Die Prophetin
hätte mich im Bus erkannt und verhaftet! Mein Gott, ich habe zum ersten Mal im Leben richtig Angst.«
Er deutete auf das Photo des Papyrus. »Ist das die Kopie einer Schriftrolle?«
»Es ist das Photo, das ich gemacht habe, als ich das Fragment und die erste Seite der ersten Rolle zusammenfügte – Sabinas Brief. Ich habe das Fragment nicht behalten, sondern in meinem Zelt im Sinai zurückgelassen. Das ist ein Hinweis darauf, daß Havers nicht alle Photos hat. Hier steht, bei Dannos Leiche seien
›ein paar‹ Photographien gefunden worden, und ich habe über hundert Aufnahmen gemacht! Die beiden Killer haben bestimmt die meisten mitgenommen, aber doch nicht alle. Das ist immerhin ein gewisser Vorteil!«
Garibaldi legte die Zeitung auf den Tisch und griff nach seiner Reisetasche. »Aber Miles Havers wird nicht in Zusammenhang mit dem Mord gesucht, und er ist ein Milliardär.«
»Die Polizei weiß noch nicht, wer ich bin«, sagte Catherine und deutete auf den Text:
›Haben Sie diese Frau gesehen? Jeder, der Hinweise über ihre Identität und ihren Aufenthaltsort geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei von Santa Barbara unter der Telefonnummer 1-805-897-2300 (Inspektor Shapiro) zu melden. Auch jede andere Polizeidienststelle nimmt Informationen entgegen‹
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer meiner Bekannten oder Kollegen das Bild sieht«, sagte Catherine.
Sie dachte an Julius und seufzte.
Garibaldi ging ins Bad, um seine Toilettentasche zu holen. Catherine griff wieder nach der Zeitung. »Der Artikel wurde nicht von einem Journalisten in Sacramento geschrieben. Hier steht, er stammt von ›Associated Press‹, das heißt, er kommt von einer Nachrichtenagentur.«
»Und das bedeutet«, erwiderte Garibaldi, legte seine restlichen Dinge in die Reisetasche und zog den Reiß-
verschluß zu, »dieser Artikel mit den beiden Bildern wird von den Zeitungen im ganzen Land übernommen. Vielleicht erscheint er sogar überall auf der Welt.«
Catherine dachte an Hans Schüller im Institut für Radiologie in Zürich. Sie hatte ihn anrufen wollen, um zu erfahren, ob es ihm bereits möglich gewesen war, die Papyrusprobe vom Sinai zu datieren. Aber jetzt waren ihr die Hände gebunden. Wenn er den Artikel las, würde er sich vermutlich weigern, ihr zu helfen.
Möglicherweise würde er sogar die Polizei benachrichtigen. Catherine setzte sich auf das Bett und griff nach dem Telefon. »Was haben Sie vor?«
»Ich habe Danno nicht umgebracht. Ich bin keine Mörderin. Ich werde bei der Zeitung hier in Sacramento anrufen und es ihnen sagen.« Aber als sie begann, die Nummer zu wählen, legte sie plötzlich wieder auf.
»Ich kann die Redaktion nicht anrufen«, murmelte sie. »Ich kann überhaupt nicht telefonieren. Wenn sie eine Rufnummernidentifikation haben, wissen sie, von wo ich anrufe.«
Garibaldi öffnete die Zimmertür einen Spalt und blickte hinaus. »Wir müssen hier weg. Wenn die Frau im Büro des Motels die Zeitung liest und sich daran erinnert, Sie heute morgen gesehen zu haben…«
»Und die Zimmerrechnung?«
Garibaldi stellte die schwarze Reisetasche auf den Tisch, nahm seine Brieftasche heraus, füllte einen Reisescheck aus und legte ihn unter den Lampenfuß. »Auch das wäre erledigt. Fahren wir.«
Sie eilten zum Wagen, und Garibaldi fuhr vorsichtig vom Parkplatz. Als sie wieder auf der Straße waren, sagte er: »Wir haben einen Vorteil. Weder Havers noch die Polizei wissen, daß der Mann in Ihrer Begleitung ein Priester ist. Wenn ich die Soutane trage, gewinnen wir Zeit, um uns in Sicherheit zu bringen.«
Fresno, Kalifornien
»Ein Priester?« wiederholte Zeke. »Sie meinen, ein katholischer Priester? Sind Sie sicher?«
»Aber ja«, erwiderte der Angestellte in dem Leihwagenbüro. »Der Mann trug eines dieser langen schwarzen Gewänder. Wie heißen die noch? Sultanen… ja, er trug eine Sultane.« Zeke kniff die Augen zusammen. »Sie meinen eine Soutane?«
»Auf jeden Fall war es ein Priester«, beteuerte der Mann. »Ich kann Ihnen versichern, es kommt nicht oft vor, daß ein Priester bei uns einen Wagen leiht.«
»Können Sie ihn etwas näher beschreiben?«
»Ein großer Mann, wirkte sportlich und hatte kurz geschnittene Haare.«
Zeke erinnerte sich. Das klang sehr nach dem Priester, der versucht hatte, die Beduinenfrau zu beschützen, als Dr. Alexander das Lager im Sinai verließ.
»War diese Frau bei ihm?« fragte er und zeigte dem Mann ihr Photo.
Er betrachtete das Bild
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