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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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nachdenklich, dann rief er: »He! Das ist doch die Frau in der Zeitung. Nein, der Priester war allein. Ich habe niemanden in seiner Begleitung gesehen. Wollen Sie behaupten, daß ein Priester mit einer Mörderin durch Kalifornien flieht?«
    Zeke starrte ausdruckslos durch die große Glasscheibe, vor der sich der Parkplatz der Leihwagenfirma befand. Das Büro lag direkt hinter der Ausfahrt am Highway 99 zwischen einem Restaurant und einer Tankstelle. Er hatte den blauen Mustang gesehen, als er mit seinem Partner vom Highway abgefahren war. Das Nummernschild bestätigte seinen Verdacht. Es war der Wagen, mit dem Dr. Alexander aus Santa Barbara geflohen war. Nachdem Zeke die Zulassungsnummer überprüft hatte, war es nicht allzu schwer gewesen, herauszufinden, von welcher Leihwagenfirma der Mustang stammte. Der einzige Haken bei der Sache war gewesen, daß das Unternehmen Niederlassungen in ganz Kalifornien hatte. Es galt zu überlegen, wie viele Meilen die Alexander mit ihrem Begleiter an einem Tag hatte zurücklegen können. Außerdem vermutete er, daß sie das Fluchtfahrzeug gegen einen anderen Wagen austauschen würden. Und so war er mit seinem Partner hierhergekommen.
    Zeke lächelte. Er war mit sich zufrieden. Die Spur dieser Alexander hatte ins Nichts geführt, aber jetzt war er ihr wieder auf den Fersen.
    »Wissen Sie zufällig, in welche Richtung der Priester gefahren ist?«
    »Nach Norden. Er hat eine Straßenkarte gekauft«, antwortete der Mann und deutete auf den Kartenständer auf der Theke. »Eine der am meisten gekauften – Gold Country. Dann hat er gefragt, wie weit es bis Sacramento ist.«
    Zeke griff in die Hosentasche und zog ein Bündel Dollarscheine heraus, die er dem Mann gab. »Können Sie mir noch etwas sagen?«
    »Nein, aber es dürfte Ihnen nicht schwerfallen, sie zu finden. Schließlich ist der Mann ein Priester und fällt jedem auf.« Zeke lächelte. »Da haben Sie recht.«
    »Man stelle sich das vor!« sagte der Mann kopfschüttelnd. »Diese Frau stiehlt geheime Schriftrollen und flieht mit einem Priester! Weiß das die Polizei schon… ich meine, die Sache mit dem Priester?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Zeke. »Warum?«
    »Warum? Können Sie sich vorstellen, was eine Zeitung wie der National Enquirer zum Beispiel für eine solche Geschichte zahlen würde? Ich habe von Ihnen schon mehr bekommen, als ich heute verdienen kann, und der Tag ist noch nicht zu Ende!« Er zählte das Geld und sagte dann: »Erlauben Sie mir eine persönliche Frage… die Narbe in Ihrem Gesicht… woher stammt die? Waren Sie in Vietnam?«
    »Nach Sacramento«, sagte Zeke zu seinem Partner, als er in den schwarzen Pontiac stieg.
    Sie fuhren auf die 99 in Richtung Norden, und er griff nach dem Autotelefon. Er wollte seinem Auftraggeber berichten, daß sie die Spur der Archäologin wiedergefunden hatten und daß sie mit einem Priester auf der Flucht war. Aber etwas ließ ihn zögern, und schließlich legte er den Hörer auf.
    Zeke fand es plötzlich besser, Miles Havers diese neue Information vorzuenthalten. Aus demselben Grund hatte er auch den Mann in der Leihwagenfirma zum Schweigen gebracht. Er lag jetzt mit durchschnittener Kehle hinter der Theke und starrte mit leeren Augen an die Decke.
    Zeke wollte nicht, daß Havers oder die Polizei oder übereifrige Journalisten Catherine Alexander aufspürten, bevor er sie gefunden hatte. Das Kaninchen gehörte ihm.

    Freers Institut, West Los Angeles

    Das Gesicht war so schön, daß Julius zögerte, es zu zerstören. Julius mußte sich daran erinnern, daß sein Skalpell sie nicht mehr entstellen würde, als es die Natur bereits getan hatte. Die Schönheit dieser Königin beruhte nicht mehr auf ihrem Gesicht aus Haut und Knochen, denn er hatte eine Totenmaske vor sich, die das Gesicht bedeckte. Jedesmal, wenn er eine Autopsie an einer Mumie vornahm, legte er Wert darauf, die Totenmaske oder eine Statue oder eine Darstellung der Toten vor Augen zu haben, um nicht zu vergessen, daß vor ihm auf dem Seziertisch ein Mensch lag, der einmal gelebt hatte und die gleiche Behutsamkeit und Achtung verdiente wie jemand, der gerade erst gestorben war. Für Julius war das Leben etwas Heiliges, und der Körper eines anderen verlangte von ihm Ehrerbietung. Er war ein Tempel Gottes, der nicht mißbraucht oder entweiht werden durfte. Bei jedem Schnitt in die brüchige Mumie betete er stumm: »Baruch Dajan ha-Emet – Gesegnet bist DU, der gerechte Richter…«
    An diesem ruhigen

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