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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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einer Litanei wiederholte er die Fragen, während er in schwachem Wein Alraunwurzel auflöste und ein Leintuch damit tränkte. Geduldig tröpfelte er den Trunk in ihre Kehle. Die Kräuter würden die Schmerzen lindern, wenn sie aufwachte. Falls sie aufwachte.
    Die ganze Nacht hindurch badete Cheftu seine Patientin, oder er gab ihr zu trinken. Durch den Weihrauchnebel konnte er ihr zugeschwollenes Auge und die weißen Leinenverbände auf ihren Wunden sehen. Draußen im Gang schwoll der Gesang an und wurde dann wieder leiser, ein monotones Raunen, das ihn einzulullen drohte.
    Meneptah ließ seine Cousine D’vorah holen, und zu zweit halfen sie, RaEm auf die Gebärsteine zu setzen, als sich ihr Leib unter den verfrühten Wehen zusammenzog. Sie konnte sich nicht aufrecht halten, deshalb packte jeder der Israeliten einen Arm und stellten ihre Waden zu beiden Seiten des Steines ab, vor dem Cheftu kniete und auf das Ungeborene wartete. Irgendwann während der endlosen Nacht wurde unter RaEms erschöpftem Stöhnen und Schreien ein kleines Fleischpäckchen aus ihrem Leib gepreßt. Cheftu gab Meneptah dem Befehl, einen winzigen Sarkophag zu suchen, dann wandte er sich ab, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepreßt. Schließlich reinigte er ihren Leib, um die Infektion auszuwaschen. Wenn es Amun gefiel, würde ihr Fieber bald wieder sinken.
    Wer war der Vater gewesen? RaEms Beziehung zu Phaemon war allgemein bekannt; ReShera hatte sie miteinander bekannt gemacht. Hätte ein Leibgardist, der zu den Zehntausend zählte und Bruder einer Priesterin war, RaEm während ihrer Priesterzeit berührt? Wo war Phaemon jetzt? Wie konnte er zulassen, daß sie die Schwangerschaft allein durchstehen mußte?
    Als Re endlich die Welt begrüßte, hatte RaEm zu schwitzen angefangen, und Cheftu hatte das Gefühl, das Schlimmste überstanden zu haben. Er befahl, die Tücher von den Fensteröffnungen zu nehmen, damit sich der drückende Weihrauchnebel verzog, der von den Priestern im Gang in die Kammer waberte.
    RaEm schlief den ganzen Tag und schreckte nur ab und zu schreiend und mit unverständlicher Stimme bettelnd hoch, bis Cheftu jedesmal ihre Hand nahm und sie mit leisen Worten beruhigte.
    Am Ende des zweiten Tages trat Meneptah neben ihn und riß ihn aus einem der vielen Fast-Nickerchen, die er gemacht hatte.
    »Herr, rühre dich und nimm ein Bad.«
    »Das kann ich nicht, ich wage es nicht, sie allein zu lassen. Sie wird Angst bekommen, wenn sie aufwacht. Sie wird das Zimmer nicht wiederkennen«, krächzte Cheftu. Meneptah gestattete sich ein verstohlenes Lächeln und warf einen Blick zu Ehuru im dunklen Gang.
    »Wenn sie aufwacht und dich sieht, wird sie glauben, sie ist unter die Khaibit gefallen«, sagte er und holte einen Bronzespiegel hinter seinem Rücken hervor. Cheftu mußte ihm recht geben. Trübe, blutunterlaufene Augen starrten ihn aus einem fetten Klecks verlaufenen Bleiglanzpulvers heraus an. Der dunkle Schatten tagealter Stoppeln maskierte sein Gesicht. Seine Brust und sein Schurz waren mit Blutflecken verkrustet, und seine Finger waren vom Zerquetschen der Kräuter dunkelgrün angelaufen. Er stöhnte. Selbst die Haare taten ihm weh.
    »Du hast völlig recht«, antwortete er langsam mit einem Blick auf RaEm. Inzwischen schlief sie ganz friedlich.
    »Meine Cousine D’vorah wird auf sie aufpassen«, schlug Meneptah vor.
    Cheftu stolperte durch den Empfangsraum in seine eigene Kammer. »Ich bin gleich wieder da«, murmelte er, während Ehuru befahl, ein Bad einzulassen. Dann fiel er schnarchend auf seine Liege.
    In einem lichtüberfluteten Raum öffnete Chloe die Augen. Einen Moment lang schaukelten verwirrende Bilder durch ihren Kopf. Dann schlug sie die Augen vollends auf. Ein Auge, besser gesagt. Das andere war zugeschwollen. Dankbar, daß sie nicht kurzsichtig war, sah sie sich um.
    Wo war sie hier? Das hier war nicht ihre Wohnung in der Amber Street, soviel stand fest. Sie blickte auf die Frau, die ihr gegenübersaß, und die Erinnerung an ihre Reise durch die Zeit schoß ihr durch den Kopf wie MTV im Zeitraffer. Sie spürte, wie ihr Puls sich auf das Doppelte beschleunigte, als ihr klar wurde, daß sie RaEmhetepet, die Hathor-Priesterin, war. Noch dazu eine in Ungnade gefallene und - den Botschaften nach zu urteilen, die ihre Nervenenden an ihr Gehirn übersandten -schwerverletzte Priesterin. Mit einer dicken Kruste auf Bauch und Busen. Langsam wurde ihre Umgebung klarer.
    Ihre Hand wurde von einer schönen jungen

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