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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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    Auf dem Menü aktivierte sie die ›Anwahl‹-Option und klickte auf ›Login‹.
    Auf dem Bildschirm erschien:

    USERNAME

    Sie tippte: dstevens.
    Dann kam die Aufforderung:

    PASSWORD

    Aber als sie zu tippen begann: Maat…, warf Garibaldi plötzlich die Eßstäbchen auf den Tisch und hielt ihr Handgelenk fest. »Halt!« rief er. »Schließen Sie das Programm.«
    »Warum?«
    »Schließen Sie es, schnell!«
    Sie klickte auf ›Exit‹, dann auf ›Anwahl‹ und klickte auf ›Bye.‹ Auf dem Bildschirm erschien die Meldung: NO CARRIER

    »Was soll das?« fragte sie verblüfft.
    »Wo ist nur mein Verstand geblieben!« rief er kopfschüttelnd. »Havers hat in Daniel Stevensons Wohnung eine Mithöranlage installieren lassen und vermutlich auch sein Telefon angezapft, sagen Sie.«
    »Ja,und…?«
    »Würde er nicht auch Daniels Computer in sein Überwachungssystem einbeziehen?«
    »O mein Gott…«, flüsterte sie. »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Natürlich! Jemand wie Havers hat natürlich Hacker, die wie Spinnen das OmegaNet überwachen und nur darauf warten, daß ich Online gehe.
    In dem Augenblick, in dem Daniels Identifikation erscheint, ist er in der Lage, die Verbindung bis hierher zum Motel zurückzuverfolgen!« Catherine schlug mit der Faust auf den Tisch. »Kaum zu glauben. Ich sitze in der Falle!«
    »Immer mit der Ruhe«, erwiderte Garibaldi. »Wir sitzen nicht in der Falle, wenn wir ihm einen Schritt voraus sind. Wir müssen uns alles, was wir tun, ganz genau überlegen, und wir müssen schnell sein, aber wir können ihm entwischen.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Jetzt ist es zu spät, aber morgen früh werden wir als erstes eine neue Zugangsberechtigung kaufen.« Catherine schloß den Deckel des Laptop und blickte auf den gelben Microsoft-Aufkleber. Daniel hatte ihn mit einem Schnurrbart versehen und einem fehlenden Zahn. »Dann sollten wir uns ausruhen. Ich bin müde und kann nicht mehr klar denken. Mein Fehler hätte uns das Leben kosten können.« Garibaldi nickte. Er legte sich in Jeans und T-Shirt auf das eine Bett, schob einen Arm unter den Kopf und den anderen über die Brust. Catherine öffnete die blaue Tasche, nahm den Notizblock heraus, ihre vielbenutzte Ausgabe von Strongs Griechisch im Neuen Testament und die gefalteten Papyri. Sie legte die Kissen im zweiten Bett aufeinander und schaltete die Leselampe ein.
    Bevor sie mit der Arbeit begann, blickte sie noch einmal auf Garibaldi. Sein inzwischen schon vertrautes Gesicht lag im Dunkel. Die Goldkette an seinem Hals glänzte. Das kleine Kreuz hob und senkte sich langsam und regelmäßig mit seinen Atemzügen. Catherine hatte den Schreck über ihre Nachlässigkeit noch nicht überwunden. Garibaldi hatte recht. Havers ließ das Internet überwachen. Wenn sie das Paßwort eingab, dann wußte er im nächsten Moment, von welcher Telefonnummer sie sich in das Net eirigewählt hatte.
    Beinahe wäre alles zu Ende gewesen.
    Michael Garibaldi schlief jetzt, aber er hatte sie gerettet. In Jeans wirkte er keineswegs so autoritär und bedrohlich wie in der schwarzen Soutane.
    >Ich habe keine Angehörigem, hatte er gesagt. Catherine dachte an die Wunde an seinem Arm. Beim Anle-gen des neuen Verbands hatte sie die harten Muskeln gespürt. Wahrscheinlich fragten die Kinder im Ghetto, mit denen er Basketball spielte, bereits ungeduldig, ob ›Mike‹ rechtzeitig zum Weihnachtsfest wieder zurück sein werde.
    Vor dem Essen hatte er sich schnell bekreuzigt. Ja, er war Priester, und er fühlte sich für sie verantwortlich.
    Catherine seufzte stumm. Sie wußte in diesem Augenblick, was sie zu tun hatte, auch wenn sie es nicht gern tat. Da er sie offenbar nicht freiwillig allein ließ, mußte sie ihn verlassen. Morgen war Sonntag. Er würde bestimmt in die Kirche gehen. Sie würde heimlich verschwinden und den ersten Bus nehmen, der sie von hier wegbrachte, ehe er überhaupt ahnte, daß sie nicht mehr da war.

    Meine Mutter war Hebamme. Ihr Können hatte sie von ihrer Mutter gelernt, und ich lernte es von ihr in dem Sommer, als ich sechzehn wurde.
    Eines Nachts wurden wir zu einer Frau gerufen, die ein Kind bekam. Sie lag bereits seit einem Tag und einer Nacht in den Wehen, und die alte Hebamme, die sie betreute, griff aus Unwissenheit zu grausamen Methoden. Sie ließ die arme Frau niesen und flößte ihr Brechmittel ein, um die Geburt vielleicht auf diese Weise einzuleiten. Als meine Mutter eintraf, war die junge Frau in einen

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