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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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er hatte ihr das richtige Stichwort gegeben, »Sie sollten nach Chicago zurückkehren. Sie sind Priester und wollen bestimmt bei Ihrer Gemeinde sein. Ein Priester gehört in eine Kirche…«
    »Deshalb bin ich nicht dorthin gegangen«, erwiderte er und reichte ihr die Soja-Sauce. »Ich habe den Priester gebeten, für Daniel eine Messe zu lesen.«
    Catherine sah ihn sprachlos an. Tränen traten ihr in die Augen. Eine Messe für Daniel…
    Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. »Danke«, sagte sie leise. »Danke, daß Sie das für Danno getan haben.«
    »So etwas ist schließlich meine Aufgabe«, erwiderte er und lächelte sie an.
    Dreimal mußte er den Laptop starten. Während sich Garibaldi um den Computer bemühte, sagte er: »Ich denke, wir sollten vor allem versuchen, die Schriftrollen zu datieren.« Catherine konnte nicht so schnell essen wie er und saß noch über den reichlichen Portionen. »Man sagt, daß Jesus seine Botschaft in den drei Jahren vor der Kreuzigung im Jahr 32 oder 33 unserer Zeitrechnung verkündet hat. Wenn Sabina ihn als Zehnjährige in der Nähe des Toten Meeres hat predigen hören, dann muß sie um 20 n. Chr. geboren sein. Im Text steht, daß sie Amelia ihre Geschichte als Achtzigjährige erzählt. Das wäre demnach im Jahr 100 n. Chr.«
    »Am Anfang des zweiten Jahrhunderts.« Michael nickte nachdenklich. »Und Sie glauben, daß die Handschrift aus dem zweiten Jahrhundert stammt?«
    »Eindeutig. Meine Mutter hat viele Jahre damit zugebracht, Pinselstriche, die Schwärzung von Tinte und die Form der Buchstaben zu katalogisieren. So wie wir eine Handschrift aus dem achtzehnten von einer aus dem neunzehnten Jahrhundert unterscheiden können, zum Beispiel die Unabhängigkeitserklärung im Vergleich zu einem Brief von Charles Dickens, so ist ein guter Paläograph in der Lage, Handschriften des Altertums genau zu identifizieren und zu datieren.«
    Garibaldi ließ den Monitor des Computers nicht aus den Augen, während Catherine noch einen Schluck grünen Tee aus dem Plastikbecher trank.
    »Vater Garibaldi, ich wünschte wirklich, Sie würden auf mich hören«, sagte sie. »Ihr Leben ist in Gefahr.
    Die beiden Männer waren nicht in Dannos Wohnung, um sich mit uns zu unterhalten. Sie haben keine Fragen gestellt, sondern sind in die Wohnung eingedrungen und haben Danno blitzschnell ermordet. Das bedeutet, sie wußten bereits, wo sich die Schriftrollen befanden. Das wiederum konnten sie nur durch Abhö-
    ren herausgefunden haben.«
    Garibaldi tippte auf der Tastur. »Sie meinen, die Wohnung wurde überwacht, und man hat alles mitgehört, was dort gesprochen wurde?«
    »So muß es gewesen sein. Ich habe es mir immer wieder überlegt. Ganz zum Schluß hatte ich Danno gesagt, daß ich die Schriftrollen in der blauen Tasche bei mir habe. Zwei Minuten später sind diese Männer aufgetaucht.« Sie lehnte sich zurück und seufzte. »Aber mir macht etwas anderes große Sorgen. Danno hat gesagt, er hätte herausgefunden, wer hinter mir her ist. Das bedeutet, Miles Havers weiß, daß ich erfahren habe, wer hinter dem Mord steckt! Vater Garibaldi, dieser Havers ist entschlossen, mich zu finden. Wenn Sie nicht nach Chicago zurückkehren, sind Sie in großer Gefahr. Verstehen Sie mich?«
    »Ich verstehe jetzt, weshalb das alte DOS vom Markt verschwunden ist«, murmelte Garibaldi, während er ungerührt auf der Tastatur Befehle eingab. »Auch ich bin inzwischen völlig auf die Maus angewiesen.« Er sah sie an und lächelte entwaffnend. »Tut mir leid, aber so einfach werden Sie mich nicht los.«
    »Vater Garibaldi, allein kann ich mich leichter verstecken.« Er gab keine Antwort und tippte weiter. Sie lauschte unwillkürlich auf die Geräusche der Straße. Autos rasten vorbei, die Dieselmotoren der Lkws dröhnten laut wie Panzer; hin und wieder hämmerten die Bässe eines Autoradios durch die Nacht. Auf dem Highway hatten alle ein Ziel…
    »So, ich bin satt«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Wollen Sie nicht noch etwas essen?« Sie deutete auf zwei Portionen Reis und einen gemischten Salat.
    Er nickte und griff nach seinen Eßstäbchen. Catherine stellte sich vor die Tastatur, klickte zweimal auf das OmegaNet-Logo, und auf dem Bildschirm erschien die Homepage. Während Garibaldi geschickt mit den Stäbchen die Reste der Portionen aß, klickte Catherine zweimal auf den TCP-Manager. Das Trumpet Winsock-Fenster wurde geöffnet:

    INTERNAL SLIP DRIVER COM1 BAUD RATE = 547.600 COMPRESSION IP

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