Die Prophetin
Informationen und sagte dann: »Der Auftrag in Athen kann warten.
Begeben Sie sich nach Scharm el Scheich, sofort. Stellen Sie fest, ob der Korb etwas mit dem Jesus-Fragment zu tun hat und ob es Schriftrollen gibt. Wenn das der Fall ist, dann möchte ich sie haben. Gehen Sie von Anfang an unauffällig vor, aber jeder, der sich Ihnen in den Weg stellt, wird ausgeschaltet. Wie?
Das überlasse ich Ihnen. Haben Sie mich verstanden?« Seine Stimme klang kalt, als er hinzufügte: »Hören Sie, Zeke, ich habe jeder gesagt.«
Scharm el Scheich, Golf von Akkaba
»Hallo? Senor?« rief Catherine in den Telefonhörer. »Ich versuche immer noch, Dr. Daniel Stevenson zu erreichen. Die Verbindung wird ständig unterbrochen. Sein Lager befindet sich… Hallo? Hallo!« Sie starrte auf das stumme Telefon in ihrer Hand und stöhnte. »Nicht schon wieder!«
Als Catherine zur Rezeption zurückkehrte, sah sie Mr. Mylonas, den Besitzer des Hotel Isis, fragend an.
»Pech«, murmelte sie. »Ich bekomme keine Verbindung.« Sie hatte drei Stunden lang vergeblich versucht, Daniel in Mexiko zu erreichen.
Catherine stemmte die Hände in die Hüften, kaute auf der Unterlippe und überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Zehn Stunden waren vergangen, seit die Sprengung das Jesus-Fragment zutage gefördert hatte.
Catherine brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie die Nachricht von diesem Fund um den Erdball kreiste, etwa wie Elektronen um ein Proton. Vermutlich hatte Hungerford bereits am frühen Morgen mit einem einzigen Anruf dafür gesorgt, daß die Jagd der privaten Sammler auf den Fund begonnen hatte. Ein Blick durch die Hotelhalle machte sie noch mißtrauischer. Sie sah plötzlich in jeder Ecke Spitzel bei türkischem Kaffee. Die vielen neuen Gäste in den Korbsesseln hinter den Kübelpalmen tarnten ihre wahren Absichten vermutlich mit der Lektüre arabischer und französischer Zeitungen. Selbst die sportlichen Touristen, die ihre Tauchausrüstung zum privaten Anlegeplatz des Hotels trugen, kamen ihr verdächtig vor. »Sie telefonieren, Frau Doktor?«
Catherine fuhr herum. Vor ihr stand grinsend Hungerford und nahm ihr mit seiner Leibesfülle den Blick auf die Hotelveranda und den türkisfarbenen Swimmingpool, in dem sich die letzten Strahlen der untergehen-den Sonne spiegelten. »Sie werden es nicht glauben, aber genau das mache ich«, erwiderte sie gereizt. »Ich habe Kairo informiert. Die Behörde schickt die zuständigen Beamten. Sie werden morgen früh hier sein.«
Hungerfords blaßbraune Augen musterten sie fragend. Dann zwinkerte er ihr zu. »Natürlich. Und wie wäre es mit einem Drink, um unseren Fund zu feiern?«
Catherine zwang sich, freundlich zu bleiben. »Tut mir leid. Das ist im Augenblick nicht möglich.«
Ihr gefiel es überhaupt nicht, wie er gesagt hatte ›unser Fund‹. Außerdem hatte sie den Eindruck, er zweifle daran, daß sie die Behörde in Kairo informiert hatte.
»Ich warte auf den Rückruf… einer Zeitung«, fügte sie schnell hinzu. »AI Ahram und die Gazette möchten Reporter und Photographen schicken, die anwesend sein sollen, wenn wir den Korb öffnen. Schließlich…«, sie lächelte und sagte spitz, »ist das, was wir gefunden haben, Eigentum des ägyptischen Volkes.« Seine Augen richteten sich wieder stumm auf ihr Gesicht. Dann lachte er laut: »Aber natürlich! Da steht uns offenbar ein richtiger Medienrummel bevor, Frau Doktor!« Er drehte sich um und verschwand grinsend in der Bar, wo gerade eine Bauchtänzerin mit ihrer Darbietung begann.
Catherine sah ihm nach und fragte sich, ob sein übliches anzügliches Gehabe diesmal von gewissen gefährlichen Untertönen begleitet gewesen war. Sie wurde den Eindruck nicht los, daß er die Sache mit den Zeitungen nicht glaubte. Sie hatte sich die Lüge spontan einfallen lassen, um alle möglichen Pläne, die er mit dem Jesus-Fragment und dem Korb haben mochte, im Keim zu ersticken.
Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie hatte Angst. Was würde geschehen, wenn die Behörde in Kairo etwas von dem Fund erfuhr, bevor es ihr gelungen war, Ägypten zu verlassen? Die Beamten würden mehr als ungehalten darüber sein, daß Catherine sie nicht informiert hatte. Zweifellos würde man zu drastischen Maßnahmen greifen, ihr die Leitung der Grabungen entziehen und sie ägyptischen Archäologen übertragen… Wie auch immer, sie würde sich nicht durch mögliche spätere Konsequenzen von ihrem Entschluß abbringen lassen. Zuerst
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