftritt war. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ sie den Umhang fallen. Erwartungsvolle Stille senkte sich über den Raum. Chloe spürte, wie lüsterne Blicke ihren Leib abtasteten. Der mit Türkisen besetzte Silberkragen reichte ihr nur bis zu den silbern bemalten Brustwarzen. Die Perlenkette um ihre Hüften empfand sie als zusätzliche Demütigung. Auch wenn das in dieser Kultur erlaubt war, kam sie sich nackig vor
    - verkommen und dekadent. Lieber Gott, dachte sie, bitte laß Mimi das nicht sehen! Sie hob die Arme und ließ behutsam RaEms Geist ein.
    Ein überwältigender Machtrausch erfaßte sie, und Chloe begriff überrascht, daß ihre Tanzkünste RaEms größter Stolz waren. Ihre Leidenschaft dafür war so groß, daß das Gefühl zu einem Bruchteil sogar in ihr rationales Gedächtnis gesickert war. Aus Angst, daß sie mitten unter den Feiernden enden könnte, wenn sie der anderen freie Bahn ließ, übernahm Chloe RaEms Führung nur in kleinen, knapp bemessenen Dosen. Logischerweise war Chloe danach auch weniger sinnlich und einfallsreich als RaEm. Zum Glück waren die meisten der Gäste auf irgendeinem antiken Amphetaminrausch, deshalb glaubte Chloe nicht, daß man ihre Hochstapelei durchschaute.
    Je mehr sich das Tempo steigerte, desto schneller drehte und schlängelte sie sich, wirbelte und kreiselte sie herum. Der Raum drehte und schlängelte sich, wirbelte und vor allem kreiselte mit ihr. Tatsächlich begann er Dinge anzustellen, denen sie nicht mehr zu folgen vermochte. Sie hörte auf zu tanzen und landete wenig elegant auf dem Boden. Der Applaus hielt sich in Grenzen. Als sie aufblickte, merkte sie, daß das »Publikum« gespannt auf die Eingangstür sah.
    Schwer keuchend sah sie, was oder besser wer die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich gezogen hatte. Zwei Apiru-Sklaven wurden nackt und gefesselt zu ihr geführt. Chloe schloß für einen Moment die Augen. Sie hatte Schwierigkeiten, klar zu sehen, und sie mußte sich darauf konzentrieren, wieder auf die Füße zu kommen, ohne daß ihre bereits schiefe Perlenschnur noch weiter verrutschte. In ihrem Kopf dröhnte es, und auf ihrer Brust lastete ein qualvoller Druck. Ihre Beinmuskeln zuckten unkontrollierbar. Sie lehnte sich an eine Säule und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Dann trat Nesbek zu ihr auf die erhöhte Bühne und reichte ihr eine Peitsche. Er küßte sie auf den Mund und quetschte ihre Brust zusammen, was Chloe allerdings kaum spürte. »Tu, was du so gut beherrschst. Wir haben lange darauf gewartet«, flüsterte er, dann zog er eine perlenbesetzte Peitsche über ihren Hintern.
    Sprachlos starrte sie auf die schweren Lederriemen, die sich in unzählige Enden verzweigten. Aus Angst, daß

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