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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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seiner visionären Begeisterung überzeugt.
    Miles warf einen unruhigen Blick auf den Kalender. Seit dem Fund des Jesus-Fragments waren fünf Tage vergangen. Jeder weitere Tag vergrößerte die Wahrscheinlichkeit, daß ein anderer von den Schriftrollen erfuhr und sich auf die Jagd danach machte. Im stillen verwünschte er Teddy Yamaguchi, obwohl es nicht Teddys Schuld war, daß sie die Frau noch nicht gefunden hatten. Auch Zeke machte er bittere Vorwürfe. Er hätte sie im Sinai nicht entkommen lassen dürfen.
    Seine Sekretärin meldete sich. »Mr. Havers, Sie haben ein Gespräch auf Ihrem persönlichen Apparat.« Es war Teddy Yamaguchi.
    »Ich möchte von Ihnen nur eine gute Nachricht hören«, sagte Miles.
    Teddy hatte in der Tat gute Nachrichten. Es war ihm gelungen, Daniel Stevensons Internet Server zu lokalisieren, und noch wichtiger, er besaß Stevensons elektronische Adresse. »Ich muß jetzt nur noch das Internet überwachen und nach jemandem Ausschau halten, der Stevensons IP-Adresse benutzt.« Miles wußte, wie Teddy das anstellen würde. Für einen cleveren Hacker war das ein Kinderspiel. Wenn Catherine Alexander mit Stevensons Laptop im Internet auf Online ging, würde Teddy die Verbindung sehen und OmegaNet, Stevensons Zugangsvermittler, täuschen, der glaubte, er selbst sei diese Alexander. Dann würde Teddy auf seinem Bildschirm sehen, was sie im Netz suchte. Gleichzeitig konnte er die Verbindung überprüfen und herausfinden, wo sich die Alexander in diesem Augenblick befand.
    »Wenn sie sich das nächste Mal ins Netz wagt, Mr. Havers«, sagte Teddy zuversichtlich, »dann haben wir sie.«

    Sacramento, Kalifornien

    »Wir werden Daniels Zugangsverbindung benutzen, um uns ins Internet einzuwählen«, sagte Catherine, als sie an dem vermutlich hundertsten geschlossenen Obststand am Straßenrand vorbeikamen. Sie und Garibaldi fuhren auf dem Highway 99. Die Straße war älter und langsamer als die Interstate 5. Aber auf dieser Strecke würde man sie nicht vermuten. »Zuerst sollten wir Informationen über Antiochia suchen«, fügte sie hinzu. »Sabina ist dort geboren worden. Ihr Vater war offenbar ein geachteter Einwohner der Stadt. Vielleicht finden wir irgendwo einen Hinweis auf die Familie.«
    »Stellen Sie sich vor«, sagte Garibaldi und setzte zum Überholen an, weil ein vollbeladener Lkw mit stin-kendem Dieselqualm die Luft verpestete, »es stellt sich heraus, daß der Prediger, von dem Sabina spricht, der heilige Paulus ist. Antiochia war die erste Stadt, in der er zu den Menschen gesprochen hat. Dort hat man zum ersten Mal die Anhänger der neuen Lehre als >Christen‹ bezeichnet.«
    Catherine erwiderte nichts. Sie wußte, Garibaldi dachte in den Begriffen der Männer, die dazu beigetragen hatten, die christliche Kirche zu prägen. Catherine hatte ihm noch nichts von ihrer Hoffnung gesagt, in den Schriftrollen etwas zu finden, was mehr Licht auf die Rolle der Frauen werfen würde. Sie blickte ihn verstohlen von der Seite an. Er trug immer noch die schwarze Soutane, das Symbol der männlichen Macht, die sich die katholische Kirche angemaßt hatte. Catherine fragte sich, was Garibaldi zu Frauen sagen würde, denen man das Priesteramt übertrug.
    Würde er mich auch dann noch unterstützen, wenn er wüßte, daß ich den Beweis dafür suche, daß die Männer nicht das Recht haben, sich als Stellvertreter Christi zum Papst wählen zu lassen?
    Catherine massierte sich den Nacken. Sie waren seit beinahe zehn Stunden unterwegs, wechselten sich beim Fahren ab und machten nur Pausen, um zu tanken und Essen zu kaufen. Sie hielten ständig Ausschau nach Fahrzeugen, die sie möglicherweise verfolgten. In Fresno wechselten sie vorsichtshalber den Leihwagen. Jetzt fuhren sie nicht mehr den blauen Mustang, sondern einen roten Ford Escort. Es war spät am Nachmittag, als sie bei grauem Himmel das Weinanbaugebiet um Sacramento erreichten.
    Catherine hatte lange in dem ersten Buch gelesen. Aber schließlich hatte sie es aufgegeben. Das Lesen während der Fahrt war einfach zu mühsam, außerdem mußte sie vorsichtig sein, damit der empfindliche Papyrus keinen Schaden nahm. Ein so wertvolles Dokument hätte sie normalerweise nur unter Institutsbe-dingungen angefaßt.
    Immer wieder kreisten ihre Gedanken um den einen Satz: »… daß mir offenbart worden ist, wie und wann der Gerechte zurückkehren wird.«
    Sie war neugierg, wie Sabinas Geschichte weiterging, aber sie mußte sich gedulden, bis sie ein Motel gefunden

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