und war inzwischen auf dem Weg nach Brasilien.
Reichtum brachte auch andere angenehme Dinge mit sich. Ohne Geld hätte Miles diesen Dr. Voss nicht von so vielen Männern überwachen lassen können. Einer hatte ihm sofort Meldung erstattet, als Voss einen schweren Fehler beging und ein Flugticket nach Montpelier, Vermont, kaufte und am Zielort einen Leihwagen bestellte. Voss war vermutlich so leichtsinnig gewesen, weil er glaubte, seine Spur werde nur bis zu dem Kloster führen, und dort sei alles vorüber. Warum sollte er noch vorsichtig sein? Vielleicht war er sogar in der Hoffnung zum Kloster gefahren, seine Verlobte nach Hause zurückzubringen. Wie auch immer, er hatte sich geirrt.
Etwas Gutes war bei der Dreitausend-Meilen-Reise von Dr. Voss allerdings herausgekommen: Havers hatte endlich Stevensons Computer.
Nun saß Miles in seinem Turm. Die Tür war gegen das Personal und andere unerwünschte Störenfriede gesichert, und die Kamera überwachte den Gang für den Fall, daß Erika zufällig vorbeikommen sollte.
Miles startete den Computer, und als der Bildschirm hell wurde, überprüfte er zunächst die Dateien im Desktop-Verzeichnis. Er öffnete ein paar und stellte fest, daß Stevenson den Laptop hauptsächlich für seine Forschungen benutzt hatte. Zur Software gehörte Virtual Imaging. Damit hatte Stevenson Videoaufnahmen, die von anderen Orten gesendet wurden, mit Grafiken überlagern können. Miles entdeckte Maya-Fresken über minoischen Darstellungen, und er mußte Stevenson widerwillig bewundern. Vielleicht war er doch kein Verrückter gewesen. Zu schade, daß dieser interessante Mann zu seinen Gegnern gehört hatte.
Miles blickte nachdenklich auf den vielbenutzten Computer. Strickland hatte gesagt, der Computer sei an eine Steckdose angeschlossen gewesen, als sie ihn gefunden hatten. Daneben stand eine halbleere Tasse Kaffee, und auf dem Tisch lagen ein Bleistift und ein Notizblock mit ein paar Aufzeichnungen. Catherine Alexander hatte eindeutig am Computer gesessen, bevor sie zu Bett gegangen war.
»Also gut«, murmelte Miles, »sehen wir uns an, woran unsere Archäologin gearbeitet hat, als wir sie unhöf-licherweise stören wollten.«
Er hielt inne, als er das E-Mail-Symbol sah, und beschloß aus Neugier, das Verzeichnis zu öffnen. Überrascht stellte er fest, daß sich im Briefkasten eine Nachricht befand. Er hatte angenommen, die Alexander sei vorsichtig genug gewesen, nicht ans Netz zu gehen. Er klickte und las: »Er hat Sie gefunden!« Havers runzelte die Stirn. Die Nachricht war drei Tage alt und morgens, kurz nachdem er Catherine durch Galaxy BBS ausfindig gemacht hatte, eingegangen. Zeke hatte gemeldet, sie sei nicht in dem angegebenen Haus in der N Street in Washington zu finden. Eine Mrs. O’Toole habe ihm gesagt, sie sei bereits ausgezogen. Miles starrte auf den Bildschirm und überlegte. Plötzlich wurde ihm klar, was geschehen war: Jemand hatte die beiden gewarnt!
Als er die elektronische Adresse sah – ›
[email protected]‹ – schnaubte er. Der Trottel hatte die Warnung sogar über das Dianuba Network geschickt. Er griff nach dem Haustelefon. »Teddy…«
»Ich bin schon dabei, Mr. Havers«, sagte Teddy. Das Dianuba Network hatte zwar zehn Millionen Benutzer, aber Miles wußte, es würde weniger als fünf Minuten dauern, die Angaben zu ›Freund‹ zu finden. Miles wandte sich wieder dem Computer zu und sah sich die Desktop-Symbole noch einmal an. Diesmal suchte er nach einem Utilities-Programm. Er doppelklickte auf ›PCTools‹ und stellte erleichtert fest, daß Stevenson ein Undelete-Programm installiert hatte. Miles hätte nicht riskieren wollen, ein solches Programm zu laden und dabei möglicherweise Dateien zu löschen. Mit einem Klicken auf ›Undelete‹ und C:\»
kam er in das Hauptverzeichnis und überprüfte durch schnelles Öffnen und Schließen die Unterverzeichnisse auf gelöschte Dateien. Er stellte fest, daß es sich hauptsächlich um Korrespondenz und Artikel handelte, die Stevenson zur Veröffentlichung weitergeleitet hatte. Alle Dateien waren mindestens mehrere Wochen alt. Aber Miles suchte eine Datei, die an einem bestimmten Datum und zu einem bestimmten Zeitpunkt gelöscht worden war. Im Unterverzeichnis TMBX52 entdeckte er eine gelöschte Datei:?YMBOS.EXE
gelöscht am: 28. Dez. 1999, Zeit: 6.48 Uhr. Etwa um diese Zeit hatte Strickland mit seinen Kollegen das Kloster erreicht.
Havers stellte sich die Szene vor: Eine Nonne warnt Catherine Alexander.