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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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lindern.
    »Meine Freunde haben mir geschrieben, dass das Schlimmste vorüber sei und der König vielleicht endlich einlenken und meine Mutter in Frieden lassen werde«, sagte sie. »Gertrude Courtenay ist nie wegen irgendeines Verbrechens vor Gericht gestellt worden; es ist möglich, dass sie eines Tages auf freien Fuß gesetzt wird, zusammen mit ihrem Sohn.«
    Mir war das unbegreiflich. Gertrude, die die wahre Verschwörerin gewesen war, sollte aus dem Tower freikommen, während ihr Mann, der immer loyal gewesen war, sein Leben verloren hatte. Vielleicht war es nie gelungen, Beweise gegen sie zu finden, abgesehen von diesen Flaggen in Cornwall, von denen Chapuys gesprochen hatte.
    »Ich habe gehört, es gebe deutliche Anzeichen dafür, dass König Heinrich Cromwells ketzerischer Umtriebe müde ist«, sagte Ursula.
    »Was?«, rief ich erstaunt.
    »Wisst Ihr, dass der König am Stillen Freitag von der Kirchentür zum Kreuz gekrochen ist wie der frömmste Katholik?«, fragte sie eifrig.
    Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Und hier, in der Dreifaltigkeitskirche, werden die Bildnisse der Heiligen als abergläubisches Blendwerk entfernt, und man kettet eine Coverdale-Bibel an den Altar!« Ich fand diese Neuigkeit von der scheinbaren Rückkehr des Königs zum wahren Glauben weniger tröstlich als empörend. Wir waren alle Opfer seiner Launen.
    »Ja«, sagte Ursula seufzend, »das ganze Königreich befindet sich in heilloser Verwirrung. Es heißt, dass das Parlament, das gerade erst seine Sitzung aufgenommen hat, nicht zu einer Einigung in religiösen Streitfragen findet. In dieser Zeit völliger Richtungslosigkeit gibt es nur einen Weg – ein zurückgezogenes Leben zu führen und den König und seinen Hof zu meiden.«
    »Ja«, sagte ich, »und genau das gedenken Edmund und ich zu tun.«
    Ich erfuhr, dass Henry mit den Howards korrespondiert hatte. Meine Cousine Elizabeth würde nicht zu meiner Hochzeit kommen, sie hatte ihren Mann wieder verlassen und war in ihr früheres Haus zurückgekehrt, um dort in Zukunft allein zu leben. Die Verhandlungen zur Festsetzung einer Apanage für die Herzogin von Norfolk hatten bereits begonnen. Versöhnungspläne gab es keine mehr. Catherine Howard lebte immer noch in Horsham, dem Landsitz ihrer Stiefgroßmutter. Dort würde sie die Ankunft der neuen Königin abwarten, wenn es je eine geben sollte.
    Edmunds Gäste trafen in zwei Gruppen ein, zuerst drei Männer aus Cambridge, zwei von ihnen ehemalige Dominikanerbrüder. Der eine war Priester geworden, der andere Hauslehrer. Der dritte Mann hatte nie einer klösterlichen Gemeinschaft angehört – ganz im Gegenteil. Er war Protestant, ein junger Student namens John Cheke.
    »Er ist ein sehr liebenswürdiger Mensch«, sagte Edmund. »Ihr werdet sehen.«
    In der Tat, der junge Cheke war heiter und freundlich, voller Wissbegier und lebhaftem Interesse an der Welt. Er wollte alles über meine Tapisseriewerkstatt wissen und unbedingt den Phönix sehen, der mittlerweile beinahe fertig war. Geschmeichelt zeigte ich unser Werk.
    »Bruder Edmund kann stolz sein auf eine so kunstfertige Ehefrau«, sagte Mr Cheke, während er den Bildteppich eingehend betrachtete. Dann wurde er rot. »Verzeiht, ich sollte ihn nicht mehr ›Bruder‹ nennen. Gerade ich sollte mich über diese Veränderung freuen, aber die Umstellung fällt mir doch schwer.«
    »Das verstehe ich«, sagte ich. »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen.«
    Die zweite Gruppe bestand aus einem Mann allein, Edmunds älterem Bruder Marcus. Er besaß in Hertfordshire einen großen Hof und hatte Familie, doch die hatte er zu Hause gelassen. Seine Haare waren dunkler als die von Edmund und Schwester Winifred, überhaupt hatte er kaum Ähnlichkeit mit seinen beiden Geschwistern.
    »Ich weiß nicht, an wen ich mich in dieser Angelegenheit wenden sollte, aber es muss über eine Mitgift gesprochen werden«, verkündete Marcus seinem Bruder und mir beim Abendessen im Gasthof. Er war im Saracens Head abgestiegen, und niemand hatte etwas anderes vorgeschlagen.
    Edmund schüttelte den Kopf, und sie begannen zu streiten.
    Marcus zeigte auf mich. »Sie kommt aus einer adligen Familie. Wie konntet Ihr dieser Heirat zustimmen, ohne eine Vereinbarung über eine Mitgift zu treffen?«
    Ich starrte ihn verärgert an.
    »Das geht Euch nichts an«, sagte Edmund.
    »Ich bin das Oberhaupt der Familie«, entgegnete Marcus.
    »Ihr seid nicht das Oberhaupt meiner Familie«, sagte ich und stand auf.

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