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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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denken, wie er einst mit seinem älteren Bruder zu einem billigen Bordell gezogen war. Zwar hatte er nach Unmengen von billigem Wein sein Essen wieder von sich gegeben, doch hatten einige der älteren Jungs von einer schwarz gekleideten Frau erzählt, die ihre Kunden um der gesteigerten Lust willen und für einen gesteigerten Lohn auspeitschte.
    Kurz huschte ein Grinsen über sein Gesicht, als er daran dachte, wie er als Junge gewesen war. Wie naiv. Nur Ägypten hatte er sich gewünscht, nur für Ägypten hatte er gelebt, nur Ägypten hatte ihn interessiert. Was für eine Ironie, daß er nun nichts mehr hatte außer diesem Ägypten.
    Sie waren kurz vor den schwer bewachten Palasttoren, und Cheftu schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. Sie hatten keinen Platz mehr in seinem Leben. Er war Cheftu Sa’a Khamese, Arzt Pharaos und Erbe seines Familien-Gaus.
    Sie brauchte ihn. Zum ersten Mal in ihrem Leben.
    Das drängendste Problem war, sie in den Palast zu schaffen, ohne daß jemand sie sah und Meldung machte. Ein vertrauter Ruf bewirkte, daß er die Apiru hinter ein paar Büsche winkte und sich allein dem Tor näherte.
    Der Kommandant lächelte, als er ihn wieder erkannte. Dann sah Cheftu das Lächeln dahinschwinden, als der Kommandant das blutige Shenti, die fehlende Schminke und den fehlenden
    Kragen an einem der Erpa-ha Ägyptens bemerkte. Ameni sprang von seinem Streitwagen und befahl den anderen Wachen, sich zurückzuziehen. »Leben, Gesundheit und Wohlergehen, Hemu neter.«
    »Du mußt mir Verschwiegenheit schwören, Soldat.«
    Ameni kreuzte den Arm vor der Brust. »Du hast meinen Eid, Hemut neter.«
    »Die Priesterin, die sich hier aufhält, wurde verletzt und halbtot liegengelassen. Wir müssen sie gesund pflegen und dafür sorgen, daß niemand sie in ihrer Schwäche sieht. Hatschepsut persönlich, ewig möge sie leben!, wird erfahren wollen, wie das geschehen ist und wer es gewagt hat, die mächtigste Mondpriesterin Hathors zu töten.«
    Das Gesicht des Soldaten blieb starr, doch Cheftu sah, wie bleich er geworden war. Ameni verbeugte sich hastig.
    »Ich werde dir für das Wohl Ägyptens dienen, Herr.«
    Cheftu lächelte knapp. »Das ist gut zu wissen, mein Freund. Ich muß sie ungesehen in den Palast bringen.«
    Er verbeugte sich. »Es soll geschehen, Herr.«
    »Die Tore sind offen, beeilt euch«, sagte Cheftu zu den Api-ru. Er wies Meneptah an, vorauszueilen und Ehuru ein Zimmer für die Herrin vorbereiten zu lassen. Außerdem sollte er eine vertrauenswürdige Sklavin unter Meneptahs Volk suchen.
    Sie trugen RaEm hinein und legten ihren Leib in einem Nebenzimmer auf einem Bett ab. Cheftu sammelte seine Instrumente, um mit der Untersuchung zu beginnen. Das wichtigste war, genau hinzusehen; ihr Haar war verfilzt und verklebt mit einer Mischung aus dem Schlamm im Graben und dem Fett eines Parfümkegels ... Er besah sich die Schwiele an ihrem Hals genauer. Sie war vergrindet und schlammverkrustet. Offensichtlich war sie ihr zugefügt worden, bevor man sie in den Graben geworfen hatte. Er zog die Überreste des Lakens von ihrem Leib. Der wütende Biß in ihrer Schulter eiterte. Cheftu
    verzog angewidert die Lippen.
    Dann riß er ihr das Leinen vollends vom Körper.
    Cheftu spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich und sein Magen sich zu drehen begann. RaEm war halbtot geprügelt worden. Ihr Bauch war rot und lila angelaufen, die Beine und das Geschlecht waren schwarz und blau. Er konnte die Spuren der vielschwänzigen Peitsche verfolgen, die sich um ihren Leib wanden. Da war die Schwiele an ihrem Hals. Gegenüber, auf ihrer Taille, war eine weitere, eine dritte an ihrem Oberschenkel.
    Bei den Göttern! Cheftu schluckte den Ekel hinunter, der, angesichts der so eleganten und nun angeschwollenen und verfärbten Glieder, die mit Strömen Blutes verkrustet waren, aus seinem Magen aufstieg.
    Meneptah brachte einen Krug mit frisch abgekochtem Wasser, und Cheftu wusch ihr vorsichtig das Blut aus den Wunden. Er strich eine Kräutersalbe auf die offenen Stellen, damit sich keine Infektionen bildeten, und deckte RaEm mit einem Laken zu, damit sie nicht auskühlte.
    RaEm lag in tiefer Bewußtlosigkeit, und doch zuckte sie von Zeit zu Zeit, als wäre sie wie ein Kinderspielzeug an unsichtbaren Fäden festgebunden. Cheftu reinigte die Schwielen von dem verschlammten Grind und gab eben einen letzten Kräuterumschlag auf die Schwiele an ihrem Hals, als ihm der Geruch von frischem Blut in der Nase stach. Er

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