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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Kopf. »In diesem Haus ist jeder mit sich beschäftigt. Außerdem war Dr. Stevenson nur sehr selten da. Er war ständig unterwegs bei Ausgrabungen. Wissen Sie, so eine Art Indiana Jones.«
    »Und die beiden bewaffneten Männer, die die Frau verfolgt haben?«
    »Ich habe sie nicht richtig gesehen, weil ich meine Lebensmittel aufsammeln mußte. Der tiefgefrorene Truthahn ist durch den Gang gerollt und wäre beinahe…«
    »Draußen hat ein Mann auf die fliehende Frau gewartet«, unterbrach der Inspektor sie ungeduldig und stand auf. Die Polizeistation glich an diesem Dezembermorgen, eine Woche vor Weihnachten, einem Irrenhaus – Einbrüche, gestohlene Fahrzeuge, Raubüberfälle und betrunkene Autofahrer ließen den Beamten keine ruhige Minute. Außerdem waren sie unterbesetzt. Der Inspektor konnte sich nicht den Luxus erlauben, diesem Fall so nachzugehen, wie er es eigentlich für richtig gehalten hätte. Er mußte unbedingt noch die Beweisstücke ins Institut bringen.
    »Haben Sie den Mann gesehen, mit dem die Frau dann geflohen ist?«
    »Glauben Sie, ich kann durch Hauswände blicken, junger Mann?«
    »Sie wissen also nicht, wer sie war, und Sie wissen nicht, mit wem sie davongefahren ist?«
    »Richtig. Kann ich jetzt gehen?«
    »Sind Sie sicher, daß dieses Bild ihr gleicht?« Die Nachbarin warf noch einmal einen Blick auf das fertige Porträt. In diesem Augenblick erschien ein anderer Mann in der Wache, blickte ihr über die Schulter und fand, daß der Porträtist eine hübsche Frau mit großen Augen und sinnlichen Lippen gezeichnet hatte. Auf dem Bild hatte sie eine senkrechte Falte zwischen den Augenbrauen, als mache sie sich viele Gedanken oder sei oft zornig. Vielleicht war sie auch nur temperamentvoll. Wer mochte diese schöne Unbekannte sein?
    Der Chefredakteur hatte Maloney auf die Wache geschickt, um herauszufinden, ob aus dem Mord an dem Archäologen vielleicht eine Geschichte zu machen sei. Bislang hatte Maloney jedoch nur erfahren, daß Stevenson ein Einzelgänger und Idealist gewesen war, der verrückte Sachen geglaubt hatte, etwa, daß es auf dem Mars Pyramiden gab. Jedenfalls hatte er keinen großen Beitrag zur Wissenschaft geleistet. Ein Spinner, dachte Maloney gelangweilt.
    Trotzdem schien dieser Stevenson wichtig genug zu sein, um auf so seltsame Weise ermordet zu werden.
    »Ist etwas gestohlen worden?« fragte Maloney den Kaugummi kauenden Inspektor und folgte ihm durch die Wache mit den klingelnden Telefonen, klappernden Schreibmaschinen und lauten Druckern. Alle schienen plötzlich gleichzeitig zu reden, und es entstand ein ohrenbetäubender Lärm. Darunter mischten sich aus dem Radio die süßlichen Töne von ›Stille Nacht, heilige Nacht‹.
    »Uns ist nichts aufgefallen«, sagte der Inspektor gereizt und nickte seinem Vorgesetzten zu, der ihn zu sich in sein Büro winkte. »Stevensons Wohnung war das reinste Chaos – nichts aufgeräumt, keine ersichtliche Ordnung, ein Science Fiction-Fan. So ein Typ, der mit sechsunddreißig noch immer nicht erwachsen ist.
    Wie soll da jemand sagen, ob etwas fehlt?«
    »Gibt es Spuren? Weiß man schon, wer die Mörder sind?« fragte Maloney.
    »Mein lieber Baloney, haben Sie nichts Besseres zu tun, als mir hier Fragen zu stellen?«
    Maloney hatte nichts dagegen, daß ihn die Beamten ›Baloney‹ nannten. Seine Spitznamen für sie waren noch weniger schmeichelhaft. »Ich möchte nur ein paar…«
    Aber der Inspektor ging weiter und verschwand im Büro seines Vorgesetzten.
    Maloney blieb stehen und dachte, er werde wohl am besten in aller Ruhe frühstücken gehen. Er drehte sich um und schlenderte durch den Raum in Richtung Ausgang. Er mußte noch einmal stehenbleiben, weil gerade vier ›Weihnachtsmänner‹ in Handschellen hereingebracht wurden. Sein Blick fiel auf den Schreibtisch des Inspektors, und er sah einen Stapel Umschläge, wie man sie für die Aufbewahrung von Beweisen benutzt. Auf den Umschlägen stand: Stevenson, 17. 12. 99; Inspekt. Schapiro. Aus einem der Umschläge ragte in einer Plastikhülle ein glänzendes Photo.
    Maloney ließ die Tür von Schapiros Vorgesetztem nicht aus dem Auge, schob sich rückwärts unauffällig an den Schreibtisch heran und zog geschickt das Photo aus dem Umschlag. Er überzeugte sich schnell, daß niemand auf ihn achtete, drehte sich um und steckte die Hände in die Hosentaschen. Dann blickte er auf den Schreibtisch. Verblüfft sah er genauer hin. Was zum Teufel ist das?
    Maloney runzelte die Stirn. So etwas

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