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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Gott zurück.«
    »Was ist mit Menschen, die sterben, ohne von ihren Sünden losgesprochen zu sein? Was ist mit der Höl-le?«
    »Als Priester glaube ich an die Strafen der Hölle, und das muß ich auch predigen. In meinem Herzen kann ich nicht glauben, daß der himmlische Vater uns geschaffen hat, damit er uns nach dem Erdenleben zu ewigen Qualen verdammen kann.«
    »Und das Fegefeuer?«
    »Ich glaube an das Fegefeuer und daran, daß wir dort bleiben, bis jemand für unsere Erlösung betet.«
    »Dann hilft es, wenn die Hinterbliebenen für die Seelen der Toten beten?«
    »Ja.«
    »Werden Sie für meine Mutter beten?«
    »Ja. Aber auch Sie können beten.«
    Sie wandte sich von ihm ab und vom Anblick der verführerischen Stadt der Spieler. »Meine Gebete würden nichts nützen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich keine gläubige Christin bin.«
    »Sie wollen also, daß ich für Sie glaube?«
    Sie sah ihn wieder an. »Vater Garibaldi, ich möchte glauben. Ich wünschte, ich könnte so gläubig sein wie meine Mutter.«
    »Jeder wird mit der Sehnsucht nach dem verlorenen Himmel geboren. Das Problem ist, den Weg dorthin zurückzufinden.« Wie, wollte sie fragen. Wie?
    Garibaldi drehte sich um und ging zur Minibar. »Vater McKinney ist also der Grund dafür, daß Sie mich bei unserer ersten Begegnung abgelehnt haben.«
    Catherine sah zu, wie er austrank und die leere Flasche auf die Minibar stellte. »Nicht nur Vater McKinney«, sagte sie. »Ich fühle mich in der Nähe von gläubigen Menschen nicht wohl.«
    »Wollen Sie Julius deshalb nicht heiraten?« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wie kommen Sie darauf, ich würde ihn nicht heiraten!«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht liegt es an etwas, das Sie gesagt haben.« Er lächelte. »Oder nicht gesagt haben.«
    »Julius ist ein sehr religiöser Mensch. Er hält sich an die Regeln und Gesetze seiner Religion. Mit einem solchen Mann könnte ich nicht zusammenleben. Er würde mich ständig an das erinnern, was mir fehlt.«
    Er sah sie an. »Hassen Sie den katholischen Glauben so sehr?«
    »O nein. Ich liebe ihn. Es ist eine wunderbare Religion. Obwohl ich nicht länger gläubig bin, fehlen mir der Weihrauch, die Heiligen, die Beichte und die Tröstungen. Deshalb bin ich so wütend. Ich fühle mich bestraft, weil mir das alles genommen worden ist.«
    »Sie können es zurückbekommen.«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Sie sah Garibaldi an und mußte daran denken, wie die Schüler der katholischen Schule beim Anblick einer hübschen Nonne oder eines gutaussehenden Priesters immer sagten, welche Verschwendung das sei. Wie viele junge Mädchen in Vater Garibaldis Gemeinde waren wohl heimlich in ihn verliebt? »Vater Garibaldi, ist der katholische Glaube der wahre Glaube?«

    »Ich glaube, ja.«
    »Aber denken Sie an die Menschen, denen Sabina begegnet ist« erwiderte Catherine. »Denken Sie an alle Religionen, die es in der Geschichte der Menschheit gegeben hat. Wie kann da nur eine Religion richtig sein und alle anderen falsch?«
    »Ich glaube, die Antwort darauf finden Sie nur in sich selbst.« Es gab noch eine Frage, die sie unbedingt stellen wollte, obwohl sie sich beinahe davor fürchtete. »Vater Garibaldi«, begann sie »was hätten Sie am Sterbebett meiner Mutter getan?«
    »Ich hätte Ihre Mutter gefragt, ob sie ihre Sünden bereut, und sie dann losgesprochen. In der Beichte hatten Vater McKinneys persönliche Meinungsunterschiede mit Ihrer Mutter und die Aussagen in den umstritte-nen Büchern nichts zu suchen.«
    »Ist sie jetzt bei meinem Vater? Sind sie zusammen?«
    »Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben. Aber ich kann Ihnen versichern, daß Beten hilft.«
    Catherine nickte. Dann räusperte sie sich und sagte: »Wie auch immer, jetzt wissen Sie, warum ich Pangamot ablehne. Ich bin immer noch entsetzt über die sinnlose Gewalt, durch die mein Vater gestorben ist.«
    Sie sah ihn an. »Jede Form von Gewalt stößt mich ab. Es verwirrt mich, daß Sie…«
    »Ich verstehe«, unterbrach er sie. Doch Catherine hörte eine gewisse Härte in seiner Stimme, und sie sah, wie er auf die Uhr blickte. Er schien plötzlich unruhig zu werden. Das überraschte sie.
    »Ich gehe an die frische Luft«, sagte er unvermittelt. »Ich komme mit.«
    Er ging mit großen Schritten zur Tür. »Ich würde lieber allein gehen. Warten Sie nicht auf mich.« Damit verschwand er. Catherine blickte auf die Tür und überlegte, was gerade geschehen war. Seine Reaktion war unverständlich. Sie mußte ihn zur

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