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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Schändung des Schreins ist verabscheuenswürdig. Doch der Coup, den Ihr geplant hattet, ist uns alle teuer zu stehen gekommen. Wir werden nicht mehr davon sprechen. Von jetzt an wird es keine Mittelsleute mehr geben. Ihr werdet einsehen, dass ich nicht schon früher direkt mit Euch Verbindung aufnehmen konnte. Wäre das herausgekommen, so hätte man uns beide hingerichtet, und es wäre zum Krieg mit Spanien gekommen. Jetzt aber bin ich der Einzige, der Euch leiten kann.«
    Wieder sollte über mich bestimmt, sollte ich benutzt werden. Ich hatte mich endlich frei geglaubt – frei für ein Leben mit Bruder Edmund –, doch ich würde niemals nach meinem eigenen Willen leben dürfen.
    Das Wort Mittelsleute klang mir noch in den Ohren. » Ihr habt Gertrude Courtenay nach Dartford gesandt, um mich ausfindig zu machen«, sagte ich zu Chapuys.
    »Natürlich«, bestätigte Chapuys. »Sie war die beste Verbindung, die sich mir bot.«
    »Ist Eure Beziehung zu ihr bekannt?«, fragte ich.
    »Dann wäre ich kaum hier. Nein, sie hat alle meine Briefe nach der Lektüre verbrannt. Ich hatte es ihr so befohlen, und sie hatmeinen Befehl befolgt. Doch man entdeckte die Briefe anderer in ihrer Schatulle, und sie wurden gegen ihren Gemahl verwendet. Im Haus der Exeters in Cornwall fand man eine Flagge, die zu gegebener Zeit gehisst werden sollte, um unter ihr den Westen des Reichs gegen den König zu vereinen. Wie konnte sie sich zu einer so unglaublichen Dummheit hinreißen lassen? Gertrude Courtenay glaubte, sein Reichtum und seine königliche Abstammung würden ihren Gemahl schützen. Ich habe vergeblich versucht, ihr zu erklären, dass genau dies ihm zum Verhängnis werden könnte.«
    Ich sah wieder Henry Courtenay auf dem Schafott stehen und schauderte.
    Chapuys, dem offenbar kaum etwas entging, sagte: »Ich weiß, wie viel Ihr durchgemacht habt und wie schwer es für Euch war. Ich bedaure das aufrichtig. Doch in den vergangenen neun Monaten waren die Hinweise unseres Gewährsmanns über Euch nicht – äh, nicht eindeutig. ›Schickt sie nach London.‹ ›Bringt sie aus London weg.‹ ›Bringt sie zu einem Astrologen.‹ Es war ein ständiger Wechsel, über den ich keine Kontrolle hatte. Ich könnte mir denken, dass nicht einmal er selber kontrollieren kann, was er erfährt und wann er es erfährt.«
    Ich hörte ihm gebannt zu. Es war also ein Mann, der meine Zukunft sehen konnte. »Von was für einem Gewährsmann sprecht Ihr?«, fragte ich. »Wer sagt Euch, was mit mir geschehen muss?«
    Chapuys blickte mich ruhig an. »Ihr werdet nicht unter Eurem eigenen Namen reisen können. Jetzt nicht mehr, da Ihr Cromwell aufgefallen seid. Er lässt sich die Namen aller Personen zeigen, die Genehmigung erbitten, England zu verlassen. Das wird Zeit brauchen – wir müssen Urkunden herstellen, wir müssen uns überlegen, wie Ihr Dartford verlassen könnt, ohne Verdacht zu erregen.«
    »Was sagt Ihr da?«, fragte ich.
    »Juana, Ihr müsst in die Niederlande reisen, in die Stadt Gent, die Geburtsstadt Kaiser Karls. Nur dort und zur vorbestimmten Zeit könnt Ihr die Prophezeiung des dritten Sehers empfangen.«

Kapitel 36
    Botschafter Eustace Chapuys war in der ganzen Christenwelt hoch gerühmt wegen seiner Klugheit, seiner Gelehrtheit, seines Mutes und, vor allem, seiner Gelassenheit. Doch er war nahe daran, diese Gelassenheit zu verlieren, als ich mich weigerte, England zu verlassen und den dritten und letzten Teil der Prophezeiung zu hören.
    »Ihr kommt aus einer englischen Familie, die vom König ruiniert wurde, Ihr habt Katharina von Aragón gedient, Ihr habt bei der Hinrichtung der Freunde von Lady Maria gebetet«, sagte er ungläubig. »Gestern Abend wart Ihr zu sterben bereit, um das Andenken des höchsten englischen Heiligen zu schützen, und dennoch weigert Ihr Euch, den nächsten Schritt auf dem Weg zur Erfüllung der Prophezeiung zu tun? Der Heilige Vater hat Heinrich VIII. aus der Kirche verbannt. Keine Tat, die gegen ihn gerichtet ist, kann daher Sünde sein.«
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    Chapuys stand auf, seine scharfen Züge bebten. »In wenigen Wochen wird König Franz in Spanien eintreffen, um seinen Friedensvertrag mit dem Kaiser zu erneuern. Ich bin in Besitz von Hinweisen, zuverlässigen Hinweisen, dass der Papst die katholischen Könige von Frankreich und Spanien bitten wird, ein heiliges Bündnis zu schmieden, um dem vom Glauben abgefallenen König Englands den Krieg zu erklären. Heinrich wird mit jedem Jahr

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