Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
Nein, Herr. Deine Juwelen, dein Gold, deine Zaubermittel, alles ist noch da.«
    »Bis auf den Köcher?«
    »Wieso sollte jemand deinen Köcher stehlen, Herr?«
    Cheftu ballte die Fäuste und zwang sich zur Ruhe. Eine gute Frage - wieso?
    Doch nur, um ihn zu vernichten.
    Basha bibberte in der Morgenluft. »Es ist vollbracht, Herrin«, sagte sie leise zu der sitzenden Gestalt. »Ich weiß auch, daß der edle Herr Nesbek eine Feier veranstaltet hat, auf der sich RaEm wieder einmal ihren lasterhaften Vergnügungen hingegeben hat.« Die Frau lachte. »Nesbek ist ein Musterbeispiel für die Schwäche und Roheit der Männer. Er kann sich nur dadurch erregen, daß er anderen Schmerzen zufügt oder welche zugefügt bekommt.« Basha legte einen Köcher und einen Stapel zusammengerollter Papyri auf den kleinen, mit Einlegearbeiten verzierten Tisch.
    »Wie RaEm? Auch sie fügt anderen gern Schaden zu.«
    »Nein, meine Teure, RaEm ist anders. Sie kämpft gegen ihre inneren Dämonen, aber nicht nur gegen jene, die durch Schmerzen an Macht gewinnen. Sie fürchtet sich davor, allein zu sein, und wird jeden Preis für Gesellschaft zahlen. Sie sollte die Göttin suchen oder die Priesterinnen, die man ihr zur Seite gestellt hat, doch sie sucht nur Männer, die keine Ahnung von der Kraft Sechmets haben. Toren, die glauben, die Welt zu regieren.«
    Basha setzte sich auf einen Hocker zu Füßen ihrer Geliebten und spürte, wie die beringten Finger durch ihr Haar fuhren, genauso trostspendend wie früher, als sie noch ein Kind gewesen war. »Wenn sie mit Nesbek verlobt ist, wieso hat RaEm dann mit Phaemon geschl-?« Zu spät begriff Basha, daß sie ihre Geliebte damit erzürnt hatte. Allerdings würde die Priesterin sie nicht schlagen, sondern Basha statt dessen ignorieren und ihr das Gefühl geben, das unbedeutendste Sandkorn in ganz Ägypten zu sein. »Geliebte, es tut mit so leid!« Sie drehte sich um und sah Phaemons wunderschöne Zwillingsschwester flehend an.
    »Dafür wird sie bezahlen«, schwor die in Silber gekleidete Frau leise. »Er ist verschwunden, sie hat ihn durch ihre Bosheit ausgelöscht, und dafür wird sie sehr, sehr teuer bezahlen.« Wenn ihre Geliebte so sprach, bekam Basha jedesmal Angst. Dann zogen sich die Lippen der anderen Frau zurück, und ihr Blick richtete sich nach innen, während sie geheimnisvolle, gifttriefende Worte flüsterte. Stundenlang konnte ihre Herrin so sitzen, und das machte Basha Todesangst. Da waren ihr RaEms Wutausbrüche noch lieber, selbst wenn Basha bisweilen gebrochene Knochen und Narben davontrug.
    Basha stand auf, um zu verschwinden, und schlich leise aus dem Zimmer, als würde ihre Herrin beten.
    »Du mußt hierbleiben und dich verstecken; du kannst nicht zurück. Ich werde dich beschützen.« Basha wirbelte herum und sah sie an. Die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt, und sie sah völlig normal aus. »Sobald deine Aufgabe erfüllt ist, wird dies hier dir gehören«, sagte die Priesterin und überreichte Basha ein kleines Paket.
    Basha öffnete die Schachtel. »Wie schön!« Im schwachen Licht funkelnd, drehte sich der goldene Skarabäus an einer dünnen Kette. »Wirst du ihn mir anlegen?« fragte sie und streckte ihn ihrer Geliebten hin.
    Kurz verzogen sich die makellosen Züge der Frau zu einer Grimasse. »Nein. Das kann ich nicht. Du kannst ihn erst tragen, wenn ...« Sie ließ Basha wie ein ungezogenes Kind die Kette zurück in die Schachtel legen. »Ich werde sogar noch ein ganz besonderes Gebet für dich eingravieren lassen«, versprach die Priesterin, während sie die Schachtel wegstellte.
    »Bist du dankbar?«
    Basha klammerte sich an die Schöne und stammelte vor Dankbarkeit: »Ich liebe dich mehr als das Leben selbst, Herrin!«
    Die Frau lächelte, den Blick wieder nach innen gerichtet, und Basha spürte einen Schauer der Angst, ehe sie sich in der Leidenschaft eines Kusses verlor.

    9. KAPITEL
    Cheftu schlich hinter dem fremden Magier in den Audienzsaal. Er hatte am Morgen noch nach RaEm gesehen; infolgedessen kam er zu spät. Der lange, schmale Raum war bereits voller Soldaten und Höflinge, im Vorraum drängten sich die Bittsteller. Man munkelte, ein Stamm unter den Apiru würde Ägypten mit Plagen bedrohen, sollte ihnen nicht gestattet werden, ihrem Gott in der Wüste zu huldigen. Cheftu wußte, daß sich Hat-schepsut für alle Einzelheiten interessieren würde.
    Er kam gerade noch rechtzeitig.
    Die Apiru sahen nicht gerade eindrucksvoll aus ... Augen, Haut und Haare

Weitere Kostenlose Bücher