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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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der Tat darin gelegen, den Beweis zu finden. Alle erklärten, es seien keine Ähnlichkeiten zwischen der Kunst der Ägäis und der des klassischen Mittelamerika nachzuwei-sen. Aber Daniel erwiderte, das lasse sich dadurch erklären, daß die Kunst von Chichen Itzä und anderer Hochburgen der Maya-Kultur mehrere tausend Jahre nach der Atlantis-Katastrophe entstanden sei. Kunst und Kultur hätten sich in den dazwischenliegenden Jahrhunderten entsprechend entwickelt. Er kam deshalb zu dem Schluß, es müsse ihm gelingen, Beispiele der Maya-Kunst zu finden, die aus einer früheren Zeit stammten als alle derzeit bekannten.
    Er hatte mehrere Jahre mit der Suche zugebracht, hatte Luftaufnahmen studiert und die Computer mit immer neuen Daten gefüttert. Seine Entschlossenheit, die an Besessenheit grenzte, führte ihn schließlich zu einem seltsamen Hügel im mexikanischen Dschungel. Nach zwei Jahren mühevoller Ausgrabungen stellte er fest, daß es sich um das Grab eines bis dahin unbekannten Maya-Königs handelte.
    Dieses Ergebnis hatte ihm die widerwillige Anerkennung seiner Kollegen eingebracht. Dann aber stieß er auf ein Fresko, wie man es noch nie zuvor gesehen hatte. Anstelle der korpulenten Gestalten mit schlaffen Armen und dicken Bäuchen, die man in Bonampak fand, zeigte es schlanke, drahtige Gestalten mit schmalen Hüften und schulterlangen schwarzen Haaren. Allerdings hatten sie bereits die flache Stirn und die langen Hinterköpfe, die ein Kennzeichen der späteren Maya-Kunst waren. Das Fresko, so erklärte Daniel, sei der Beweis für seine Atlantis-Theorie, aber die Spötter machten sich sofort wieder über ihn lustig. Jetzt hatte er allerdings einen noch klareren Beweis gefunden. Unter den Kalkschichten einer zweiten Wand war Daniel auf etwas gestoßen, das weder in Mexiko noch irgendwo in Mittel- oder Südamerika zu finden war.
    Es handelte sich um ein Wandbild, das Schlangen zeigte: die Vorläufer der Gefiederten Schlange, die bei den Tolteken, Azteken und den Mayas als mächtiger Gott verehrt wurde. Auf dem von Danno entdeckten Fresko hielten die Menschen Schlangen in beiden Händen – ein bekanntes Motiv der minoischen Kunst.
    Dann legte Danno auf der dritten Wand der Grabkammer ein weiteres Fresko frei, das selbst ihn verblüffte.
    Es glich aztekischen Darstellungen, die erst Jahrhunderte später auftauchten. Die Menschen auf dem Bild saßen zusammengekauert oder lagen auf dem Rücken. Aus ihren Mündern stiegen seltsame Wirbel auf.
    Die Archäologen deuteten solche gewundenen Bänder in der aztekischen Kunst als Symbole für Sprache oder Atem. Einige gingen sogar soweit zu behaupten, bei den Spiralen handle es sich um Darstellungen der Atmungsapparate vorzeitlicher Astronauten. Daniel dagegen deutete sie als Hinweise darauf, daß sich diese Menschen unter Wasser befanden und ertranken. Das neu entdeckte Wandbild zeigte die Geschichte der großen Katastrophe, bei der ihre Vorfahren ertrunken waren, als Atlantis unterging-Seine Kritiker ließen sich jedoch nicht überzeugen. Deshalb verwies Daniel auf die Wandbilder von Bonampak, die Jahrhunderte später entstanden waren.
    Wie, so hatte er gefragt, könne man erklären, daß auf diesen Fresken des achten Jahrhunderts immer wieder das Thema Meeresleben auftauchte? Auf den Gewändern von Priestern und Herrschern sah man Langusten; der Kopfschmuck erinnerte an Kraken, Flossen und Seetang. Weshalb sollte eine Gesellschaft im Dschungel Lebewesen und Pflanzen aus dem Meer darstellen?
    Aus einem einfachen Grund, erklärte Danno: Diese Bilder erzählten die Geschichte des Untergangs von Atlantis. Daniel hatte neben dem neu entdeckten Königsgrab sein Lager aufgeschlagen. Mit seinem alten IBM ThinkPad, einem Xircom PCMCIA V.34-Modem und einem Funktelefon hatte er eine Cyberspace-Verbindung zu Kollegen in Houston und Santa Barbara aufgebaut. Das erlaubte ihm sowohl den Zugriff auf eine Kunst-Datenbank als auch auf ein Kunst-Rekonstruktions-Programm. Über eine Satellitenverbindung in Cozumel übertrug er die entdeckten Wandbilder in beide Institute. Dann verglich er sorgfältig eines der Wandbilder mit ausgewählten minoischen Darstellungen. Bestimmte Punkte wie Nasen, Knie und Fingerspitzen wurden präzise übereinanderprojiziert und fehlende Stellen mit Hilfe des Rekonstruktions-Programms ergänzt. Sie stimmten beinahe völlig überein.
    ›Mazel tow!‹ schrieben die Kollegen aus Santa Barbara. In der Info-Box des Monitors erschien die Frage:
    ›Wo bleibt der

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